Gartenumgestaltung

Wie geschaffen für eine behagliche Auszeit vom Alltag

Aus einem Garten in beinahe offenem Gelände und fast ohne Sichtschutz wurde ein gemütlicher Rückzugsort mit verschiedenen lauschigen Plätzen. Im Fokus stand dabei die Privatsphäre.

von Felix Käppeli

Fachredaktor Garten, JardinSuisse

Die kleine Wohnsiedlung liegt an erhöhter Lage im zürcherischen Knonaueramt. Das Ortsbild wird durch einen ländlichen Charakter geprägt. Die Architektur der einzelnen Wohngebäude funktioniert gewissermassen als Bindeglied zwischen den bestehenden bäuerlich geprägten Baukörpern und der umliegenden Hügellandschaft. Streuobstwiesen und offene Felder werden optisch in das Bild der Wohnumgebung integriert und bilden einen ausgewogenen Übergang vom Siedlungsgebiet zur Kulturlandschaft. Insofern sind die einzelnen Gärten harmonisch in diese Idylle eingebunden.

Den Blicken ausgesetzt

Trotz des stimmungsvollen Freiraumkonzeptes wurde der Einfamilienhausgarten, um den es in diesem Artikel geht, als ein wenig geschütztes Gartenzimmer mit geringer Aufenthaltsqualität wahrgenommen. Die Nähe zur Strasse und den Parkflächen wie auch die vielen Fenster, die sich zum Garten hin öffnen, liessen kaum Privatsphäre zu. Ausser einer Blumenwiese, die von einer niedrigen Ligusterhecke umzäunt war, gab es auf diesem stark abfallenden Grundstück keine weiteren strukturbildenden Elemente. So erwies sich der private Aussenraum als wenig einladend und wenig zweckmässig. Dies zeigte sich auch darin, dass seine Zugänglichkeit eingeschränkt und der Garten nur über Umwege erreichbar war. Zudem befindet sich die eigentliche Nutzfläche auf der tieferliegenden Geländeebene, auf Höhe des Gebäudeuntergeschosses.

Der Bauherr entschied sich, seinen Garten umgestalten zu lassen, und beauftragte die beiden Landschaftsarchitekten Robin Lustenberger und Jan Schelling von der LSLA GmbH mit dieser Aufgabe. Die beiden Grünplaner machten aus dieser unbefriedigenden Ausgangslage einen gemütlichen Rückzugsort, in dem jeder seine verwunschene Lieblingsecke nutzen kann. Dabei rückten sie die Privatsphäre in den Fokus. Die Anmut und Vielseitigkeit des heutigen Gartenentwurfs zeugt von grosser Kenntnis, was die Raumbildung, Raumbezüge und die Komposition von Pflanzen, Materialien und Struktur angeht.

Gewonnene Behaglichkeit

Heute gelangt man bequem über die Balkonterrasse in den Garten. Dazu wurde das Balkongeländer geöffnet und mit einer stilvollen und fast schon freischwebend wirkenden Treppe ergänzt, die direkt in den Garten führt.

Die vorhandene Topografie wurde gezielt genutzt, indem die Böschung mit einer zusätzlichen Sitzplatzebene abgefangen wurde. Mit dieser Abstufung ist ein neues Raumgefüge entstanden. So steigt man über drei Treppenstufen hinunter auf ein Podest, das einem über eine bekieste Flachtreppe auf die erste Ebene in den Sitz- und Lounge-Bereich begleitet. Bereits dort kann man sich ins Private zurückziehen und ungestört die Freizeit geniessen. Das Blätterdach der Gehölzkronen und eine hohe Eibenhecke schirmen vor fremden Blicken ab. Gleichzeitig wird die nahe Bebauung und Strassenführung nicht mehr wahrgenommen. Drei mehrstämmige Hainbuchen mit pilzartig zurechtgeschnittenen Kronen sind massgeblich dafür verantwortlich. Die Baumkronen sollen über die Jahre zusammenwachsen und ein dichtes Blätterdach generieren. Mit ihren knorrigen und verdrehten Stammstrukturen und der Mehrstämmigkeit aus einem Grundstamm heraus sind sie die eigentlichen Schmuckstücke dieses Gartenteils. Eine dichte Eibenhecke friedet das lauschige Refugium ein. Diesbezüglich wählten die beiden Planer die maximal mögliche Heckenhöhe, um einen grösstmöglichen Sichtschutz zu gewährleisten.

Einige Stufen weiter unten befindet sich der eigentliche Hauptgarten. Zwei Felsenbirnen schmücken diesen Gartenteil. Auch hier formen die Gehölzkronen mit ihrem Blätterdach einen Raum ganz ohne Wände.

Atmosphäre und Vielfalt

Anstelle der ursprünglichen Hanglage gibt es heute zwei Gartenräume auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Stimmungsträgern: den Lounge-Bereich etwas erhöht und darunter den eigentlichen Hauptgarten mit Gartenküche, Essbereich und einem kleinen Wasserbecken. Letzteres lässt sich von der Bauweise her zwischen einem Brunnen und einem Mini-Swimmingpool einordnen. Mit seiner ausgewogenen Formensprache fügt sich dieses mit Holzlamellen verkleidete Betonfertigteil sanft und fliessend ins natürliche Gartenbild ein. Und es zeigt, dass ein erfrischender Badespass auch in kleinem Massstab möglich ist. Wird darin nicht gerade gebadet, kann mit dem Frischwasserhahn ein beruhigendes Brunnenplätschern erzeugt werden.

Abgestuft und begradigt wurde die Gartenböschung mit Winkelelementen aus Beton, die ebenfalls mit einer lamellenartigen Holzverkleidung aufgewertet sind. An diese Hangsicherung angefügt sind das Wasserbecken und eine weiterlaufende Einfassung der Pflanzflächen, die auch als Sitzfläche dient und ebenso in Holz gehalten ist. Die Latten der Holzverkleidungen erzeugen durch die breiten Schattenfugen und dem lamellenartigen Erscheinungsbild eine ruhige und natürliche Ausdrucksform.

Ganz nach dem Gusto der Bewohner bietet der Garten einen harmonischen und natürlichen Rahmen für Entspannung, Kulinarik und Geselligkeit in schönster Gartenästhetik.

Vielversprechende Bepflanzung

Auch in puncto Pflanzenvielfalt wird in diesem Einfamilienhaus-Garten einiges geboten. Neben den erwähnten Gehölzprotagonisten spielen Hortensien, Funkien, Gräser, flachwachsender Wacholder und für die Berankung der Balkonstützen Pfeifenwinden und Kletterrosen eine zentrale Rolle. Die Bepflanzung ist hier nicht bloss Dekoration, sondern bürgt für ein wohltuendes und lebendiges Gartenerlebnis. Viele Pflanzen gewähren auch genügend Sichtschutz und vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit – gerade bei dichter Bebauung ein wichtiges Thema.