Wenn die weisse «Rose de Noël» zu blühen beginnt, ist die Zeit gekommen, den Weihnachtsbaum zu schmücken. Lateinisch Helleborus niger genannt, gehört die Christrose zur Adventszeit wie das Weihnachtsgebäck oder der Glühwein. Frost und Schnee stören sie kaum. Während andere Pflanzen ihren Winterschlaf halten, läuft sie zu blühender Höchstform auf. Wild wächst die immergrüne Staude, die aus der Gattung der Nieswurzen stammt und zur Familie der Hahnenfussgewächse (Ranunculaceae) gehört, in der Schweiz nur noch an wenigen Standorten im Tessin.
Vorgezogen im Topf sind in der Schweiz kultivierte Christrosen schon vor dem ersten Advent im Fachhandel erhältlich. Da die pflegeleichten Stauden niedrige Temperaturen schätzen, müssen sie nicht in geheizten Gewächshäusern gezogen werden; ihre CO2-Bilanz kann sich also sehen lassen.
Ganz viel blühende Fantasie
Beim Farbspektrum deckt die knapp 30 Zentimeter hoch wachsende Christrose alle Nuancen von Weiss ab. Bei den Arthybriden blitzt auch einmal eine rosa Äderung oder ein pinkfarbenes Blütenblatt hervor. Ganz bunt treiben es die Lenzrosen (Helleborus orientalis-Hybriden), die aus verschiedensten Arten gekreuzt wurden. Goldgelb, Quietschgrün, Reinweiss, Pfirsichfarben oder Pink, selbst Züchtungen in Violettschwarz gibt es. Teils sind die Blüten gesprenkelt, panaschiert, gesäumt, im Inneren gezeichnet oder sogar gefüllt – bei so viel blühender Fantasie ist es kein Wunder, dass sie auch als Schnittblume in der Vase eine gute Figur machen.
Der Trick mit der Blüte
Dass die Blüten der Helleborus-Vertreter so lange halten und nicht abfallen, hat einen einfachen Grund: Das, was wir als Blütenblätter (Petalen) bezeichnen, sind in Wirklichkeit vergrösserte Kelchblätter (Sepalen). Die eigentlichen Blütenblätter haben sich im Laufe der Evolution zu einem Ring kurzer, tütenförmiger Blütenorgane (Nektarien) umgewandelt. In ihnen wird Nektar gebildet, der die wenigen Insekten, die in der kalten Jahreszeit noch fliegen, anlockt.
Standort und Pflege
● Nährstoffreiche, kalkhaltige, weder zu trockene noch staunasse Böden wählen.
● Ein schattiger bis halbsonniger Standort passt am besten. Volle Sonne wird nur bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit vertragen.
● Nicht im Wurzelbereich graben oder hacken, stattdessen im Herbst mit gut verrottetem Kompost mulchen.
● Treten schwarze Blattflecken auf dem Laub auf, müssen die befallenen Blätter entfernt werden.
Das Niespulver hat es in sich
Schon im Mittelalter verrieb man die getrockneten Wurzelstöcke zu einem schwarzbraunen Pulver, das vor allem als Niespulver verwendet wurde. Daraus lässt sich einer der deutschen Gattungsnamen – Nieswurz – ableiten. Doch schon die Kräuterbücher des 16. und 17. Jahrhunderts rieten zu einer vorsichtigen Anwendung. Mit gutem Grund: Wie viele andere Hahnenfussgewächse ist Helleborus giftig – bereits der Pflanzensaft kann Hautreizungen verursachen.
Othmar Ziswiler, JardinSuisse
JardinSuisse ist der Unternehmerverband Gärtner Schweiz. Ihm gehören 1700 Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus, der Topflanzen- und Schnittblumenproduktion, der Baumschulproduktion sowie des Gärtnerischen Detailhandels an. Er bietet seinen Mitgliedern eine umfassende Palette an Dienstleistungen. Dazu gehören die Beratung, die Unterstützung bei der Werbung, die Zertifizierung von Produktionsbetrieben und vieles anderes mehr. Der Verband betreut zudem die gärtnerische Berufsbildung von der Grundbildung bis zur Ausbildung zum Gärtnermeister. Weitere Infos unter: