Wohnen

Umbau Reiheneinfamilienhaus in Winterthur: Präzise Eingriffe bringen maximale Wirkung

Innert sechs Monaten und mit begrenztem Budget verwandelte das Team vom Architekturbüro Eggli de Beer gemeinsam mit den Bauherren ein älteres Reihenhaus in einen modernen Wohntraum, der ganz auf die Bedürfnisse der Familie ausgerichtet ist.

von Bettina Schmid

Redaktion, HEV Schweiz

Eine typische Reihenhaussiedlung aus den frühen 1990ern in einem ruhigen Aussenquartier von Winterthur: Von aussen sehen die aneinandergebauten, etwas verschachtelten Häuser beinahe identisch aus. Hübsch, aber nicht sehr modern. Doch wer über die Haustürschwelle der Familie Porath-Crawford tritt, staunt. Ein heller, einladender Eingangsbereich empfängt die Besucherinnen und Besucher und lenkt den Blick durch eine kreisrunde rote Öffnung auf die dahinterliegende moderne Küche mit einladender Essecke. Durch diese visuelle Verbindung wirkt das Entrée grosszügiger und die Kinder können bereits beim Schuheausziehen von ihren Erlebnissen erzählen. Keine Spur also von Verstaubtheit oder 0815-Standard-Einheitseinrichtung im älteren Einfamilienhaus, stattdessen stechen Individualität und frische Farben ins Auge.

Dies war nicht immer so. Noch vor zwei Jahren hat «ein Flickenteppich aus verschiedenen Bodenbelägen, unterschiedlichen Putzstrukturen und Einbaumöbeln förmlich danach gerufen, aufgeräumt zu werden», sagt Architektin Géraldine de Beer vom Architekturbüro Eggli de Beer. Aufgeräumt haben sie in den darauffolgenden sechs Monaten gemeinsam mit den Bauherren – mit Erfolg.

Neue Wand als räumlich grösster Eingriff

Wer die Vorher-Nachher-Fotos anschaut, erkennt kaum, dass es sich um ein und dieselbe Immobilie handelt. Und dies, obwohl keine Veränderungen am Grundriss gemacht oder Wände rausgerissen wurden. «Die grösste bauliche Massnahme war eine Wandscheibe, die wir beim Treppenhaus eingebaut haben», so Géraldine de Beer. Diese ersetzte das lieblose Geländer. Zudem bringt sie Ruhe in die halbgeschossig zueinander versetzten Räume und trennt öffentliche von privateren Bereichen. Eingebaute Lampen beleuchten den Treppenraum stimmungsvoll. Zugleich trennt die neue Wand den Kellerabgang vom Wohnzimmer ab. «Dieses ist nun keine Durchgangszone mehr, sondern eine räumlich gefasste Wohnnische.»

Es sind clevere, nicht auf den ersten Blick auf der Hand liegende Veränderungen wie diese, die im Reihenhaus für ein völlig neues und zeitgemässes Wohngefühl sorgen. «Wir hatten bei unserem Sanierungsprojekt zwei Herausforderungen zu bewältigen», erzählt Bauherr Michael Porath. «Erstens war die Zeitspanne mit gerade mal sechs Monaten für die Planung und Umsetzung sehr kurz, da wir bis zum Schulbeginn unserer beiden Söhne eingezogen sein wollten. Zudem hatten wir uns ein begrenztes finanzielles Budget gesetzt.» In einem ersten Schritt wurden er und seine Frau von den Architekten gebeten, einen typischen Tagesablauf ihres Alltags aufzuschreiben. Dies bildete die Grundlage, ihre spezifischen Anforderungen in ein massgeschneidertes Projekt zu übersetzen und es wurde gemeinsam evaluiert, was unter den gegebenen Voraussetzungen umsetzbar ist.

Etappierte Renovation

«Wichtig war uns zum Beispiel, dass es nicht nur optisch schön aussieht, sondern auch funktional ist.» Mit einer Familie müsse es praktisch sein. «Wir überlegten uns zuerst genau, was unsere Wünsche und Bedürfnisse an das Haus sind, was wir brauchen und was nicht und welche Angewohnheiten wir haben», erklärt Michael Porath.

Das führte etwa dazu, dass sie das Cheminée im Wohnzimmer entfernten und in die entstandene Nische ein Regal einbauen liessen. Ein Cheminée sei zwar schön und heimelig, aufgrund von Asthma in der Familie hätten sie es jedoch kaum nutzen können. Eine andere Erkenntnis war, die Renovation etappiert durchzuführen. «Wir sitzen als Familie sehr gerne in der Küche zusammen, kochen, spielen und erzählen vom Tag.» Deshalb seien sie auf den Vorschlag der Architekten eingegangen, in dieses Zentrum des Familienalltags Geld und Zeit zu investieren und dafür die oberen Stockwerke erst zu einem späteren Zeitpunkt zu sanieren. Lediglich die Wände wurden gestrichen und die Böden neu mit einem hellen Eschenparkett verlegt.

