Wohnen

Design-Ikonen für den täglichen Gebrauch

Haushalt Erfindertum und Innovationslust florieren in der Schweiz. Aus klugen Ideen hat sich hier schon manches Kultobjekt entwickelt.

von Larissa Riner

Conzept-B

2023 belegte die Schweiz den ersten Platz des Globalen Innovationsindexes der WIPO (World Intellectual Property Organization), und im jährlichen World Competitiveness Report des Lausanner IMD (International Institute for Management Development) lag sie dieses Jahr auf dem zweiten Platz. Die ausgeprägte Innovationskultur und das augenfällige Unternehmertum lassen sich bereits in scheinbar einfachen, aber allseits bekannten Schweizer Alltagsgegenständen erkennen. Diese begegnen uns von der Küche über die weiteren Wohnräume bis hin zum Garten und begleiten uns sogar auf Reisen.

Helvetische Helfer in der Küche

Vom Eidgenössischen Institut für geistiges Eigentum (IGE) wird eine «Erfindung» so definiert, dass sie ein konkretes Problem mit den Mitteln der Technik löst. Ein solches löst beispielsweise der Sparschäler REX. Heute findet sich der erste Gemüseschäler mit querliegender Klinge in praktisch jedem Schweizer Haushalt. Seine bewegliche Klinge kann gegenüber einem gewöhnlichen Küchenmesser die Schale von Gemüse und Obst sehr dünn entfernen. Dadurch bleibt mehr von ihnen übrig, inklusive der dicht unter der Schale liegenden Vitamine. Eine äusserst nützliche Zusatzfunktion ist der Ausstecher für die Augen von Kartoffeln. Als einer von drei Schweizer «Designklassikern» durfte der 1947 patentierte Sparschäler eine Briefmarke der Schweizer Post zieren und wird mittlerweile in Museen auf der ganzen Welt gezeigt.

Ein weiteres nützliches Küchenutensil nach Schweizer Entwurf ist die Zyliss-Salatschleuder. Sie wäscht Salatblätter nicht nur wassersparend, sondern trocknet sie zugleich. Ein sehr spezifisches, für die Schweizer aber nicht weniger wichtiges Problem, löst wiederum die «Girolle» von «Métafil-la Girolle». Zusammen mit dem jurassischen Käse, der sich einer 800-jährigen Geschichte rühmen darf, wurde die Girolle weltbekannt. Bevor sie von Nicolas Crevoisier erfunden wurde, wurde der «Tête de Moine» mühsam mit dem Messer zu den charakteristischen Käserosetten geschabt. Bei der «Girolle» übernimmt der über die Mittelachse rotierende Hobel das Schaben des Käselaibs, der mit einem zentralen Stab auf einer tellerförmigen Platte fixiert wird.

Der Kugelschreiber 849 und die «Wäschespinne» von Stewi

Auch über die Küche hinaus lassen sich viele Schweizer Designklassiker entdecken. Ein gutes Beispiel ist der Kugelschreiber 849 von Caran d’Ache, der an den unterschiedlichsten Orten und in den vielfältigsten Situationen gezückt wird. Zu seiner charakteristischen Form gehören der sechskantige Schaft aus leichtem und robustem Aluminium, der praktische Clip sowie der an der Spitze angebrachte Knopf. Teil seiner Ausstattung ist auch die nachfüllbare Goliath-Patrone, mit der ganze 600 A4-Seiten beschrieben werden können. Dabei lässt er sich nicht nur vom Schaft über Clip und Knopf bis hin zu einer Gravur personalisieren, sondern erscheint auch in spannenden Editionen. So trafen bei einer Kooperation mit Keith Haring die plakativen Formen des Pop-Künstlers mit der schlichten Form des Kugelschreibers zusammen. Bei der Kooperation «Caran d’Ache + Nespresso» wird der Gedanke der Nachhaltigkeit wiederum ins Design miteingebunden, indem das Aluminium des Kugelschreibers aus recycelten Nespresso-Kapseln besteht.

Späht man über die Hecke des einen oder anderen Schweizer Gartens, findet man womöglich einen weiteren Klassiker – nämlich den Stewi-Wäscheschirm. Obwohl er immer mehr vom elektrischen Wäschetrockner verdrängt wird, erkennen viele in seiner Funktionsweise noch einen grossen räumlichen und funktionalen Vorteil. Mit seinem drehbaren Standrohr, den vier Armen und einer Seillänge von insgesamt 60 Laufmetern kann er locker die Wäsche eines Drei- bis Vierpersonenhaushalts tragen.

Für unterwegs – die SIGG-Trinkflasche und das Schweizer Taschenmesser

Bei Tagesausflügen, beim Wandern oder Campen steht einem das Schweizer Taschenmesser mit den passenden Werkzeugen zur Seite, während die SIGG-Trinkflasche für die notwendige Erfrischung sorgt. Die SIGG-Trinkflasche hat dabei einen eher unerwarteten Gebrauchsgegenstand als Vorbild. Ferdinand Sigg, der das Unternehmen 1908 in Biel gegründet hatte, sah im Rohstoff Aluminium eine grosse Chance. So war das Vorbild der Trinkflasche ursprünglich eine Bettflasche, die sich die wärmeleitende Funktion des Aluminiums zunutze machte. Ihren unverwechselbaren Ringverschluss erhielt sie allerdings erst 1965 durch Johannes Munz, der 1960 als Designer zur Firma SIGG stiess.

Der Vorgänger des «Sackmessers» war das Soldatenmesser, das sehr robust war, aber auch schwer. So entwarf sein Erfinder, Karl Elsener, eine leichtere und elegantere Variante, die zusätzlich über einen Korkenzieher verfügte. Damit war das Schweizer Taschenmesser von Victorinox mit seiner charakteristischen Multifunktionalität geboren. Das grösste Modell, das «Swiss Champ XXL», ist mit seinen 80 Funktionen 358 Gramm schwer, während das leichteste Modell «Escort» ein Gewicht von gerade mal 17 Gramm aufweist.

Unterdessen haben die Kult-Trinkflasche und das Lieblingsmesser der Schweizer viele Sammler gefunden, die es vor allem auf besondere Editionen abgesehen haben. So gab es beispielsweise die «Rivella Unlimited Bottle», die durch ein Online-Gewinnspiel gewonnen und für eine bestimmte Zeitdauer an bestimmten Orten immer wieder gratis mit Rivella aufgefüllt werden konnte. Bei Victorinox kam wiederum zum 50-Jahr-Jubiläum der Mondlandung eine limitierte Sonderedition des Schweizer Taschenmessers mit 1969 Stück heraus.