Der Russenweg liegt in Zürich-Riesbach, nahe bei der Stadtgrenze in Richtung Zollikon. Hier befindet sich ein um 1915 erbautes Mehrfamilienhaus mit vier Wohnungen. Das charmante Gebäude ist in sehr gutem baulichem Zustand. In den letzten Jahren wurden die Fenster ersetzt, das Estrichdach gedämmt, das Dach mit einem neuen Unterdach ertüchtigt und mit neuen Biberschwanzziegeln eingedeckt. Um 2021 entschied sich die Eigentümerschaft, von der bestehenden Ölheizung auf eine Wärmepumpe umzusteigen. «Zu Beginn dachte man, das sei ein kurzes Projekt. Inklusive aller Planungsarbeiten hat es dann doch drei Jahre gedauert», sagt Ralph Furrer. Er ist Inhaber der Firma Furrer Bau & Immobilien und betreute im Auftrag der Eigentümerschaft das Projekt.
Behutsame Weiterentwicklung
Aus Sicht der Gebäudetechnik handelte es sich beim Heizungsersatz auf den ersten Blick um ein Routineprojekt. Anstelle der 25-jährigen Ölheizung mit einer Leistung von 40 Kilowatt wurden zwei innen aufgestellte Elco-Wärmepumpen des Typs Aerotop S15.2 mit je 15 Kilowatt Leistung projektiert. Diese sind als Kaskade geschaltet, arbeiten also gleichsam Hand in Hand. Platz schien ebenfalls genügend vorhanden zu sein. Durch den Rückbau des alten Öltanks (10 000 Liter Volumen) entstand neben dem Heizungsstandort zusätzlicher Raum. Als Energieträger der beiden Wärmepumpen dient die kostenlose Aussenluft. Genau deshalb ergab sich jedoch eine Knacknuss. «Ursprünglich wollten wir zwei bestehende Fensteröffnungen nutzen, um die Luft anzusaugen und wieder auszublasen. Dazu hätte man diese Öffnungen etwas vergrössern müssen. Das wurde vom Denkmalschutz nicht bewilligt. Die Fassade ist im städtischen Inventar eingetragen und darf deshalb nicht verändert werden», sagt Ralph Furrer.
Der Liegenschaftsverwalter wandte sich nachfolgend an KLP Architekten. Das Stadtzürcher Büro ist unter anderem auf Umbauten und Erweiterungen von denkmalgeschützten Liegenschaften spezialisiert. Architekt Frederik Brun betreute das Projekt und berichtet: «Auch wenn ein Gebäude unter Denkmalschutz steht, darf es sich weiterentwickeln. Wichtig ist jedoch, dass man nicht mit leeren Händen zur Denkmalpflege geht. Man sollte einige konkrete Lösungsvorschläge mitbringen, die auf das Bestehende Rücksicht nehmen. So kann im Dialog eine bewilligungsfähige Lösung gefunden werden.»
Umgewidmetes «Schränkli»
Dieses Vorhaben gelang am Russenweg. Bei der Begehung der Liegenschaft stiess man auf ein in der Ostfassade integriertes Kämmerchen, das seit der Bauzeit bestand. Gedacht war es für die Lagerung von Gartenwerkzeug. «Diese Tür konnten wir entfernen und in der Aussenwand einen Durchbruch erstellen. So erhielten wir die erste notwendige Öffnung, diejenige für das Ausblasen der Luft», erläutert Frederik Brun. Über dem robusten Wetterschutzgitter wurde ein zweites, feineres Gitter montiert. Beide sind schwarz lackiert und fügen sich deshalb unauffällig in die unveränderte Fassade ein.
Doch die Ausblasöffnung war erst die halbe Miete. Ähnlich wie bei Zu- und Abluftsystemen müssen Ansaug- und Ausblasöffnungen von Wärmepumpen genügend Abstand zueinander aufweisen. Denn sonst würde bereits verwendete Luft ein zweites Mal angesaugt. Doch wo und wie konnte die Ansaugöffnung platziert werden? Frederik Brun prüfte verschiedene Varianten. Die Lösung war ein neuer Betonschacht. Er führt vom Technikraum unter dem Fussweg durch und mündet seitlich davon in einer Öffnung, die mit einem Gitterrost abgedeckt ist. Seit den Bauarbeiten im letzten Sommer sind die Pflanzen bereits kräftig gewachsen, und so nimmt man das Gitter kaum wahr. Dank dieser Lösung konnten sowohl die geschützte Fassade als auch der Aussenraum weitestgehend bewahrt werden.
Viel Platz für Luft
Der Öltankraum, der auf dem Grundriss noch reichlich Platz für die neue Heizungsanlage versprochen hatte, schrumpfte im Zug der Planung quasi zusammen. «Die zwei neuen Wärmepumpen benötigen an sich nicht so viel Platz. Doch die Kanalanlage für das Ansaugen und Ausblasen der Luft ist viel komplexer als üblich. Wir schlängeln uns damit um einige Ecken herum, und deshalb brauchten wir auch mehr Platz als zuerst gedacht», sagt Kruno Lovrinovic. Der diplomierte Heizungsmeister war bei der Sigrist + Partner Sanitär und Wärmetechnik AG für das Projekt zuständig. Aufgrund der voluminösen Luftkanäle war für den Pufferspeicher der zwei Wärmeerzeuger und den Warmwasserspeicher im Technikraum kein Platz mehr vorhanden. Beide Behälter stehen nun in der benachbarten Waschküche.
Beim Einbringen der neuen Komponenten musste eine allzu enge Türzarge vorübergehend entfernt und danach wieder montiert werden. Ansonsten verliefen die Installationsarbeiten ohne grössere Probleme. Nach der Inbetriebnahme waren die üblichen Justierungsarbeiten notwendig. Seither laufe die neue Heizungsanlage zuverlässig und störungsfrei, sagt Verwalter Ralph Furrer: «Seitens der Mieterschaft gab es keine Reklamationen. Ich bin nun gespannt, wie die Abrechnung der ersten Heizperiode mit der neuen Anlage ausfallen wird.» Und Marco Krauer, zuständiger Elco-Verkaufsberater, fügt an: «Die Wärmepumpe ist seit einigen Jahren der Standard. Ob alte oder neue Gebäude, mit oder ohne Denkmalschutz – man findet immer die passende Lösung.»
Projektdaten
Alte Heizungslösung: Ölheizung (Leistung 40 kW) für Raumwärme und Warmwasser.
Neue Heizungslösung: Zwei innen aufgestellte Luft-Wasser-Wärmepumpen Elco Aerotop S15.2, Pufferspeicher für Heizung (Volumen 600 Liter), Warmwasserspeicher (Volumen 600 Liter). Neue Ventile und Pumpen für die gesamte Anlage, Wärmeverteilung über bestehende Hochtemperatur-Heizkörper.
Bauherrschaft: privat
Baueingaben, Denkmalschutz, Projektentwicklung: KLP Architekten, Zürich
Installation Heizungsanlage: Sigrist + Partner Sanitär und Wärmetechnik AG, Zürich
Beratung: Elcotherm AG, Regionalcenter Winterthur