Der Schweizerische Hauseigen-tümer: Nachbarschaftskonflikte landen häufig vor Gericht. Warum ist Mediation bei Konflikten mit dem Nachbarn die bessere Option?
Carole Muller-Prazeller: Dafür gibt es drei Gründe: Erstens sind Gerichtsverfahren oft langwierig, und man hat als Partei weniger Einfluss auf die Länge des Verfahrens. Zudem sind Gerichtsverfahren für beide Parteien belastend und verbrauchen viel Energie. Zweitens ist ein Gerichtsverfahren immer eine weitere Stufe der Eskalation. Die Beziehung zwischen den Nachbarn ist nach einem Gerichtsprozess meist unwiederbringlich zerrüttet. Drittens gibt es viele Konflikte, die sich gerichtlich gar nicht lösen lassen, mit einer Mediation aber durchaus schon.
Was ist der wichtigste Unterschied zwischen Gerichtsverfahren und Mediation? Beim Gerichtsverfahren wird beurteilt, wer sich aus rechtlicher Sicht falsch verhalten hat. Es ist auf die Vergangenheit fokussiert. Bei der Mediation hingegen steht die Zukunft im Zentrum: Die Parteien müssen selbst eine Lösung erarbeiten. Es gibt keinen Entscheid von oben. Damit ist die Akzeptanz in der Regel höher als bei einem Entscheid durch einen Richter. Ausserdem gibt es, im Gegensatz zum Gerichtsverfahren, nicht Sieger und Verlierer. Das Resultat einer erfolgreichen Mediation ist eine gemeinsam erarbeitete Lösung, hinter der beide Parteien stehen können.
Wie kann es sein, dass stark zerstrittene Nachbarn sich plötzlich einigen können? Plötzlich passiert das nicht, sondern es ist das Ergebnis eines Mediationsprozesses mit mehreren Phasen. Besonders wichtig ist die Phase, in der die Teilnehmenden die Bedürfnisse und Emotionen hinter ihrer Position schildern. So kann ein gegenseitiges Verständnis entstehen, und man findet den Kern des Konflikts: die eigentlichen Bedürfnisse der Beteiligten. Hingegen ist im Gerichtsprozess wenig Raum für solche Gefühle. In der Mediation sind sie aber die Basis, um gemeinsam eine tragfähige Lösung zu finden. Wichtig dabei: Der Mediator bleibt inhaltlich neutral und führt lediglich durch den Prozess. Die Lösung muss immer von den Teilnehmenden selbst kommen.
Können Sie ein konkretes Beispiel nennen? Ein junges Paar mit zwei kleinen Kindern zieht in eine Siedlung am Stadtrand. Beide Eltern sind berufstätig und erledigen deshalb erst abends die Gartenarbeit. Nebenan wohnt seit 30 Jahren ein älteres Ehepaar, das sich über den Lärm am Abend aufregt.Es kommt zu einem unschönen Streit. In der Mediation stellt sich heraus, dass der Lärm nicht der wirkliche Grund für die Intoleranz des älteren Ehepaars ist. Das alte Ehepaar ist enttäuscht vom distanzierten Verhalten der jungen Familie. Die jungen Eltern hingegen sind mit Arbeit, Kindern und Garten überfordert und froh, wenn sie die Gartenarbeit wenigstens abends noch hinbekommen. Im Rahmen der Mediation schliessen die Nachbarn folgende Vereinbarung: Es gibt monatlich kurze Apéros, um sich miteinander auszutauschen. Das ältere Paar passt zwei Nachmittage pro Woche auf die beiden Kinder auf, so dass die Eltern mehr Zeit für Haus- und Gartenarbeit gewinnen, und unterstützt das junge Paar ausserdem bei der Gartenarbeit. So erhält die junge Familie die dringend benötigte Unterstützung, und das ältere Paar hat eine Aufgabe, die ihm Freude macht und den ersehnten freundschaftlichen Kontakt zu den Nachbarn ermöglicht.
Das Beispiel ist eindrucksvoll. Wie hoch ist denn generell die Erfolgsquote für Mediationen? Natürlich lässt sich nicht jedes Problem auf diesem Wege lösen – aber doch erstaunlich viele. Erfahrungsgemäss gibt es bei drei von vier Mediationen eine einvernehmliche Lösung. Pd
Mediation: ein Service von Orion
Die Rechtsschutzversicherung Orion, eine Tochter von Zurich Schweiz, übernimmt für ihre Versicherten die Kosten einer Mediation und stellt auch erfahrene Mediatorinnen und Mediatoren. Im Rahmen der Versicherungsleistung werden nach Absprache mit der Gegenpartei sogar die Kosten für alle beteiligten Personen getragen. Sollte die Mediation keine tragfähige Lösung bieten, übernimmt Orion selbstverständlich auch die Kosten eines folgenden Rechtsstreits zwecks richterlicher Beurteilung.
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