Rosen

Die Diva ist gar nicht kompliziert

Wenn sie im Mai ihre Blüten öffnen, beginnt ein Spektakel aus Farbe, Form und Duft. Seit der Antike bezeichnet man Rosen als die Königinnen der Blumen. Was braucht es, damit sie im Garten funktionieren?

von Judith Supper

Journalistin

«Ein Garten ohne Rosen ist möglich, aber sinnlos», könnte man in Anlehnung an Loriot wohl sagen. Und es stimmt. Gefüllt und ungefüllt, mal schneeweiss, mal gelb, apricot und rosa – oder eben rosenrot, mit etlichen Zwischenfarben, und dann noch der Duft: Blühende Rosen sind ein Fest für die Sinne.

Robust und pflegeleicht sollen sie sein

Doch viele Hobbygärtner und Gartenbesitzerinnen glauben, dass Rosen kompliziert und divenhaft sind. «Dabei ist das Gegenteil der Fall», sagt Behcet Ciragan, Präsident der Gesellschaft Schweizerischer Rosenfreunde (GSRF). «Das Vorurteil stammt aus den 1960er- und 1970er-Jahren. Damals wurden Edelrosen als Massenware gezüchtet. Der Anspruch war simpel: Rosen hatten schön auszuschauen. Aber diese Rosen waren höchst krankheitsanfällig und mussten ständig gehätschelt werden.» Heutzutage fokussieren sich die Zuchtbetriebe auf Sorten, die ohne chemische Pflege gedeihen. «Robustheit und Pflegeleichtigkeit sind seit etwa 20 Jahren Züchtungsziele», erklärt der Fachmann. Seit 2017 ist Behcet Ciragan Präsident der GSRF. Der in der Deutschschweiz aktiven Gesellschaft, die auf neun Regionalgruppen aufgeteilt ist, gehören heute 1500 Mitglieder an.

Romantisch bis klassisch formal

Die Gattung Rosa ist sehr variantenreich. Je nach gärtnerischer Nutzung unterscheidet man zwischen Wildrosen, Edelrosen, Kletter- und Strauchrosen, Hochstammrosen, historischen Rosen sowie Beet- und Bodendeckerrosen. Manche wirken am besten als Solitär platziert, andere fühlen sich im Verbund mit Heckensträuchern am wohlsten, viele schmücken Beete und Kübel. In romantischen Gärten finden sie ebenso ihren Platz wie im Bauerngarten oder in klassisch formalen Anlagen. Wer mit der Natur gärtnert, sollte unbedingt ein paar Rosensträucher im Garten haben. In ihrem Stachelkleid finden Kleintiere Schutz vor Beutejägern, ihre Blüten ernähren zahlreiche Wildbienen und Schmetterlinge und ihre Früchte, die Hagebutten, sind im Herbst und Winter Futterquelle für eine Vielzahl von Vögeln.

Es funktioniert auch ohne Chemie

In Behcet Ciragans Privatgarten in Solothurn wachsen etwa 500 verschiedene Rosen. «Wir kombinieren sie mit Stauden und Sträuchern, sogar mit Gemüse. Das hilft gegen Krankheiten, denn die Pflanzen schützen sich gegenseitig. Pflanzenschutzmittel verwenden wir gar nicht. Robuste Sorten erkranken kaum, und hat sich doch einmal der Rosenrost eingeschlichen, ist er im nächsten Jahr von selbst verschwunden.» Sehr stark von Rost befallene Blätter könne man allenfalls herausschneiden und im Hausmüll entsorgen.

Dass die biologische Pflege von Rosen funktioniert, zeigt neuerdings der historische Garten von Schloss Wildegg. Gemeinsam mit dem Museum Aargau ist die GSRF seit letztem Jahr für dessen Unterhalt zuständig. «Wir haben die Pflege von chemisch auf biologisch umgestellt und nutzen zur Pflanzenstärkung Brennnessel- und Schachtelhalmbrühe sowie effektive Mikroorganismen. Am Anfang war der Boden in einem schlechtem Zustand, aber nach zwei oder drei Monaten kehrte das Leben zurück.»

Das A und O ist der Standort

Doch wenn der Standort nicht funktioniert oder die klimatischen Bedingungen sehr extrem sind, wird selbst die stärkste Rose unter Laus- oder Pilzbefall leiden. «Für die meisten Rosenarten und -sorten ist ein sonniger oder halbschattiger Standort ideal», sagt der Fachmann. Ungünstig platziert sind sie an nach Süden ausgerichteten Mauern, wo kein Lüftchen bläst, oder neben asphaltierten Wegen. Hier staut sich die Hitze, und im Nu haben sich Spinnmilben eingeschlichen. Das Erdreich muss unbedingt durchlässig sein. Wildrosen vertragen sogar einen steinigen und mageren Grund. Hier wachsen sie einfach etwas langsamer. Für alle Rosen ungeeignet sind verdichtete, staunasse Böden. «Rosen wurzeln sehr tief. Bei einer Neupflanzung muss das Pflanzloch auf 60 cm ausgehoben werden, damit sie Fuss fassen können.» Der Vorteil des tiefen Wurzelns: Rosen kommen auch mit wenig Feuchtigkeit zurecht und müssen nur bei langer Trockenheit gegossen werden.

Individuelle Schnittregeln

«Der Schnitt hängt von der Rosenklasse ab», erklärt Behcet Ciragan. «Edelrosen schneidet man im Frühjahr stark auf das dritte Auge zurück, Floribunda- bzw. Beetrosen weniger stark. Historische Rosen schneidet man kaum. Würde man sie so tief kappen wie Edelrosen, könnten sie absterben.» Zu den regelmässigen Pflegearbeiten von Edelrosen gehört das Entfernen von wilden Trieben aus der Unterlage. Bei veredelten, «okulierten» Rosen entwickeln sich die Triebe aus Knospen einer Rosensorte, die auf eine Wildrosen-Unterlage gesetzt wurde. Manchmal wächst aus der Unterlage ein «wilder» Trieb heraus. «Das schwächt die aufgesetzte Edelrose.» Um ihn zu entfernen, wird er von Hand ausgerissen und nicht abgeschnitten. Abschneiden würde das Wachstum der Unterlage erst recht anregen. Ein weiterer Pflegetipp des Fachmanns: «Mulchen. Kompost, Laub, herausgezupftes Unkraut: Damit bedecken wir den Wurzelbereich der Rose, denn es fördert die Bodenlebewesen.»

Wer von einer breiten Rosenvielfalt träumt, dem empfiehlt der Präsident der GSRF: «Nicht nur auf mehrfachblühende Rosen setzen. An einmalblühenden – ich denke an Ramblerrosen, die von Juni bis in den Juli in immenser Fülle blühen – und einigen dazu versetzt gepflanzten Kletter- und Strauchrosen hat man monatelang Freude.»

Rosenfest in Wängi

Am 3.Juni 2023 verwandelt sich der Schaugarten von Winkler Richard Natur-gärten in Wängi / TG in einen blühenden Rosengarten. Einen ganzen Tag lang steht die Rose, die Königin der Blumen, im Zentrum.

Zu erwarten sind spannende Vorträge, der Verkauf von für den Naturgarten besonders geeigneten Rosenarten, feine Häppchen und Workshops.

Wann: Samstag, 3. Juni, 9 bis 17 Uhr

Wo: Schaugarten von Winkler Richard Naturgärten in Wängi / TGWeitere Informationen unter: gartenland.ch/rosenfest