«Nichts ist so beständig wie der Wandel», sagt ein altes Sprichwort – und das trifft auch auf die Bauherrschaft dieses Gartenprojektes zu. Die Bedürfnisse ändern sich mit den Jahren oder den Lebensumständen. Mit dem Start in den dritten Lebensabschnitt wählten die Auftraggeber ein neues Lebensumfeld. Sie verkauften ihr Haus am Zürichsee und fanden am Vierwaldstättersee ein neues Zuhause, das ihren aktuellen Vorstellungen entspricht. Sie erfüllten sich den Wunsch, ihren Ruhestand an einem neuen Ort und in einer altersgerechten Wohnung zu verbringen. In Weggis kauften sie die obere Wohnung eines neu erstellten Zweifamilienhauses. Das Klima dort ist mediterran und die Sicht auf See und Berge fantastisch. So ist es nicht verwunderlich, dass die Gegend auch als «Innerschweizer Riviera» bekannt ist und als beliebte Ferienregion gilt.
Herausfordernde Ausgangslage
In einem steilen Terrain bezog das Zürcher Ehepaar sein neues Zuhause mit etwas Umschwung und einzigartiger Aussicht. Dazu zählen die imposanten Berge der Zentralschweiz mit Pilatus und Bürgenstock und der Vierwaldstättersee mit seiner fjordähnlichen Landschaft.
Die Wohnumgebung forderte von der Gartenarchitektur gleich in mehrfacher Hinsicht kreative und technisch durchdachte Lösungen. Zum einen gewährt die Lage mit einer starken Geländeneigung nachbarliche Einblicke von den Gebäuden, die sich oberhalb der Liegenschaft befinden. Andererseits ist die schlauchartige Form des Aussenraumes eine zusätzliche Herausforderung. Zudem führt die Lage des Hangs zu einer starken Besonnung des Geländes.
Über eine Aussentreppe gelangt man von der Strasse her zum Hauseingang. Durch die Nähe des Wohngebäudes zum Hang bleibt für die Umgebung fast nur ein schmaler Korridor übrig. Dieser öffnet sich jedoch zur Seeseite hin und gewinnt dort – im Hauptgartenteil – an Breite und somit Terrain.
Der lang gezogene Durchgang mit dem Hauseingang wirkte wie eine Sichtachse in den dahinterliegenden Hauptgarten. Das beeinträchtigte eine vor fremden Blicken geschützte Gartennutzung. Die visuelle Unterbrechung zwischen Vor- und Hauptgarten war folglich ein gestalterisches Ziel. Heute gewährleisten Eibenhecken als natürliche Abschirmung und gleichzeitig als Abgrenzung die gewünschte Privatsphäre.
Ein Garten im Terrassenmodus
«Viel Beton wurde in diesem steilen Hang verbaut», berichten die beiden Landschaftsarchitekten Robin Lustenberger und Jan Schelling vom Planungsbüro LSLA GmbH. Eine massive Rühlwand aus Beton sichert das Grundstück hangseitig. Aus gleichem Material besteht der bauseits vorhandene Gartenpavillon. Dieser befindet sich am Ende des Gartenkorridors im Hauptgarten. Um der Bepflanzung in diesem fundamentreichen Aussenraum genügend Wurzelraum geben zu können, erstellten die Gartenbauer leicht erhöhte, rasterartige Konstruktionen aus Geröllbeton. Diese eingefassten Gebilde übernehmen mit ihrer pflanzenkonformen Grubentiefe die Funktion von Pflanzgefässen. Damit ein fliessender Übergang zwischen Bodenbelag und Pflanzfläche entsteht, wurde das bestehende Terrain an die Höhe des Rasters angepasst.
Diesbezüglich und hinsichtlich der beengten Verhältnisse legten die beiden Landschaftsarchitekten die gestalterische Aufmerksamkeit auf die Belagsflächen. Insofern wurde der Aussenraum eher im Stil einer Terrasse gestaltet und nicht in der üblichen Art eines Gartens mit Rasenflächen und Rabatten. So wurde die verfügbare Fläche form- und begehbarer und kann bestmöglich genutzt werden.
«Ursprünglich war dafür eine polygonale Formensprache angedacht, also eine eher geschwungene Umgebungsgestaltung», ergänzen die beiden Gartengestalter. Bei der ersten Begehung des Geländes setzte sich jedoch schnell die Idee durch, die Umgebung formaler und somit stringenter wirken zu lassen. Mit einer klaren und rasterartigen Gliederung wurde eine orthogonale Grundstruktur geschaffen, was dem schmalen Gartenformat eher entspricht. Diese Geradlinigkeit wirkt ruhiger und erzeugt ein Gefühl von Geräumigkeit.
Aus dem Reigen der Sommer- und Herbstblüher
Entstanden ist ein Freiluftzimmer, welches die Ausstrahlung eines Gartens in all seiner Schönheit und Lebendigkeit vereint. Mit einer Pflanzplanung, die auf stimmungsvolle Weise mit dem atemberaubenden Bergpanorama korrespondiert. Gerade das Spiel mit dem durch die Baumkronen gefilterten Sonnenlicht sorgt in diesem stark besonnten Ort für kühlende Behaglichkeit und eine bezaubernde Atmosphäre. Insbesondere dann, wenn sich die Sonnenstrahlen durch das Geäst und Laub der Gehölze brechen und sich dann auf dem Boden wiederfinden und zu leuchten beginnen.
Der Region entsprechend wurden Solitärgehölze verwendet, die einem mediterranen Charakter entsprechen. Das sind Pflanzen mit südländischem Flair und sommerlich bis herbstlich duftenden Blüten wie der schmalblättrige Trompetenbaum (Chitalpa tashkentensis ‘Summer Bells’) und der Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauch.
Verbindung von formaler Klarheit mit natürlicher Ästhetik
Die heutige Aussenraumgestaltung ermöglicht unterschiedliche Nutzungen und verfügt über eine hohe ästhetische Aufenthaltsqualität. Hier werden Funktionalität und edles Design harmonisch vereint. Der Garten bietet Raum zum Erholen und Entspannen, gibt die Sicht frei auf ein atemberaubendes Panorama und verfügt über genügend Platz für die Geselligkeit.
Anstelle von Rasenpartien, schmalen Wegen und natürlichen Pflanzflächen setzten die Planer auf geräumige Belagsflächen aus Naturstein, die der Enge trotzen und eine gewisse Grosszügigkeit ausstrahlen. Ergänzt mit Pflanzinseln und Rahmenbepflanzungen, die so dem Bild einer vielseitigen und natürlichen Gartenlandschaft entsprechen. Alles wurde so angeordnet und ausgewählt, dass es in einem schlüssigen Verbund steht. Mit dem richtigen Gespür für Massstäblichkeit ist eine ausgewogene Raumstruktur in behaglicher Atmosphäre entstanden.
Verschiedenartige Rückzugsorte, vielfältige Pflanzinseln, markante Solitärgehölze sowie verlockende Blickachsen inszenieren einen Ort der Begegnung und Erholung. Architektur, hochwertiges Design und Natur wurden auf elegante Weise ineinander verwoben.