Es ist kurz vor dem ersten Mai. Ein noch leises «srieh» lässt uns die Köpfe in den Nacken legen, um uns zu vergewissern: Das war doch ein Mauersegler? Wie schön, denn damit ist der Frühling definitiv eingezogen. Die Mauersegler kehren einigermassen spät, um den 20. April bis Anfang Mai, nach Europa zurück und erfüllen dann die Luft mit ihren Rufen und Flugspielen.
Rücksicht auf gefiederte Nachbarn
Nach ihrer Ankunft in Europa suchen Mauersegler ihre angestammten Brutplätze auf. Diese werden immer wieder zerstört, sei es durch Verschluss oder bei Renovationen durch Gerüste, die den Mauerseglern den Zugang verwehren. Besonders schwerwiegend ist dies, da Mauersegler ihren Brutplätzen gegenüber sehr treu sind. Wenn die Brutplätze weg sind, verschwindet die Kolonie. Umso wichtiger ist der Erhalt der angestammten, bekannten Brutplätze – und bei Gelegenheit die Schaffung von neuen. Bauarbeiten sollen deshalb ausserhalb der Brutsaison stattfinden und bestehende Kolonie-Standorte unberührt lassen. Sind Eingriffe unvermeidlich, sollen Ersatzmassnahmen geschaffen werden. Mauersegler sind sehr angenehme Untermieter: Sie sind meist nicht laut, verursachen kaum Verschmutzungen und lassen die Bausubstanz völlig unbehelligt. Bei Unsicherheit, ob oder wo eine Kolonie vorhanden ist, beraten die Schweizerische Vogelwarte oder eine lokale Sektion von BirdLife Schweiz gern. (Weitere Ressourcen siehe Kasten.)
Mauersegler-Paare sind sehr ortstreu und finden direkt an «ihrem» Brutplatz wieder zusammen. Unmittelbar nach der Ankunft finden eine kurze Balz und die Paarung statt. Sodann machen sich die Mauersegler ans Eierlegen und Brüten. Ihr Nest besteht aus kleinen Schwebeteilchen, Federn und Haaren, die sie mit Speichel zu einer Schale zusammenkleben. Das Einsammeln von Nestmaterial findet nur in der Luft statt, braucht viel Energie, und das empfindliche Bauwerk kann mehrere Jahrzehnte hintereinander benutzt werden! Bei einer allfälligen Reinigung eines Nistkastens sollte daher das Nest zur Seite gelegt und nachher unbedingt wieder im Nistkasten platziert werden. Eine Kontrolle des Nistkastens ist nur etwa alle fünf Jahre nötig.
Von Kolonien und Insekten
Mauersegler-Paare leben in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander und bilden Kolonien. Für das Aufziehen ihrer Jungen und als eigene Nahrung brauchen sie Käfer, Blattläuse, Fliegen, Mücken und allerhand weitere Insekten, die sie im Flug erbeuten. Ihren Rachen nutzen sie wie einen Kescher – im Flug sperren sie ihren breiten Schnabel auf und fangen so alles für sie Essbare ein. Im Kehlsack verklumpt die Beute zu Nahrungsballen, die sie wieder hervorwürgen und ihre Jungen so damit füttern.
Darum sind Mauersegler auf ein reichhaltiges Angebot an Insekten angewiesen. Wir können die sympathischen Segler bei der Aufzucht ihrer Jungen unterstützen, indem wir unsere gesamte Umgebung so insekten- und damit auch vogelfreundlich wie möglich gestalten. Einheimische Sträucher und Kräuter bieten Schmetterlingen, Käfern oder Zweiflüglern Nahrung und tragen im Herbst Früchte. Davon profitieren nicht nur Mauersegler, sondern viele weitere Vogelarten und auch wir Menschen.
Bald wird es Hochsommer – das Brutgeschäft der Mauersegler ist in vollem Gange. Unter Dachziegeln oder in den Nistkästen staut sich die Hitze. Für die jungen Mauersegler, die vielleicht schon befiedert sind, aber noch nicht fliegen können, wird es ungemütlich. Um der Hitze zu entfliehen, drängen sie sich ans Einflugloch des Brutplatzes. Dann kommt es vor, dass sie aus dem Nest fallen oder gar springen und unbeholfen auf dem Boden landen.
