Am Rand der Bieler Altstadt liegt das Typographengässli. Seinen Namen trägt es wegen eines zweigeschossigen Gebäudes, in dessen Erdgeschoss lange Zeit die Typographen, also die Schriftsetzer, tätig waren. Zunächst befand sich hier die Druckerei von Léo Heer-Bétrix. Darauf folgten im Lauf der Jahre die Buchdruckerei Moser und schliesslich die Druckerei Ritter. Um 1968 stellte diese den Betrieb ein. Heute sind im Gebäude unter anderem ein Architekturbüro, die Niederlassung einer Bewachungsfirma sowie ein Möbellager untergebracht. «Etwa um 1962 hat mein Vater dieses Gebäude mit den zwei benachbarten Häusern an der Zentralstrasse baulich verbunden», sagt der heutige Eigentümer Rolf Kramer. Geheizt wurde, wie damals üblich, mit Öl. Als mit der Ölkrise 1972 die Preise für den Brennstoff in ungemütliche Höhen schnellten, entstand die Idee, auf ein anderes Heizsystem umzusteigen.
Grundwasser und Gas
Ein lokaler Ingenieur hatte eine Grundwasser-Wärmepumpe entwickelt. «Wir liessen zwei Brunnen für die Entnahme und Rückgabe des Grundwassers bohren und die Anlage im Keller einbauen. Die drei Gebäude wurden zu einer grossen Heizungsanlage zusammengefasst», erinnert sich Rolf Kramer. Doch die damaligen Kompressoren seien zu schwach gewesen, was zu sehr vielen Störungen und Defekten führte. Deshalb häuften sich die Reklamationen aus der Mieterschaft. Nach ungefähr 24 Monaten hatte Rolf Kramer genug. Er liess die Anlage demontieren und zwei neue Gaskessel installieren. Für fast 50 Jahre lang blieb es beim Energieträger Gas. 2023 zeichnete sich ab, dass die Kessel das Ende ihrer Lebensdauer erreichten. Architekt René Hügel, der sein Büro im ehemaligen Druckereigebäude hat, ist spezialisiert auf Sanierungsprojekte im Raum Biel. Deshalb entwickelte er auf Wunsch von Rolf Kramer ein Projekt für den Heizungsersatz.
Das revidierte Energiegesetz des Kantons Bern setzte der neuen Anlage gewisse Schranken. «Ein 1:1-Ersatz von Gaskesseln ist heute nicht mehr erlaubt. Deshalb verfolgten wir die sogenannte Standardlösung 10, also die Kombination von Gaskessel und Wärmepumpe», berichtet René Hügel. Zunächst waren im Innenhof aufgestellte Wärmepumpen im Gespräch. «Die Schallwerte hätten wir gemäss Berechnungen eingehalten. Doch die vielen hofseitigen Nachbarn hätten sich vermutlich trotzdem an den Maschinen gestört», sagt René Hügel. Deshalb entschied man sich für zwei innen aufgestellte Maschinen. Die Ausarbeitung des Projekts übernahm Gilbert Keller, Geschäftsführer der Keller Wasser & Wärme AG (Brügg BE) gemeinsam mit Elco. Vorerst verschwand dieses Konzept in der Schublade.
Schneller Ersatz
Doch kein halbes Jahr später, zum Jahresbeginn 2024, wurde der alte Heizkessel undicht. «Dank der guten Vorbereitung konnten wir nun in kürzester Zeit den neuen Kessel einbauen. Dieser reichte, um den Wärmebedarf durch den Winter und Frühling abzudecken», sagt Rolf Kramer. Der neue Kessel vom Typ Trigon L Plus 120 kann eine Heizleistung von 122 Kilowatt bringen, wurde jedoch auf 100 Kilowatt gedrosselt. Zusammen mit dem Kessel wurde auch die gesamte Technik inklusive Pumpen und Steuerungen erneuert. Im Sommer 2024 folgte der zweite Schritt. Im Kellergeschoss des Altbaus wurde ein neuer Technikraum erstellt. «Dank des bestehenden Möbellagers gibt es eine zweiflügelige Tür mit einer Rampe. So konnten wir auch die grossen Komponenten sehr bequem einbringen», sagt Gilbert Keller.
