Gebäudehülle sanieren

Optimierungspotenzial beim Gebäudebestand

In der energetischen Optimierung der Gebäudehülle liegt ein markantes Energiesparpotenzial. Eine gute Dämmung sämtlicher Fassaden bei Bestandesbauten kann bis zu einem Fünftel des Gesamtenergieverbrauchs einsparen.

von Stefan Aeschi

Dipl. Architekt ETH/SIA, DAS Wirtschaft FH, Experte Bau- und Energietechnik beim HEV Schweiz

Nur ein Fünftel der Bauten in der Schweiz gelten im weitesten Sinne als Neubauten, vier von fünf Gebäuden in der Schweiz wurden vor 1990 erstellt. Mit etwa 1,4 Millionen Haushalten leben knapp 40 Prozent der Privathaushalte in einem Eigenheim. Die Quote für die energetische Sanierung der bestehenden Bausubstanz beträgt jährlich rund 1 Prozent. Die energetische Sanierung aller Bestandesbauten dauert bei der aktuellen Sanierungsrate hochgerechnet demnach etwa ein Jahrhundert. Entsprechend liegt in der energetischen Optimierung älterer Wohngebäude ein enormes Energiesparpotenzial.

Zustand bestehender Gebäudehülle

Ein grosses Potential bietet nebst einer energieeffizienten Haustechnik auch die energetische Optimierung der Gebäudehülle – auch wenn dies vergleichsweise eher kostenintensiv ist. Mit einer guten Dämmung sämtlicher Fassaden können 10 bis 20 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs eingespart werden, natürlich jeweils abhängig vom energetischen Zustand der bestehenden Gebäudehülle. Gebäude, die vor 1980 erstellt wurden, weisen beispielsweise oft gar keine Wärmedämmschicht auf. Solche Backsteinmauerwerke oder Zweischalenmauer-werke mit einem Luftzwischenraum weisen U-Werte von 0,8 und 1,2 W / m2K (Wärmedurchgangskoeffizient,Watt pro Quadratmer Kelvin) aus, während Aussenwände von Neubauten einen U-Wert von 0,17 W / m2K, idealerweise sogar 0,15 W / m2K ausweisen. Die Anforderungen der MuKEn 2014 liegen bei einem U-Wert von max. 0,25 W / m2K. Die richtige Produktwahl allein ist aber noch kein Garant für eine gelungene energieeffiziente Gebäudesanierung, liegt der Teufel ja bekanntlich im Detail.

Ein ungenügender Wärmeschutz, vorhandene Wärmebrücken und ungenügende Luftzirkulation im Innenraum führen häufig an den inneren kalten Oberflächen der Aussenwände zu Oberflächenkondensat, was zu Schimmelpilzbildung führen kann. Liegen die inneren Oberflächentemperaturen der Aussenwände weit unter der Raumtemperatur, wird zudem das Raumklima und somit auch die Behaglichkeit spürbar negativ beeinflusst.

Was das geeignete Dämmsystem bestimmt

Die Wahl des geeigneten Dämmsystems für eine Fassadensanierung hängt nebst ökologischen und ästhetischen Ansprüchen vor allem von konstruktiven und den finanziellen Möglichkeiten ab. Sowohl eine verputzte Kompaktfassadendämmung als auch eine vorgehängte hinterlüftete Fassadenverkleidung ermöglichen es, bei einem gleichzeitigen Fensterersatz die Fenster in die Dämmebene zu setzen, sodass der Wärmedämmperimeter nicht unterbrochen wird. Sofern konstruktiv sauber ausgeführt, kann nicht pauschal gesagt werden, welche Fassadendämmung die richtige ist. Ausschlaggebend für die Wahl der Wärmedämmung sind also die konstruktiven Möglichkeiten am Gebäude und die Präferenzen der Hauseigentümer.

Dämmmaterial kein Kostentreiber

Die Kosten einer Fassadendämmung setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen: dem System der Dämmung, dem Dämmmaterial an sich, dem Aufwand für Planung und Montage, also der Arbeitszeit und der nötigen Baustelleninstallation (Baugerüst, Lastkran, Mulden, …), den Vorarbeiten wie dem Abschlagen des alten Putzes, dem Abkleben von Fenstern sowie dem Zuschnitt und der Befestigung der Dämmplatten mitsamt den Detailarbeiten an Fensterlaibungen und Dachüberständen, den Kosten für weitere Materialien wie Armierungsgewebe und Putz sowie den Entsorgungskosten für rückgebautes Material.

Das Dämmmaterial an sich ist demnach meist nicht der Kostentreiber. Kostenangaben und Durchschnittspreise hängen immer davon ab, was diese alles beinhalten und sollten darum auch daraufhin geprüft und verglichen werden. Bei Dämmmaterialien kann grob zwischen organischen, mineralischen und synthetischen Dämmstoffen unterschieden werden, wenn auch einige organische Dämmstoffe synthetische Anteile haben. Abhängig vom Anwendungsbereich und der Materialbeschaffenheit können Dämmstoffe als Matten, feste Platten, Einblasdämmung sowie als Stopfwolle oder als Schüttgut eingebracht werden.

Ratgeber «Unterhalts- und Erneuerungsplanung»

Ein regelmässiger Unterhalt und die Kontrolle einzelner Bauteile helfen, mögliche Schäden frühzeitig zu erkennen und dadurch Folgekosten zu verhindern. Dank der richtigen Pflege und Erneuerung der Bauteile halten diese länger und die Lebensdauer kann erhöht werden. Mögliche Erneuerungsmassnahmen werden erkannt und lassen sich langfristig planen. Dieser Ratgeber unterstützt Sie dabei, Ihr Gebäude vorausschauend zu unterhalten. Mit dem Erwerb dieses Buches erhalten Sie zudem Zugang zu verschiedenen Checklisten sowie dem Planungsinstrument «Kostenplanung Gebäudeerneuerung» auf unserer Website.
 

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Möglichkeiten zur nachträglichen Dämmung der Gebäudehülle

Aussendämmung:

-Kompaktfassade / Wärmedämmver bundsystem

- transparente Wärmedämmung (TWD) als solarer Wandspeicher

vorgehängte hinterlüftete Fassadenverkleidung

Kerndämmung

Innendämmung

Dämmputze (innen und aussen)

- EPS-Dämmputze

- Mineralische Dämmputze

- Aerogel-(Hochleistungs-) Dämmputz