Der Wunsch nach einer Verbesserung der eigenen Wohnsituation ist vor allem dort gross, wo familiäre Veränderungen oder Kostendruck dies erfordern. Sowohl Mieter als auch Eigentümer halten an hohen Ansprüchen fest – insbesondere bei zentralen Kriterien wie Komfort, Raumangebot und Lage. Kompromissbereitschaft zeigt sich hauptsächlich bei Extras. Diese und weitere Erkenntnisse liefert die aktuellste «Immo-Barometer»-Befragung von Wüest Partner, durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Hauseigentümerverband Schweiz (HEV) und dem Schweizerischen Verband der Immobilienwirtschaft (SVIT Schweiz).
Umzugsgründe und Wohnungssuche
Fragt man Haushalte, die sich einen Umzug vorstellen können oder ihn konkret planen, nach den Beweggründen, ergibt sich ein klares Bild: Am häufigsten genannt wird eine Veränderung der persönlichen Lebenssituation, etwa durch familiäre Entwicklungen.
Bei Mietern folgt als zweithäufigster Grund die Belastung durch zu hohe Wohnkosten. Seit Beginn der Auswertungen im Jahr 2020 belegen diese beiden Faktoren konstant die ersten beiden Plätze. Daneben spielen auch Unzufriedenheit mit der Wohnung oder dem Wohnumfeld sowie Platzmangel eine wichtige Rolle.
Auch bei Eigentümern steht die veränderte Lebenssituation im Vordergrund – unabhängig davon, ob sie in einem Einfamilienhaus oder in einer Eigentumswohnung leben. Auffällig ist, dass die Kosten für Eigentümer deutlich seltener ein Umzugsgrund sind – ein Hinweis auf die gute finanzielle Planung von Eigentümern, begünstigt durch das tiefe Hypothekarzinsniveau der letzten Jahre. Häufig nennen Einfamilienhausbesitzer zudem ein «zu grosses Haus» als Grund für einen Umzug. Dies zeigt, dass Eigentümer ihre Wohnsituation durchaus an die jeweilige Lebensphase anpassen – etwa, wenn die Kinder ausziehen oder der Lebenspartner verstorben ist.
Rund 55 % der befragten Mieter gaben an, dass es nicht leicht sei, ein neues Zuhause zu finden. Knapp 23 % sind unentschlossen, und lediglich 17 % empfinden die Auswahl als gross genug, um die Suche als einfach zu bezeichnen. Die übrigen Befragten konnten die Frage nicht beantworten – vermutlich, weil ihr letzter Umzug schon länger zurückliegt.
Unveränderte Anforderungskriterien
Die Kriterien bei der Wohnungssuche haben sich im Laufe der Zeit kaum verändert. Vergleicht man die Ergebnisse der jüngsten Erhebung mit jenen aus den Jahren 2017 und 2018 – also einer Zeit vor der Pandemie und vor der Wohnungsknappheit –, zeigt sich bei den Mietern nur bei wenigen Faktoren ein Rückgang der Wichtigkeit. Bei Eigentümern wurde sogar kein einziger Faktor als weniger bedeutend eingestuft.
Bei Mietern zählen die Mietkosten, das Platzangebot bzw. die Grosszügigkeit und der allgemeine Komfort weiterhin zu den wichtigsten Kriterien. Aspekte wie die Lärmsituation und die Nachhaltigkeit haben an Bedeutung gewonnen – ein Hinweis auf das wachsende Bewusstsein für Wohnqualität und Energieeffizienz, aber auch eine Konsequenz der Pandemie und der Verbreitung von Homeoffice.
Bei Eigentümern dominieren die gleichen Faktoren, jedoch in leicht veränderter Reihenfolge: Komfort und Geräumigkeit stehen an erster Stelle, während die Kosten erst an vierter Position folgen.
Deutliche Unterschiede zeigen sich bei den Themen Parkplatz sowie Nachhaltigkeit und Energieeffizienz. Beide Faktoren werden von Eigentümern deutlich häufiger als wichtig eingestuft als von Mietern. Dies ist nachvollziehbar: Mieter wohnen häufiger an zentralen Lagen, wo der Bedarf an einem eigenen Parkplatz geringer ist. Beim Thema Nachhaltigkeit und Energieeffizienz haben Eigentümer zudem einen direkteren Einfluss auf die Kosten und sind sich der Relevanz für die künftige Wertentwicklung bewusst.
Anforderungen an das Wohnumfeld
Auch beim Wohnumfeld gibt es sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede zwischen Mietern und Eigentümern. Für beide Gruppen stehen gute Einkaufsmöglichkeiten und eine gute Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln an oberster Stelle – diese beiden Kriterien prägen die Wohnstandortwahl nach wie vor am stärksten.
Eigentümer legen stärkeres Gewicht auf die Erreichbarkeit mit dem Auto, was auf eine höhere Suburbanisierung dieser Gruppe hinweist. Mietern ist der Umgebungslärm deutlich weniger wichtig als Eigentümern – ein Umstand, der wohl damit zusammenhängt, dass viele von ihnen bewusst zentrale Lagen wählen und dafür höhere Geräuschemissionen in Kauf nehmen.
Dem Arbeitsweg messen Mieter eine deutlich grössere Bedeutung bei als Eigentümer, was mit dem sich unterscheidenden Altersprofil der Befragten zu erklären ist. Unter den Eigentümern befindet sich ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Personen im Ruhestand.
Hohe Ansprüche an Wohnqualität
Auch wenn die Ansprüche an die Wohnung hoch bleiben, zeigt sich, dass viele Befragte in der aktuellen Marktsituation bereit sind, bei gewissen Aspekten Kompromisse einzugehen, um eine tiefere Miete oder einen tieferen Kaufpreis zu erzielen. Besonders häufig nennen sowohl Eigentümer als auch Mieter den Verzicht auf ein zweites oder drittes Badezimmer.
Mieter sind zudem eher bereit, auf einen Garten oder gemeinschaftliche Aussenflächen zu verzichten. Eigentümer hingegen verzichten häufiger auf die Nähe zum Arbeitsplatz oder auf einen allgemein hohen Ausbaustandard.
Unverzichtbar bleiben jedoch für beide Gruppen: ein Balkon oder eine Terrasse, die Verfügbarkeit eines Kellers, und der Anschluss an den öffentlichen Verkehr.