Meistens passiert das bei Nischen, die die Mauersegler von selbst bezogen haben. Da die Jungen nicht fliegen können, brauchen sie unsere Hilfe und sollen in eine professionelle Pflegestation gebracht werden. Um die Segler zu unterstützen, lohnt sich allenfalls eine Ergänzung mit Nistkästen, die ihnen bessere Bedingungen bieten.
Für ein Leben in der Luft reichen kurze Füsse
Im Herbst ziehen die Mauersegler, wie viele andere Zugvögel, wieder in Richtung Süden. Besser gesagt: Im Spätsommer, denn sie machen sich bereits Ende Juli, gleich anschliessend an ihr Brutgeschäft, auf den Weg. Die meiste Zeit verbringen sie in der Luft – starke Muskeln und ihre sichelförmigen Flügel helfen ihnen, rasant und wendig zu fliegen. Essen, schlafen, Nestmaterial sammeln, Paarung – all das können Mauersegler im Flug. Praktisch nur zum Brüten und Füttern ihrer Jungen setzen sie sich hin. Ausserhalb der Brutzeit können es auch einmal 10 Monate am Stück sein, die ein Mauersegler in der Luft verbringt! Durch die Anpassung an dieses «luftige» Leben haben sich sogar ihre Füsse verkürzt, was sich auch in ihrer wissenschaftlichen Bezeichnung spiegelt: «Apus» bedeutet «ohne Füsse». Von unten betrachtet wirken die wendigen Vögel denn auch so, da ihre ohnehin kurzen Füsse im Gefieder verborgen und damit kaum zu sehen sind. Nichtsdestotrotz sind ihre Füsse und Krallen, wie ihre Flügel, äusserst kräftig, sodass sie sich sicher an Nischen und Brutlöchern festkrallen können.
Wenig ist bekannt über das Leben der Mauersegler in ihrem Winterquartier in Afrika. Für uns in Europa ist dies der ideale Zeitpunkt, um allfällig notwendige Renovationen oder Sanierungen an Gebäuden durchzuführen, an denen Mauersegler brüten. So wird ihr Brutgeschäft garantiert nicht gestört, und gleichzeitig lassen sich Massnahmen ergreifen, um den Mauerseglern auch in der neuen Situation Nischen oder Nistplätze zum Brüten anzubieten. Wenn wir an sie denken bei unseren Bauarbeiten, können wir uns auch in folgenden Jahren an den Himmelsstürmern erfreuen.
Mauersegler sind sehr angenehme Untermieter: Sie sind meist nicht laut, verursachen kaum Verschmutzungen und lassen die Bausubstanz völlig unbehelligt.
Werkzeuge für die Förderung von Seglern und Schwalben
● Die Schweizerische Vogelwarte publiziert demnächst eine neue Broschüre, die neue Erkenntnisse und anschauliche Beispiele für die Förderung von Seglern vorstellt. Diese können Sie unter vogelwarte.ch/nistplaetze-fuer-segler vorbestellen. Auf der Webseite der Vogelwarte können Sie zudem die Merkblätter «Nisthilfen für Mauersegler» und «Was tun mit einem Mauersegler» lesen.
● Was tun bei Nestern am Gebäude? Die digitale Entscheidungshilfe der Schweizerischen Vogelwarte und der Jagd- und Fischereiverwalterkonferenz unterstützt bei der Wahl der richtigen Vorgehensweise. vogelwarte.ch/gebaeudebruten
● Das Geoportal der Schweizerischen Vogelwarte enthält Informationen über die Lage und Grösse der Nistplätze von Seglern und Schwalben an Gebäuden. Einige Kantone oder Gemeinden verwenden eigene Portale. webgis.vogelwarte.ch/projects/building-nesters
● Merkblatt Gebäudesanierung: Anfang Mai 2025 veröffentlichte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) gemeinsam mit der Schweizerischen Vogelwarte, BirdLife Schweiz sowie dem Schweizer Zentrum für Fledermausschutz ein Merkblatt zum vogel- und fledermausfreundlichen Sanieren von Gebäuden.