Mehr Zimmer und insgesamt mehr Platz – das war der Wunsch der vierköpfigen Familie, die in einem 1927 erbauten ehemaligen «Pöstlerhaus» in Zürich-Witikon wohnt. «Unser altes Entrée war extrem klein, wir hatten nicht mal Platz, um unsere Mäntel aufzuhängen», sagt Eigentümerin und Architektin Anna Jach. Mit dem 2022 fertiggestellten Holzanbau ist sie nicht nur dem Wunsch ihrer Familie nach mehr Wohn- und Stauraum entgegengekommen. Sie hat sich damit auch einen Architektentraum erfüllt – was sich beispielsweise in den runden Fenstern widerspiegelt, die eine Herausforderung für Holz- wie Fensterbauer waren.
Einheimisches Holz, lokale Handwerker, kurze Transportwege
Das Einfamilienhaus steht an einer engen, stark frequentierten Strasse in Witikon. Für die Bauunternehmer bedeutete dies, dass nur eingeschränkte Parkiermöglichkeiten bestanden und der Anbau möglichst schnell fertiggestellt werden musste. Um die Bauzeit kurz zu halten, entschied sich die Eigentümerfamilie bei der Bauweise für vorgefertigte, sandwichartig isolierte Holzpaneele mit integrierten Fensteraussparungen. Alle Elemente wurden in der Werkstatt vorfabriziert und konnten danach vor Ort mit einem Mobilkran und vier Mann innerhalb von nur fünf Stunden aufgestellt werden. Die innere Beplankung der «Sandwichwände» hatte bereits eine schöne Innenoberfläche. Für die Fassadenverkleidung wurden vertikale Holzbretter aus lokaler Fichte / Tanne, grau lasiert und hinterlüftet, verwendet.
Neben einer kurzen Bauzeit war es der Eigentümerin und Architektin wichtig, beim Anbau auf einen möglichst kleinen CO2-Fussabdruck zu achten. Deshalb entschied sie sich für lokales Holz (Fichte / Tanne) sowie regionales Dämmmaterial (eingeblasene Zellulose). Dank der Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern konnten auch die Transportwege kurz gehalten werden.
Sonnenkollektoren auf dem Dach und eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sorgen heute für elektrische Energie und Warmwasser. «Die Gebäudedämmung weist eine Stärke von 26 cm bei einer Gesamtwandstärke von 40 cm auf. Dadurch konnten wir die Heizkosten in der Winterheizperiode 2022 / 2023 um 35 % senken», sagt Anna Jach.
Ausserdem wurde der Erdaushub als Stampflehm-Sitzbank im Garten wiederverwendet.
Statik als Herausforderung
Das fast hundertjährige Arbeiterhaus wurde damals einfach und günstig, aber nicht sehr solide erbaut. Das sorgte beim Umbau für Schwierigkeiten – die Statik war eine der grössten Herausforderungen. «Die Hauptkonstruktion war eine Holzkonstruktion und deren Träger / Balken waren sehr dünn dimensioniert, ebenso die Decken, die lediglich eine statische Höhe von knapp 17 cm aufwiesen», erklärt Anna Jach. Damit die Decke hält, mussten einige Stahlträger eingebaut werden. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Statiker war unumgänglich.
Für die Zeit der gröbsten Umbauarbeiten, als das Haus wie ein Puppenhaus offen stand, zog die Familie in eine temporäre Bleibe. Während des Innenausbaus von Juli bis September 2022 lebten die vier aber auf der Baustelle. «Wir wohnten drei Monate lang zu viert mit Hund in der Küche», sagt die Eigentümerin, «unsere Kinder fanden das sogar noch cool.» Sie und ihr Partner seien jedoch froh gewesen, als die Boden-, Verputz- und Schreinerarbeiten im Innern fertig waren und die Familie ihren neuen, erweiterten Wohnraum beziehen konnte.
«Während des Innenausbaus wohnten wir drei Monate lang zu viert in der Küche.»
Eckdaten Umbau
Wohnfläche bestehend: 100 m2
Wohnfläche Holzanbau: 55 m2
Gebäudevolumen Anbau: 122 m3,
zwei Geschosse und Attika
Ablauf Umbau:
Asbestsanierung (2021), Kanalisationsarbeiten (2021), Start Abbruch (Februar 2022), grosse Umbauarbeiten (März bis Juni 2022), Innenausbau (Juli bis September 2022).
Bauzeit insgesamt: 1 Jahr
Weitere Infos
Architektur:
Kunst am Bau:
Fassaden-Schattenrelief
Metallwolke Eingangstür