Auch dieses Jahr führte der HEV Schweiz seine beliebte Infoveranstaltung zum Heizungsersatz durch. «Für eine erfolgreiche Sanierung braucht es Engagement. Man muss lernen, die richtigen Fragen zu stellen und damit die eigene Kompetenz als Eigentümerin oder Eigentümer zu entwickeln. So gelingt es, auch die richtigen Entscheidungen zu treffen», sagt Stefan Aeschi, Experte Bau und Energietechnik beim HEV Schweiz. Zusammen mit den beiden Co-Referenten Markus Schlageter und Michael Staub beantwortete er während und nach der Veranstaltung zahlreiche Fragen von Eigentümerinnen und Eigentümern. Einige der interessantesten finden Sie nachfolgend.
Ich habe eine Eigentumswohnung in einem älteren Mehrfamilienhaus aus den 1960er-Jahren mit über 20 Wohneinheiten geerbt. Das Gebäude ist mit einer Deckenheizung ausgerüstet. Die Räume sind warm, aber für mich nicht behaglich. Was muss ich beachten, wenn ich meine Wohnung auf eine Fussbodenheizung umrüsten möchte?
Prüfen Sie zuerst den Unterlagsboden. Wenn er robust ist, können die Vertiefungen für die Bodenheizungsröhren eingefräst werden. In Objekten wie Ihrem aus den 1960er-Jahren ist dies wegen der Versprödung des Materials vermutlich nicht möglich. Eventuell können Sie den bestehenden Unterlagsboden entfernen, die Fussbodenheizung installieren und einen neuen Unterlagsboden giessen lassen. Oder Sie entscheiden sich für ein System mit vorgefertigten Matten, in welche die Röhren eingelegt werden. Dadurch wird aber die Raumhöhe verringert – ohne Türverkürzung wird das nicht gehen. Bei Verwendung einer Verteilerregelstation (z.B. «Isotherm») können Sie die neue Fussbodenheizung am normalen Abgang für Ihre Deckenheizung anschliessen. Die hohe Vorlauftemperatur der Ölheizung kann so heruntergeregelt werden. Die Deckenheizung an sich sollten Sie unbedingt belassen – unter Umständen können Sie diese zukünftig für die Kühlung mittels «Freecooling» nutzen.
Wo ist die ideale Platzierung für meine Erdsonde?
Grundsätzlich sollte eine Erdsonde möglichst nahe am Technikraum respektive der Erdsonden-Wärmepumpe platziert werden. Je kürzer die Leitung zwischen Sonde und Wärmepumpe, desto geringer sind die Temperaturverluste. Deshalb wird eine möglichst kurze Leitungslänge empfohlen. Die effektive Bohrung richtet sich nach Grösse und Form Ihrer Parzelle, baulichen Hindernissen sowie dem Platzbedarf für das Bohrgerät.
Kann ich meine 15-jährige Ölheizung im Kanton Bern noch ersetzen?
Ersetzen dürfen Sie sie – aber nicht mit einer Ölheizung. Dieser 1:1-Ersatz ist nicht mehr erlaubt. Reparaturen sind weiterhin zulässig, doch irgendwann wird es schlicht keine Ersatzteile mehr geben. Zudem kann ein Kesselriss früher auftreten. Beschäftigen Sie sich deshalb schon jetzt mit den Optionen für eine Heizungssanierung. Nichts ist ärgerlicher und teurer als eine Notfallsanierung.
Sie haben erwähnt, dass bei den Wärmepumpen ab 2027 neue Kältemittel vorgeschrieben sind. Wir möchten eigentlich in diesem Jahr auf eine Wärmepumpe umsteigen. Muss das Kältemittel dann ab 2027 ausgetauscht werden?
Nein, für Wärmepumpen, die bis zum 31.12.2026 in Betrieb genommen werden, gilt der Bestandesschutz. Diese Wärmepumpen dürfen mit dem heute üblichen Kältemittel, zum Beispiel R410, betrieben werden. Ab dem 1. Januar 2027 sind dann nur noch Wärmepumpen zulässig, die ein natürliches Kältemittel verwenden, zum Beispiel Propan (R290). Der Grund: Das Treibhauspotenzial (Global Warming Potential, GWP) der natürlichen Kältemittel ist massiv kleiner als dasjenige der heute noch gängigen Kältemittel. Eine Wärmepumpe wird jedoch für den Betrieb mit einem bestimmten Kältemittel konstruiert. Eine «alte» Wärmepumpe können Sie darum nicht mit einem «neuen» Kältemittel betreiben. Unser Tipp: Ziehen Sie die geplante Sanierung trotzdem durch. So reduzieren Sie den CO2-Ausstoss schon heute und profitieren von den aktuellen Preisen. Erfahrungsgemäss wird die neue Heizung in zwei Jahren kaum günstiger sein als heute.
Wir möchten unser Haus mit einer Solaranlage ausrüsten. Wie gut sind die aktuellen Speichermöglichkeiten für PV-Strom?
