Vorsorgen

Wer eine eigene Firma hat, muss den Rückzug früh anpacken

Firmenübergabe Die Nachfolge im eigenen Unternehmen hat Priorität. Denn Inhaberinnen und Inhaber sind allein verantwortlich für ihre Absicherung nach der Übergabe.

von Kevin Seiler

Experte Unternehmensnachfolge beim VZ VermögensZentrum

Mitten drin ans Aufhören zu denken, ist schwer. Unternehmerinnen und Unternehmer müssen ihren Ausstieg aber schon früh planen. Soll die Firma verkauft werden, bleibt sie in der Familie oder geht sie an Mitarbeitende? Nur wer den Ausstieg sorgfältig plant, kann sein Einkommen für die Jahre nach der Übergabe sichern. Das sind die wichtigsten Punkte, an die man denken muss.

Firma bewerten 

Bevor man seinen Betrieb verkauft, muss man den Marktwert so exakt wie möglich einschätzen. Es ist sehr anspruchsvoll, den Verkaufspreis richtig anzusetzen. Ist er zu hoch, kann sich die Suche nach Käufern lange hinziehen. Und ist er zu tief, reicht der Erlös unter Umständen nicht, um nach der Pensionierung gut davon zu leben.

Es gibt mehrere Bewertungsmethoden, die zu unterschiedlichen Resultaten führen. Lassen Sie Ihr KMU von einer erfahrenen Fachperson bewerten, die abweichende Resultate richtig einordnen kann. Erst wenn jede Bilanzposition bereinigt ist, kennen Sie die stillen Reserven und die latenten Steuern darauf. Auf dieser Basis sind die Mittel sichtbar, die für den Betrieb nicht notwendig sind und steueroptimiert ins Privatvermögen überführt werden können.

Finanzielles klären 

Die wenigsten Unternehmerinnen und Unternehmer gehen mit 64 / 65 Jahren in Pension. Trotzdem ist das ordentliche AHV-Alter auch für sie eine wichtige Marke, um ihre Finanzen zu organisieren. Ihnen hilft ein gut ausgearbeiteter Finanzplan. Er ist die Basis für alle finanziellen Entscheidungen. Erst aus diesem Plan geht hervor, wann Ihre Pensionierung finanzierbar ist, welchen Mindesterlös Sie beim Verkauf der Firma erzielen müssen und ob Sie Ihren Nachfolgern möglicherweise ein Darlehen geben können. Mit einem soliden Finanzplan können Sie auch die Bezüge Ihrer Vorsorgegelder so planen, dass Sie bei der Auszahlung möglichst viel Steuern sparen. Ein solider Finanzplan zeigt auch, was Sie mit der Säule 3a oder der Pensionskasse noch optimieren können und welche Sperrfristen Sie einhalten müssen.

Steuern optimieren 

Wer sich frühzeitig vorbereitet, optimiert auch das Verhältnis zwischen Lohn- und Dividendenbezügen. Steuerlich ist es oft sinnvoller, mehr Lohn und weniger Dividende zu beziehen. Prüfen Sie, was sich für Sie lohnt. Entscheidend sind die Besteuerung der Dividende am Wohnort und die Gewinnsteuer am Sitz des Unternehmens.

Nachlass planen

Ein KMU ist in der Regel handlungsunfähig, wenn die Inhaberin, der Inhaber ausfällt. Regeln Sie in einem Vorsorgeauftrag (siehe dazu auch Ausgabe Nr. 5, 2022, S. 3), wer für Sie entscheidet, falls Sie das nicht mehr selbst können. Und legen Sie in einem Testament und/oder Erbvertrag fest, wer das Ruder übernimmt, wenn Sie sterben. Erst wenn das Wichtigste sauber geregelt ist, sind die Firma und die Arbeitsplätze abgesichert.

Checkliste für die Nachfolgeplanung

 

Massnahmen

 
  • Die Firma professionell bewerten lassen
 
 
  • Einen seriösen Finanzplan erstellen und die Nachfolge vorbereiten
 
 
  • Verhältnis von Lohn und Dividende optimieren
 
 
  • Nicht betriebsnotwendige Mittel rechtzeitig ins Privatvermögen überführen
 
 
  • Vorsorge ausserhalb der Firma aufbauen (Pensionskasse und Säule 3a nutzen)
 
 
  • Pensionskasse: Sperrfristen beachten, Bezugsform abklären, rechtzeitig anmelden
 
 
  • Vorsorgeauftrag und Testament / Erbvertrag aufsetzen