Haustiere

Flöhe – lästige Parasiten mit spannender Lebensweise

Tierwelt Wenn das Haustier Flöhe hat, liegt der Gang zum Tierarzt nahe. Ein solcher ist aber nicht in allen Fällen nötig. Gabi Müller von der Schädlingsprävention der Stadt Zürich rät, die Flöhe erstmal durch eine Fachstelle bestimmen zu lassen.

von Alexandra von Ascheraden

Journalistin

Wenn auf dem Hund und der Katze plötzlich winzige Punkte herumhüpfen, ist die Diagnose schnell gestellt: Das Tier hat Flöhe und muss zum Tierarzt. Der wird die Flohbehandlung gleich mit einer Wurmkur verbinden. Denn der Katzenfloh kann Zwischenwirt verschiedener Bandwurmarten sein. Kurz: Mit einem Flohbefall ist nicht zu spassen – er muss konsequent behandelt werden.

Da sich gerade Katzen sehr sauber halten, fällt es nicht immer gleich auf, wenn sie befallen sind. Im Zweifelsfall kann man das Fell auskämmen. Findet man schwarze Krümel, also potenziellen Flohkot, legt man sie auf ein angefeuchtetes Stück Küchenpapier. Verfärbt sich dieses rotbraun, ist die Sachlage klar.

Was die wenigsten wissen: Es gibt zwar sowohl Hunde- als auch Katzenflöhe, aber mit grosser Wahrscheinlichkeit ist das Haustier von Katzenflöhen befallen. Hundeflöhe findet man – zumindest auf Stadthunden – fast gar nicht mehr. Der Grund dafür ist nicht ganz klar. Doch leben in der Schweiz etwa dreimal so viele Katzen wie Hunde. Diese streifen grossteils frei herum, pflegen Kontakte zu anderen Tieren und können sich dabei auch Flöhe holen. Katzenflöhe sind aber vor allem viel generalistischer als Hundeflöhe. Soll heissen: Ein Katzenfloh saugt zwar gerne Katzenblut, ist aber keine Katze da, ist ihm auch ein Hund recht – oder dessen Herrchen bzw. Frauchen oder auch ein Steinmarder, Mäuse, Kaninchen oder Ratten. An die 50 Tierarten gibt es, deren Blut dem Floh schmeckt. Der Hundefloh hingegen mag vor allem Hundeblut und wird deshalb immer seltener.

Faszinierende Entwicklung

Flöhe sind in Notzeiten genügsam. Das kann zu unerwarteten Problemen führen. «Wir hatten schon Fälle, bei denen der Vormieter samt Katze oder Hund ausgezogen war und die Wohnung eine Zeitlang leer stand. Flöhe können im Puppenstadium ohne Nahrung sehr lange überleben. Erst wenn sie Erschütterungen durch Schritte bemerken, wissen sie, dass wieder eine Blutquelle in der Nähe ist. Erst dann sprengen sie ihre Puppenhülle, und die frisch geschlüpften Flöhe stürzen sich auf den nichts ahnenden Nachmieter», berichtet Gabi Müller von der Schädlingsprävention Zürich.

Flöhe sind 2-3 mm gross, braunschwarz und unermüdlich im Fell des Tieres unterwegs. Das hintere Beinpaar ist zu Sprungbeinen umgebildet. Damit schaffen die Parasiten Hüpfer bis zu 30 cm. Eine beachtliche Leistung. Ein Mensch müsste über ein fünfstöckiges Haus springen, um im Vergleich zur Körpergrösse dieselbe Leistung zu vollbringen.

Flöhe erkennt man also leicht. Schwieriger ist es, die Larven zu identifizieren. Sie sind beinlos, weisslich bis grau oder braun gefärbt, haben eine wurmartige Form und bewegen sich mithilfe von dunkel gefärbten Borsten und zwei höckerartigen Fortsätzen am After vorwärts. Sie werden bis zu fünf Millimeter lang und halten sich am Boden rund um die Ruheplätze des befallenen Tieres auf.

Die Larven häuten sich zweimal, bevor sie sich eine Puppenhülle spinnen, in der sie ihre Entwicklung abschliessen. Diese Kokons sind klebrig. So bleibt Schmutz aus der Umgebung daran haften und sorgt für die perfekte Tarnung. Bei optimalen Bedingungen um die 25 Grad Celsius ist der Entwicklungszyklus zum Floh in etwa drei bis vier Wochen abgeschlossen. Unter schlechteren Bedingungen kann er auch einige Monate dauern.

