Ratgeber Tiere

Tierschutz am Ferienort: damit die Ferien nicht zur Tragödie werden

Die schönste Zeit des Jahres steht vor der Tür: die Ferien. Abschalten, geniessen und auftanken. So zumindest der Plan. Doch so manchem Tierfreund wird der Feriengenuss verdorben, wenn er im Urlaub plötzlich mit Tierleid konfrontiert wird.

von Esther Geisser

Präsidentin Network for Animal Protection

Leider wird man gerade im Urlaub oft Zeuge von Situationen, die das Herz bluten lassen. An Stränden, auf Plätzen, in der Hotelanlage – überall sieht man streunende Hunde und Katzen, die darauf hoffen, etwas Essbares zu finden oder ein paar Streicheleinheiten zu ergattern. Auf Märkten werden bei sengender Hitze Tiere feilgeboten, die oft bereits krank und abgemagert in ihren allzu kleinen Schachteln und Käfigen auf einen besseren Besitzer hoffen. Zur Unterhaltung werden auf Strassen und in Hotels Programme mit Tieren angepriesen. Fotos mit Elefanten, Schlangen, Vögeln und Affen, ja sogar Tigern, Strandausritte auf geschundenen Pferden, Tierwettkämpfe und viele andere Angebote sollen den Touristen Abwechslung und Unterhaltung bieten und ihnen das Geld aus der Tasche ziehen. Auch manche Speisekarte lässt Tierfreunde leer schlucken, wenn sie die vielen exotischen und zum Teil auch geschützten Tiere auf alle Arten zubereitet im Angebot sehen.

Die Tierschutzorganisation NetAP verzeichnet jedes Jahr unzählige Anrufe und E-Mails besorgter Touristen, die sich mit Tierelend konfrontiert sehen und verzweifelt nach Lösungen suchen. Besonders in den Sommermonaten treffen täglich Hilferufe ein, doch nicht immer kann aus der Ferne geholfen werden. Zurück bleibt Hilflosigkeit und der Frust über eine Situation, die den Feriengenuss massiv trübt.

Aber das muss nicht sein. Auf viele Situationen kann man sich im Vorfeld des Urlaubs bereits vorbereiten, um solche traurigen Moment zu vermeiden und in konkreten Situation richtig reagieren zu können.

Lokale Tierschutzorganisationen

Es hilft zum Beispiel, sich bereits vor den Ferien die Adressen von Tierschutzvereinen und Tierärzten an der Feriendestination herauszuschreiben, um in der Not direkt vor Ort einen Ansprechpartner zu haben. Beurteilungen bisheriger Besucher des Hotels geben oft erste Indizien, wie mit Tieren umgegangen wird. Es lohnt sich, Unterkünfte zu bevorzugen, die für ihr tierfreundliches Verhalten hervorgehoben werden. Werden Hunde und Katzen in der Hotelanlage geduldet, gefüttert und kastriert und nicht verscheucht oder gar vergiftet, kann das von Tierfreunden mit Buchungen belohnt werden. Lob und Kritik sind wichtig für die Hotels. Entsprechend sollte man bei Bewertungen explizit auch auf den Umgang mit Tieren eingehen, ob im positiven oder im negativen Sinne. Beobachtet man in der Hotelanlage einen schlechten Umgang mit Tieren, sollte man umgehend das Gespräch mit dem Management suchen und seinen Unmut ausdrücken.

Ein nächster Schritt wäre, die herrenlosen Hunde und Katzen nicht zu füttern, sondern lokale Tierschutzorganisationen vor Ort zu kontaktieren und sich über deren Arbeit zu informieren. Viele setzen sich umfassend für Streuner ein und führen Fütterungs- und Kastrationsprogramme. Sie freuen sich über gespendetes Futter oder einen Zustupf an die Kastrationskosten. So kann das Geld ganz gezielt da eingesetzt werden, wo es am nötigsten gebraucht wird. Dies ist nachhaltiger als das zufällige Füttern einzelner Tiere auf der Strasse, das die unkontrollierte Vermehrung nur noch verstärkt.

