Gerade zum Valentinstag wird rege über die CO2-Bilanz des Rosenstrausses für den Partner oder die Ehefrau diskutiert. Mit gutem Grund, schliesslich wachsen Rosen hierzulande im Februar nicht. Daher werden die blumigen Liebesgrüsse aus afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern eingeflogen oder aus holländischen Gewächshäusern in die Schweiz importiert. Beides, die Flugreise über viele Tausende Kilometer und das Heizen europäischer Gewächshäuser, erfordert immense Mengen an Energie. Unterm Schnitt ist die Flugreise im Februar weniger klimabelastend als das energiefressende Gewächshaus. Doch was den CO2-Abdruck anbelangt, sind beide Varianten problematisch. Ganzjährig verfügbar dagegen sind getrocknete Blumen – und gerade erleben sie ein grosses Revival.
Nachhaltige Freude bereiten
In Schlieren haben sich die Schwestern Claudia und Nadja Nabholz auf dieses Segment spezialisiert. Mit «La Fleur Douce» zeigen sie, dass Trockenblumen und getrocknete Gräser eine charmante und erst noch nachhaltige Alternative zu frischen Blumen sind.
Drei Jahre ist es her, dass die Wirtschaftspsychologin und Designerin Claudia Nabholz Trockenblumensträusse für ein Fotoshooting suchte – aber in der Schweiz keine fand. Also beschlossen sie und ihre Schwester Nadja, die als Unternehmensberaterin tätig ist und einen Background im E-Commerce hat, selbst ein entsprechendes Sortiment anzubieten. Das war die Geburtsstunde des Online-Shops «La Fleur Douce».
Boho und Cocooning als Wegbereiter
Heute beschäftigen die Schwestern drei Mitarbeitende in Teilzeit und sind mit dem Arrangieren getrockneter Blumen gut ausgelastet. «Immer mehr Menschen wollen nachhaltig schenken und nachhaltig Freude bereiten», sagt Claudia Nabholz. Aus gutem Grund. «Wenn man sich überlegt, wie viel Arbeit hinter einem Frischblumenstrauss steckt und wie viele Ressourcen für die Produktion erforderlich sind, bis er erst seinen Bestimmungsort erreicht. Wo er vielleicht eine Woche in der Vase hält: Das erscheint unsinnig.»
Trockenblumen werden gerne mit den angestaubten Gestecken assoziiert, die in den 1980er-Jahren manch eine Laminat-Kommode zierten. Doch spätestens seit der Corona-Pandemie, als der Rückzug ins Privatleben immer wichtiger wurde, und mit Lifestyletrends wie Boho und Cocooning sind die getrockneten Blütenstiele zurückgekehrt. Mit soften Farben und natürlicher Ausstrahlung unterstreichen sie die Lust an der Kuscheligkeit.
Der professionelle Anbau erfordert Know-how
Die Kunst, die getrockneten und zerbrechlichen Blütenstiele im Strauss harmonisch zu arrangieren, haben sich die Nabholz-Schwestern selbst angeeignet. Teils eins zu eins nach floristischer Lehre, teils nach Techniken, die nicht der Arbeit mit Frischblumen entsprechen.
Noch importiert La Fleur Douce die Trockenblumen aus den Niederlanden. 80 Prozent der Ware werden vom holländischen Produzenten vor Ort angepflanzt, geschnitten und getrocknet. Der Rest stammt aus Südeuropa. Den beiden Unternehmerinnen wäre es aber am liebsten, wenn sie ausschliesslich Ware direkt aus der Schweiz anbieten könnten. «Aber damit die Blumen dauerhaft schön bleiben und sich der Anbau für den Bauern finanziell lohnt, braucht es viel Know-how», sagt Claudia Nabholz.
Auch im Garten wachsen sie
Wer seine eigenen Trockensträusse arrangieren möchte und einen Garten hat, kann geeignete Pflanzen durchaus selbst anbauen. Vieles von dem, was Nadja und Claudia Nabholz für ihre Gestecke und Sträusse nutzen, wächst saisonal auch in der Schweiz. «Dahlien sind immens schön, allerdings etwas schwierig zu trocknen», erzählt Nadja. «Gräser wie Pampasgras, Chinaschilf oder Samtgras geben jedem Strauss ein leichtfüssiges, natürliches Flair. Gleiches gilt für die Ähren von Hafer, Gerste, Roggen und Weizen. Strohblumen und Sonnenflügel beziehungsweise Rhodanthe haben von Natur aus papierartige Blätter, sie lassen sich also gut trocknen. Auch Hortensien mit ihren Scheinblüten eignen sich. Mannstreu und Kugeldisteln sind ebenfalls wunderschön, allerdings recht pieksig – da sollte man bei der Arbeit unbedingt Handschuhe tragen. Silberblatt und Mohn machen mit ihren Samenständen Eindruck.»
Fürs Schönsein reicht der Föhn
Aber das ist noch lange nicht alles. Schafgarbe, Frauenmantel, Lavendel, Jungfer im Grünen, Schleierkraut, Strandflieder, Rittersporn, Kugelamaranth und Trommelstöckchen, auf Latein Craspedia: All das sind Kandidaten für Trockenblumensträusse, die sich einfach im Garten kultivieren lassen.
Damit die getrockneten Blütenstiele möglichst lange halten, muss das Wasser aus den Zellen verdunsten. Dazu hängt man sie am einfachsten bündelweise und mit dem Kopf nach unten in einem trockenen, gut belüfteten Raum auf. Ist er abgedunkelt, behalten die Blüten ihre Farbe; im direkten Sonnenlicht bleichen sie aus – bei manchen Sorten durchaus ein erwünschter Effekt.
Nadja und Claudia Nabholz sind davon überzeugt, dass getrockneten Blumen ein fester Platz im Innenraumdekor gehört. «Dass sie so lange haltbar sind, ohne optisch an Reiz zu verlieren, ist ein wichtiges Argument», sagt Claudia. Aber was, wenn sich Staubfuseln auf den Blüten niederlassen? «Vorsichtig mit dem Föhn darüberfahren, schon sind sie wieder wunderschön.»