Auf dem Markt gibt es viele gut verfügbare Batteriespeicher, die auf der Lithium-Ionen-Technologie beruhen. Eine Alternative kann eine bidirektionale Ladestation sein, damit wird die Fahrzeugbatterie eines Elektroautos gewissermassen zum fahrbaren Speicher (siehe Hauseigentümer Nr. 4/2023). Neben diesen Li-Ion-Systemen sind auch Salzbatteriespeicher erhältlich. Im Gegensatz zu den Lithium-Ionen-Akkus werden hier ausschliesslich nicht brennbare Materialien verwendet. Weitere Speichertechnologien befinden sich erst in der Laborphase und sind für den «Hausgebrauch» noch nicht zugelassen.
Kann ich den Angaben zum Schallpegel der aktuellen Wärmepumpen trauen?
Ja, denn diese Werte entstammen einer Prüfung in einem unabhängigen Labor. Für die konkrete Installation auf Ihrem Grundstück muss der Installateur zudem einen Lärmschutznachweis erbringen. Falls der Schallpegel zu hoch ist, können gezielte Schalldämm-Massnahmen Abhilfe schaffen, so zum Beispiel Kulissenschalldämpfer für Luftkanäle oder eine kleine «Lärmschutzwand» aus Holz oder Stein in Ihrem Garten. Unser Tipp: Lassen Sie sich von Ihrem Installateur einige fertige Anlagen vorführen und horchen Sie genau hin. Sie werden ziemlich sicher staunen, wie leise die modernen Geräte sind.
Mein Einfamilienhaus ist mit einer Elektrodirektheizung ausgerüstet (Heizdrähte im Unterlagsboden). Bei den Nachbarn, die ein typähnliches Haus bewohnen, dauerte die Sanierung inklusive Rückbau der alten Heizung, Ersatz des Wärmeerzeugers, Verrohrung und Fräsarbeiten für die Fussbodenheizung ungefähr vier Monate. Muss ich mein Haus ebenfalls so aufwendig ertüchtigen, wenn ich es verkaufen will? Ich bin schon 66, und die Kinder sind nicht an einer Übernahme interessiert.
Wenn das Haus nicht in der Familie bleiben soll, können Sie sich die monatelangen Bauarbeiten ersparen und das Objekt unsaniert verkaufen. Die neue Eigentümerschaft hat höchstwahrscheinlich andere Vorstellungen als Sie – das gilt fast immer, und nicht nur bezogen auf das Heizsystem. Ob Sie wegen der alten Heizung tatsächlich einen Wertverlust in Kauf nehmen müssen, ist unter Immobilienprofis umstritten. In der aktuellen Marktsituation sind praktisch alle Einfamilienhäuser gesucht, auch solche mit der «falschen» Heizung. Da Sie zudem 66 sind und – wie von Ihnen erwähnt – die Möglichkeit haben, zu Ihrem Partner in ein grosszügiges Bauernhaus auf dem Land zu ziehen, empfehlen wir Ihnen, die Sanierung dem neuen Besitzer zu überlassen und stattdessen Ihren Ruhestand zu geniessen.
Die Ölheizung in unserem EFH wurde erst vor einigen Jahren erneuert und funktioniert anstandslos. Jedoch möchten wir den bestehenden Elektroboiler ersetzen, um Strom und Geld zu sparen. Welche Möglichkeiten haben wir?
Beginnen Sie mit der Website www.sonnendach.ch. Hier erfahren Sie, ob Ihr Hausdach für die Produktion von Strom (Photovoltaik) oder Wärme (Solarthermie) geeignet ist und welche Einsparungen damit möglich sind. Mit Photovoltaik-Strom können Sie unter anderem einen Wärmepumpenboiler betreiben. Gegenüber einem Elektroboiler beträgt dessen Strombedarf nur einen Drittel. Eine Solarthermieanlage wiederum kann für das Vorerwärmen des Warmwassers und/oder die Heizungsunterstützung in der Übergangszeit verwendet werden. Welche Variante für Ihr Objekt und Ihre Nutzung sinnvoller ist, klären Sie am besten mit einem Energieberater.
Es ist nicht sicher, ob Fernwärme in unserem Quartier ein Thema wird, allenfalls wird dies in ca. 10 Jahren der Fall sein. Sollen wir uns darauf verlassen oder eine eigene Lösung suchen?
Das hängt von verschiedenen Punkten ab. Je nach dem Zustand Ihres Gebäudes, dessen Nutzung und den Plänen für die nächsten fünf bis zehn Jahre ist ein Aufschieben der Sanierung sinnvoll oder eher nicht. Wenn Sie Ihr Haus in dieser Zeitspanne verkaufen möchten, brauchen Sie sich noch keine Gedanken zu machen. Behalten Sie es hingegen, kann ein umfassendes energetisches Gutachten (GEAK plus) sinnvoll sein. So erhalten Sie einen guten Überblick und können verschiedene Optionen vergleichen. Entscheiden Sie sich für Fernwärme, ob jetzt oder in Zukunft, gehen Sie damit auf jeden Fall eine sehr lange technische und finanzielle Verpflichtung ein. HEV Schweiz / Michael Staub, Journalist BR, Kriens