Die zwei Wärmepumpen vom Typ Aerotop S15.2 besitzen eine Heizleistung von jeweils 17 Kilowatt. Sie sind als Kaskade zusammengeschaltet, arbeiten also quasi Hand in Hand. Dank einer klugen Steuerung stehen die zwei Wärmepumpen immer für die Grundlast in Betrieb. Wenn höhere Temperaturen notwendig sind, zum Beispiel für die Warmwasserproduktion, springt der Gasheizkessel ein. Ebenso deckt er Spitzenlasten ab, zum Beispiel während besonders kalten Tagen. Die nötige Luft beziehen die zwei Maschinen via Stahlblechkanäle aus dem Innenhof. Von aussen sind lediglich vier kleine Wetterschutzgitter zu erkennen. «Wir haben dafür bestehende Fenster- und Türöffnungen genutzt. Das reduzierte die baulichen Eingriffe aufs Minimum. Und weil der Altbau nicht denkmalgeschützt ist, war auch keine besondere Bewilligung notwendig», berichtet Architekt René Hügel.
Zuverlässiges System
Die sorgfältige Planung und Umsetzung lohnten sich. «Wir haben die Wärmepumpen in Betrieb genommen, auf den Knopf gedrückt, und die Anlage lief sofort», sagt Installateur Gilbert Keller. Abgesehen von den üblichen Justierungen waren keine Interventionen notwendig. Auch die Versorgung der zwei benachbarten Häuser funktioniert einwandfrei. Vom Technikraum führt eine Fernleitung zu einer Unterstation. Dort wird das Warmwasser für die zwei Häuser via Wärmetauscher aufbereitet. Die bestehende Wärmeabgabe, teils Fussbodenheizungen, teils Hochtemperatur-Heizkörper, wurde unverändert übernommen. Ein Wärmetauscher trennt den neuen Gaskessel von den doch schon etwas älteren Leitungen – ein bewährtes System, um Störungen zu vermeiden.
Mit dem Resultat sind die Beteiligten sehr zufrieden. «Es braucht einen gewissen Aufwand und genügend Zeit, doch dank der guten Planung und Umsetzung hat alles einwandfrei geklappt. Jetzt ist die Liegenschaft wieder für eine Weile à jour», resümiert Bauherr Rolf Kramer. «Die Zusammenarbeit war sehr gut, so macht die Arbeit Freude», meint auch Installateur Gilbert Keller. Und Albano Carballido, zuständiger Verkaufsberater bei Elco, fügt an: «Wir konnten auf kleinstem Raum eine überzeugende Lösung umsetzen. Dank der PV-Anlage auf dem Dach können die Wärmepumpen teilweise sogar mit eigenem Solarstrom betrieben werden.»
Projektdaten
Umfang
2 Mehrfamilienhäuser sowie 1 Gewerbebau mit Mischnutzung, Wärmeverteilung mit Hochtemperatur-Heizkörpern sowie Fussbodenheizung (total 4 Heizgruppen).
Alte Heizungslösung
Gasheizkessel (Leistung 120 kW) für Raumwärme und Warmwasser.
Neue Heizungslösung
Zwei kaskadierte Luft-Wasser-Wärmepumpen Elco Aerotop S15.2 (Leistung je 17 kW) für Heizung und Warmwasser (Grundlast), Gaskessel Elco Trigon L Plus 120 (Leistung 122 kW, gedrosselt auf 100 kW, Spitzenlasten und Warmwasserunterstützung), Pufferspeicher für Wärmepumpen (Volumen 600 Liter), Fernleitung zu Unterstation mit Plattenwärmetauscher und Warmwasserspeicher (500 Liter).
Installation
Keller Wärme & Wasser AG, Brügg BE.
Beratung
Elcotherm AG, Regionalcenter Aarburg.