Es ist absolut nachvollziehbar, dass beim Anblick eines dünnen Hundes oder eines kleinen Kätzchens das Herz überläuft. Will man ihnen Gutes tun, sollte man überlegt vorgehen, sonst spielt man im schlimmsten Fall gar mit dem Leben des Tieres. Man sollte das Tier auf keinen Fall einfach einpacken und mitnehmen. Ein Nichteinhalten der strengen Einfuhrbestimmungen könnte im schlimmsten Fall die Beschlagnahmung und Euthanasie des Tieres nach sich ziehen. Die geltenden Importvorschriften für Tiere sind auf der Website des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) abrufbar und strikt zu befolgen. Und noch etwas ist zu bedenken: Das «Freikaufen» von Tieren auf Märkten kurbelt lediglich den Umsatz der Verursacher an und bestärkt sie in ihrem ohnehin tierfeindlichen Treiben, noch mehr Tiere anzubieten.

Keine Tiere zur Unterhaltung

Am besten ist es, auf alle Angebote zu verzichten, die mit der Nutzung von Tieren verbunden sind. Egal ob Elefantenreiten, Kutschfahrten oder Posieren mit Tieren – all dies ist stets mit sehr viel Tierleid verbunden, auch wenn das vielleicht auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. Dasselbe gilt für leider noch immer sehr beliebte Souvenirs: Schlüsselanhänger mit Babyalligatorenköpfen, Armbänder aus Elefantenhaaren, eingelegte Junghaie, präparierte Schlangen, Kleider aus Exotenleder, spezielle Muscheln oder Federn. Auch spezielle Medikamente und Potenzmittel tierischer Herkunft werden gerne gekauft – im Glauben, man tue sich etwas Gutes damit. Einmal von der fraglichen Wirkung abgesehen: In aller Regel haben diese Produkte grosses Tierleid verursacht. Zudem besteht das Risiko, dass diese Waren ohnehin am Zoll beschlagnahmt werden. Schiessen Sie deshalb lieber schöne Ferienfotos von Flora und Fauna und erfreuen Sie sich nachhaltig an diesen mit dem Wissen, dass Sie damit kein Leid verursacht haben.

Generell ist daran zu denken, dass Touristen für Flora und Fauna eines Ortes oft ein grosses Problem darstellen. Deshalb sollte es selbstverständlich sein, möglichst wenig negative Spuren am Urlaubsort zurückzulassen. Ob es um den eigenen Müll geht, Zigarettenkippen, Stromverbrauch oder den Umgang mit der Unterwasserwelt im Meer: Seien Sie ein gutes Vorbild. Sie sind nur für kurze Zeit Gast dort und sollten sich respektvoll der Umgebung gegenüber verhalten, so wie Sie es auch von Gästen bei sich zu Hause erwarten würden. Dann steht einem wunderbaren Urlaub nichts mehr im Weg!

«Das Freikaufen von Tieren auf Märkten kurbelt lediglich den Umsatz der Verursacher an und bestärkt sie in ihrem ohnehin tierfeindlichen Treiben, noch mehr Tiere anzubieten.»

Autorin für Tierthemen

Esther Geisser schreibt regelmässig Ratgeber und Fachartikel zu verschiedenen Aspekten der Tierhaltung und des Tierschutzes.
 

Die Juristin ist Präsidentin und Gründerin von Network for Animal Protection (NetAP) und hat ein Diplom als Verhaltenstherapeutin für Kleintiere (I.E.T). Sie ist Mitglied der VIETA und hat die FBA für Betreuungspersonal in Tierheimen inkl. Praktikum erfolgreich absolviert. Im Tierschutz ist sie seit frühester Kindheit aktiv.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Organisation unter: netap.ch

Mehr zum Thema

Die NetAP-Tierexperten haben in der Broschüre «Tierschutz am Ferienort» Verhaltenstipps für Tierfreunde festgehalten.
 

Diese kann kostenlos auf der Website von NetAP heruntergeladen werden.