Innenraumgestaltung

Mut zur Farbe

Weiss war gestern – auch das Badezimmer darf heute Farbe bekennen und damit endgültig das alte Bild der sterilen weissen Nasszelle ablegen.

von Gerald Brandstätter

Conzept-B

Das Badezimmer gehört zu den intimsten Räumen unseres Zuhauses. Hier stehen wir nackt vor dem Spiegel, liegen zur Entspannung in der Wanne, waschen und pflegen uns, und machen uns schick für den grossen Auftritt. Deshalb hat eine ganz persönliche Gestaltung dieser Räume eine grosse Wirkung auf uns.

Im Interieur sind Farben ein sehr wesentliches Gestaltungsmittel. Gerade auch im Bad – jenem Raum, der unsere Persönlichkeit unterstreicht – kann Farbe als Element für ein luxuriöses, entspannendes oder inspirierendes Ambiente eingesetzt werden. Im Badezimmer, WC oder kleinen Gäste-WC können verschiedene Elemente farblich gestaltet werden: der Boden, die Wände, die Armaturen, die Sanitärprodukte und die Accessoires – wobei die Wände die grössten und dadurch prägendsten Elemente sind. Farben können Räume einladend oder abweisend, grösser oder kleiner, länger, kürzer, tiefer oder höher wirken lassen. Es kommt dabei nur auf die richtige Farbauswahl bzw. die Farbkombination an.

Pudrige Farben

Helle Farben wie Beige oder Weiss sind empfehlenswert, wenn ein kleiner Raum optisch vergrössert werden soll. Mit dunkleren Farbtönen wirkt ein langer Raum kürzer oder ein hoher Raum tiefer: Einfach die Decke oder die hintere Wand des Raums mit einer dunklen Farbe streichen, und schon entsteht der gewünschte Effekt. Mit der entsprechenden Farbauswahl lässt sich auch der Look eines gewünschten Wohnstils erzeugen.

Nach den 70er- und 80er-Jahren mit kräftigen Farben – Braun, Orange, Olivgrün – kehrte Weiss als vorherrschende Farbe ins Badezimmer zurück. Bis heute erfreut sich Weiss grosser Beliebtheit, da es mit Reinheit und Qualität assoziiert wird. WCs oder Waschtische in Weiss sowie weisse Badmöbel oder Duschflächen sind zeitlos und lassen sich farblich gut kombinieren – sie wirken jedoch auch klinisch-kühl und eher belanglos.

Häufig sieht man an Badezimmerwänden Farbschattierungen wie Beige, Hellgrau, Hellblau oder Puder. Solche dezenten Farben wirken unaufdringlich und lassen weisse Badmöbel, Waschtische und WCs edel erscheinen.

Sand- und Nudetöne schaffen ein warmes Ambiente und wirken ausgleichend auf Auge und Geist; sie vermitteln optisch Ruhe und Harmonie. Auch bei Grautönen ist die Palette vielseitig. Mit einem kleinen Braunanteil erzielt man eine warme Wirkung, während ein blaustichiges Grau eher kühl wirkt.

Für Leichtigkeit und Wohlbefinden im Raum sorgen Pastellfarben wie ein helles Blau, Rosé oder Mint. Pastellfarben machen neben Weiss immer eine gute Figur und wirken freundlich. Ausserdem lassen Pastelltöne kleine Bäder grösser wirken.

Blau, Gelb oder gar Schwarz?

Blau ist die Farbe der Entspannung, Ruhe und Ausgeglichenheit. Je dunkler das Blau, desto beruhigender wirkt es. Zudem lässt Blau Räume grösser und höher erscheinen. Helle Blautöne wirken freundlich und einladend. Blau gestrichene oder tapezierte Räume werden jedoch immer ein paar Grad kühler wahrgenommen, als sie tatsächlich sind. Ganz anders wirkt Gelb – die Farbe der Sonne. Gelb muntert auf, stärkt die Nerven und fördert die Konzentration. Die sonnige Farbe hilft bei Mutlosigkeit und hebt die Laune. Zudem lässt Gelb kleine Räume grösser und höher wirken.

Renommierte Architektinnen und Architekten setzen immer häufiger auf Schwarz im Bad. Aktuell sind schwarze Badmöbel oder Accessoires im Trend. Sparsam eingesetzt und geschickt kombiniert, werden schwarze Produkte zum kraftvollen Statement. Folglich sind auch schwarze Armaturen angesagt: Die Hersteller bieten neben dem altbekannten Chrom neue Oberflächen und sogar Farben an. Heute sind Wasserhähne in Schwarz oder Weiss erhältlich, ebenso wie in Gold, mattem Chrom oder in verschiedenen Farben. Besonders trendy sind matte Oberflächen, die in Verbindung mit Wasser kaum Spuren (Kalkrückstände) zeigen. Einzelne Anbieter haben ihr Sortiment neben Armaturen auch um Ablagen, Handtuchstangen, WC-Papierhalter, Haken oder Zahnputzglas-Halter in den gleichen Oberflächen und Farben erweitert.

Auch Holz im Bad ist und bleibt beliebt. Wie kein anderes Material steht es für Natürlichkeit und erschafft nicht nur mit seinem Aussehen, sondern auch mit seiner Haptik und seinem Geruch eine Wohlfühlatmosphäre. Doch aufgepasst: Hier gilt es genau hinzuschauen, welche Holzprodukte sich tatsächlich fürs Bad eignen.

Spannende Effekte lassen sich auch durch die Kombination verschiedener Materialien erzeugen. Der Vorteil: Kombiniert man verschiedene Materialien miteinander, schafft man sofort einen individuellen Look und tut nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch für den Tastsinn. Gezielt gesetzte Farben sowie sinnliche, taktile Materialien und Oberflächen können mit entsprechenden Badarmaturen und Accessoires perfekt ergänzt werden.

Bunte Utensilien

Farbe ins Bad zu bringen, ohne dass gleich die ganze Wand gestrichen oder die weisse WC-Schüssel oder das Waschbecken durch eine farbige Version ersetzt werden muss, gelingt mit Badutensilien. Diese setzen Akzente, lassen sich einfach austauschen und sind auch kostengünstig. Farbakzente setzen können zum Beispiel Textilien wie Badvorleger, Teppiche, Handtücher oder Duschvorhänge. Auch Seifenspender, Zahnputzgläser oder Handtuchhalter bieten die Möglichkeit, um Farbtupfer zu setzen. Ebenso kann mit kleineren Badmöbeln, Bildern oder Dekorationsobjekten wie Leuchten, Kerzen und Kerzenhaltern mit kleinem Aufwand Wohnlichkeit und Farbe ins Bad oder Gäste-WC gebracht werden. Auch Pflanzen sorgen für Farbe und noch dazu für ein natürliches Ambiente im Bad. Doch aufgepasst: Nicht jedes Gewächs eignet sich für den Feuchtraum mit oft wenig Tageslicht.

Bad selbst streichen?

Bereits mit etwas Farbe an den Wänden – oder auch nur an einer Wand – kann ein Bad oder Gäste-WC optisch stark aufgewertet werden. Allerdings sind nicht alle Farben für das Badezimmer geeignet. Grundsätzlich müssen Farben, die im Bad zur Anwendung kommen, nicht nur unempfindlich gegen Feuchtigkeit sein, sondern auch eine mögliche Schimmelbildung verhindern. Geeignet sind z.B. Latexfarben ebenso wie Silikatfarben, die zu den atmungsaktiven Mineralfarben zählen. Das Bad selbst streichen? Die Beratung durch eine Fachperson ist empfehlenswert.