Pflegeleichter Boden

Das Erdgeschoss ist dagegen kaum wiederzuerkennen. Wo vorher klassischer Parkett (im Wohnzimmer) und altmodische braune Platten (in der Küche und im Eingangsbereich) waren, sorgt nun ein moderner fugenloser grauer Spachtelbelag aus Mikrozement für ein elegantes helles und wohnliches Ambiente. Der pflegeleichte Boden, den Michael Porath selbst nie auf dem Radar gehabt hätte, wie er sagt, ist ideal für eine Familie und fügt sich harmonisch ein mit den gewählten Farben und den abgetönten Wänden.

Farbige Schreinerarbeiten

Die Küche ist nicht mehr hufeisenförmig angelegt wie zuvor, sondern zweizeilig entlang den Wänden und kommt ganz ohne Oberschränke aus. «Deshalb wirkt sie anstatt beengend nun sehr leicht und offen, sie ist zum Mittelpunkt unseres Zuhauses geworden.» Für Stauraum sorgen drei grosse Schränke auf der gegenüberliegenden Wandseite. Clevere Details wie eine Magnetwand und eine Wandtafelbeschichtung am Schrank ermöglichen unkompliziert das Notieren der Familientermine und das Aufhängen von Familienfotos, Postkarten oder Zeichnungen der Kinder. «Die Küche haben wir von einem Schreiner anfertigen lassen, damit wir sie individuell auf unsere Verhältnisse anpassen konnten.» Um Geld zu sparen, haben sie auf kostengünstige und dennoch robuste Materialien wie Birkensperrholz gesetzt.

Auf die auberginefarbene Küche wären sie, wie auch auf vieles andere im Haus, im Übrigen selbst nie gekommen, wie Michael Porath schmunzelnd anmerkt. Dies sei die Idee der Architekten gewesen. Sein eigener erster Impuls auf diesen Vorschlag sei skeptisch ausgefallen. Doch als er und seine Frau sich gedanklich darauf eingelassen hätten, sei es immer passender erschienen. «Und nun sind wir sehr glücklich damit, und die Farbgestaltung des Raumes passt perfekt zu uns.» Allgemein lohne es sich, bei einem Umbau auch mal ungewohnte Ideen der Fachleute auf sich wirken zu lassen und für Unkonventionelles offen zu sein. Mutig sein zahle sich aus.

Im Eingangsbereich wechselte die Garderobe zugunsten des Durchburchs zur Küche die Wandseite und verfügt nun über einen ebenfalls vom Schreiner angefertigten Schrank. Dieser besitzt ein originelles Detail: Da die Kinder ihre Schultheks gerne in die Ecke stellen und die Eltern selbst auch nicht immer alles fein säuberlich aufreihen, haben sie ein grosses Fach unter der Kleiderstange einbauen lassen. «So können alle ihre Taschen reinstellen, und es sieht dennoch ordentlich aus.»

Mit oder ohne Architekturbüro?

Familie Porath fühlt sich in ihrem neuen Zuhause pudelwohl und ist froh, für die Umsetzung ein Architekturbüro beigezogen zu haben. «Wir haben aufgrund der Kosten zuerst überlegt, den Umbau selbst zu planen und zu leiten.» Er sei ein begeisterter Hobbyschreiner, und Ideen hätten sie ebenfalls gehabt. Im Nachhinein sehe er jedoch, dass dies lediglich Standardideen gewesen wären und sie niemals diese Individualität hinbekommen hätten. Er empfiehlt allen, die ihr Zuhause sanieren möchten, mit einem Architekturbüro Kontakt aufzunehmen, das den Umbau plant, Ideen reinbringt und auch bei der Umsetzung hilft. «Es lohnt sich, auch wenn der Betrag im ersten Moment schmerzhaft erscheint.»

Vorher-Nachher-Fotos

«Die Investition in eine Architektin oder einen Architekten lohnt sich, gerade auch mit limitiertem Budget.»

Michael Porath

01_Stocken_Foto_08.jpg
IMG_4677.jpeg
01_Stocken_Foto_05.jpg
IMG_4679.jpeg
01_Stocken_Foto_11.jpg
IMG_4693.jpeg
01_Stocken_Foto_09.jpg
IMG_4675.jpeg