Gartengestaltung

Wasser im Kleinformat

Wasserelemente im Garten müssen nicht gross oder teuer sein, um ihre Wirkung zu entfalten. Auch Becken, Brunnen oder einfache Vogeltränken erfreuen das Auge, kühlen die Sinne und sind wichtig für die Tierwelt.

von Judith Supper

Journalistin

Wasser fasziniert den Menschen seit jeher. Es beruhigt, belebt, ist Lebensraum und Quell des Lebens – gerade angesichts sommerlicher Hitzewellen wissen Menschen und Tierwelt seine Bedeutung erst recht zu schätzen. Dass Wasserelemente in der Gartengestaltung eine lange Tradition haben, überrascht nicht. Bereits die Römer und die Ägypter bauten Leitungen und Aquädukte, um ihre Siedlungen mit Wasser zu versorgen. Dabei braucht es keine grosse Fläche, um im eigenen Garten die Vorteile des Elements Wasser zu geniessen. Schon ein Topf oder eine Schale mit frischem Wasser kann Vögeln, Insekten und Amphibien als wertvolle Trink- und Badegelegenheiten dienen und uns Menschen sinnliche Reize geben.

Kleine Tränke, grosse Wirkung

Wie wäre es mit einer einfachen Vogeltränke? Besonders an heissen Tagen findet die Vogelwelt hier, was in versiegelten Siedlungsgebieten oft fehlt: Trinkwasser, ein Ort zur Abkühlung und die Möglichkeit zur Gefiederpflege. Die Auswahl an Vogeltränken ist gross – wichtig sind flache Ränder, damit die Vögel gut landen können und eine raue Oberfläche, damit sie sicheren Halt haben. Optimal steht die Tränke leicht erhöht mit ein paar Metern Abstand zu Sträuchern – so fällt es Katzen schwerer, sich anzuschleichen. Das regelmässige Säubern mit Bürste und heissem Wasser verhindert die Ausbreitung von Krankheitserregern. Wer zwei Schalen abwechselnd nutzt, kann jeweils eine in der Sonne trocknen lassen – eine natürliche Methode, um Krankheitserreger und Parasiten auszumerzen.

Wasserschalen und Mini-Biotope

Nicht nur Vögel profitieren vom nassen Element. Auch Amphibien, Libellen oder Wasserkäfer entdecken rasch offene Wasserstellen – selbst mitten im Siedlungsraum. Wer eine bepflanzte Wasserschale als Mini-Teich aufstellt, etwa aus Naturstein, Metall oder Keramik, schafft mit geringem Aufwand einen ansprechenden Miniaturlebensraum. Auch Holzfässer oder Zinkwannen kann man dafür zweckentfremden – tröpfelt Wasser durch, mit Teichfolie abdichten. Gefüllt wird das Behältnis mit Kies oder spezieller Teicherde. Je nach Tiefe des Gefässes kann man es mit Pflanzen wie Froschlöffel, Schwanenblume oder Sumpf-Schwertlilie bepflanzen – schon wenige Pflanzen reichen aus. Handelt es sich um grössere Gefässe, sind auch Unterwasserpflanzen wie Laichkraut, Wasserschlauch oder Zwergseerosen denkbar. Wichtig: keine normale Blumenerde verwenden und das Wasser – möglichst Regenwasser – nicht austauschen, damit sich eine stabile Wasserbiologie entwickeln kann.

Bewegung als Gestaltungselement

Wer das Geräusch von plätscherndem Wasser mag und sich Bewegung wünscht, dem bieten sich Quellsteine, Brunnen, Wasserfälle, Wasserwände oder kleine Wasserspiele an. Mit modernen Umwälzpumpen wird der Einbau zum Kinderspiel. Wichtig ist, dass die Kabel für den Aussenbereich geprüft und abgenommen sind. Im Sommer verdunstet viel Wasser, weswegen es regelmässig nachgefüllt werden muss, zum Beispiel über ein im Erdboden eingelassenes Wasserreservoir – allerdings ist der kühlende Verdunstungseffekt gerade an heissen Tagen sehr wünschenswert.

Die einfachste Variante für bewegtes Wasser ist eine schlichte solarbetriebene Schale, bei der die Energie für den Wasserkreislauf von der Sonne geliefert wird. Raffinierter wird es mit architektonischen Kaskaden, die aus mehreren gleichen oder ähnlichen Bauelementen wie Becken oder Schalen bestehen, durch die das Wasser herabrieselt. Ob aus Naturstein, Beton oder Stahl, ob als Quellstein, Wasserwand oder Kaskadenbrunnen, was Material und Form dieser Wasserelemente anbelangt, ist die Angebotspalette riesig.

Wasserbecken: architektonisch oder natürlich?

Rechteckige Wasserbecken sind die moderne Interpretation klassischer Gartenteiche. Es gibt sie in unzähligen Grössen, in der Regel sind sie aus Stahl, Beton oder Kunststoff (GFK) gefertigt. Wichtig sind das tragfähige Fundament und ein präziser Einbau, denn jede Unregelmässigkeit zeigt sich am Wasserspiegel und rächt sich. Dezent und geradlinig, wie sie sind, fügen sich Teich- und Wasserbecken harmonisch in die Architektur ein. Ohne Bepflanzung oder den Einsatz von Wasserspielen sind sie als «Reflecting Pool» in modernen, minimalistischen Gärten besonders begehrt, denn sie spiegeln den Himmel und die Umgebung wider. Wird in diese nur 35 bis 45 cm tiefen Becken eine Unterwasserbeleuchtung integriert, zeigen sie sich auch nach Sonnenuntergang von ihrer besten Seite.

Wasser-Tankstelle in der Stadt

Auch in natürlicheren Gartengestaltungen finden Teich- und Wasserbecken Anwendung – allerdings nicht «leer», sondern mit Sumpf- und Wasserpflanzen begrünt. In diesem Fall spart man sich die aufwendige Technik zur Wasserumwälzung. Je nach Grösse des Beckens ist von einer Tiefe von 50 bis 80 Zentimetern auszugehen, damit sich das Wasser nicht zu stark aufheizt. So kann ein stabiles Ökosystem entstehen, das Algen und Trübungen auf natürliche Weise reguliert. Damit Amphibien problemlos ein- und aussteigen können, ist es wichtig, das Becken flächenbündig in den Boden einzulassen. Gerade in dicht bebauten Siedlungsräumen sind solche Wasserelemente wichtig, denn wo offene «Wasser-Tankstellen» fehlen, verschwinden Amphibien, Insekten und Vögel. Wer Regenwasser nutzt, auf chemiefreie Materialien achtet und eine naturnahe Bepflanzung wählt, schafft ein kleines Biotop – und kommt in den Genuss des sprudelnden Effekts des Elements Wasser.