Die jungen Flöhe können in Mangelzeiten monatelang fertig entwickelt im Kokon ausharren, bis Erschütterungen und Wärmestrahlung einen potenziellen Blutmahlzeitspender ankündigen. Dann aber geht alles sehr schnell.

Kreislauf durchbrechen

Die Flöhe auf Hund oder Katze bekommt man mit der Hilfe der Tierärztin schnell bekämpft. Das aber ist nur ein Teil des Aufwandes, denn die adulten Flöhe machen nur etwa fünf Prozent des Befalls aus. Den grossen Rest bilden Eier und Larven. Diese müssen konsequent und regelmässig beseitigt werden, um einen nicht enden wollenden Kreislauf zu verhindern. Dazu muss man wissen, wie sich Flöhe vermehren.

Flohweibchen legen nach jeder Blutmahlzeit vier bis acht Eier ins Fell des Tieres. Diese rieseln von dort auf den Boden. Die meisten Eier und später auch Larven sammeln sich an den Ruheplätzen des Tieres. «Alle Ruheplätze müssen regelmässig und penibel gestaubsaugt werden. Wer mag, kann das Ganze auch mit einem Dampfreiniger angehen. Decken oder Kissen, auf denen das Tier immer wieder liegt, müssen ebenso regelmässig bei 60 Grad in die Waschmaschine», erläutert Müller.

Der Aufwand lohnt sich. Denn ein Flohweibchen legt im Laufe seines Lebens bis zu 500 Eier. Wer also nicht dranbleibt, wird die Plage nie los.

Spannend ist, wie Flohlarven sich ernähren. Müller erklärt: «Einen Teil ihrer Nahrung machen herunterrieselnde Haare und Hautschuppen aus. Für die Versorgung mit Eiweiss brauchen sie zusätzlich Blut. Nur haben sie noch keine Stechwerkzeuge, um welches abzapfen zu können.» Was tun? Die Natur hat wie so oft trickreich vorgesorgt.

Die Larven fressen mit Vorliebe den herabrieselnden Kot erwachsener Flöhe. Letztere saugen während ihrer ausdauernden Nahrungsaufnahme deutlich mehr Blut, als ihr Magen fassen kann. Der Überschuss wird umgehend ausgeschieden. So entsteht ausreichend Nahrung für den Nachwuchs.

Die Schädlingsexpertin hat noch einen guten Tipp: «Damit man auch wirklich alle Befallsherde findet, kann man ein weisses Tuch langsam über den Boden ziehen. Die Flöhe nehmen die Bewegung wahr und springen aufs Tuch. Dort sind sie gut erkennbar.»

Gegen Flöhe helfen Insektizide. Gegen Larven werden Sprays mit Zusätzen von Wachstums- und Chitinsynthesehemmern eingesetzt. Tierärztinnen und Tierärzte beraten fachkundig.

Bestimmung durch Fachstelle

Manchmal ist gar nicht die Katze schuld, wenn Flöhe auftreten. Müller hatte schon mehrere Fälle, bei denen Flöhe aus einem Vogelnest im Storenkasten ins Haus eindrangen. «Ich hatte auch Leute in der Beratung, die verzweifelt waren, weil sie nach dem Gang durch den Garten voller Flöhe waren. Es hat sich später herausgestellt, dass es Igelflöhe waren. Da hilft nur, die Schlafplätze des Igels zu finden und zu meiden. Andere hatten ein altes Vogelnest auf dem Kompost entsorgt. Die Flöhe darin waren immer begeistert, wenn sie die Chance auf eine Portion frisches Menschenblut bekamen.»

Sie erzählt auch von einer Freundin, die völlig verzweifelt war, weil die Katze immer wieder Flöhe mitbrachte. Müller bestimmte sie unter dem Mikroskop und stellte fest, dass es sich um Eichhörnchenflöhe handelte. Ihr Tipp: «Im Zweifelsfall immer erst einmal die Flöhe bestimmen lassen, damit man sie auch sinnvoll bekämpfen kann. Schädlingsberatungsstellen oder naturhistorische Museen sind darin kompetent. Sollten die Flöhe nur vom Vogelnest im Storenkasten oder vom Kompost kommen, dann muss man die wahre Ursache entfernen und kann der Katze einen sinnlosen Tierarztbesuch ersparen.