Meier meint

«TANSTAAFL»

von Markus Meier

Direktor HEV Schweiz

Das Verlangen nach preislich vergünstigten oder immer mehr gar Gratis-Leistungen der öffentlichen Hand – sei es von Bund, Kantonen oder auch Gemeinden – ist regelmässig Gegenstand von politischen Forderungen beziehungsweise Vorstössen. Was wurde und wird doch nicht alles anbegehrt: Gratis-Kindertagesstätten, Gratis-ÖV-Billette, Gratis-Hygieneartikel oder neuerdings sogar ein Gratis-Universitätsstudium sind nur eine kleine Auswahl solcher Geschenkideen.

Letztere Idee wird jetzt auch Realität – und zwar am Albert Einstein College of Medicine im New Yorker Stadtteil Bronx. Dort soll das Medizinstudium künftig für alle Studentinnen und Studenten tatsächlich kostenlos sein. Ein Studium notabene, das bis und mit heute nicht weniger als rund 60 000 Dollar pro Jahr kostet. Zum Vergleich: An der Uni Zürich beläuft sich die Studiengebühr auf 720 Franken pro Semester. Der Vollständigkeit halber sei aber ebenfalls erwähnt, dass zu diesem Betrag noch verschiedene obligatorische Semesterbeiträge von insgesamt 59 Franken hinzukommen.

Das erwähnte Gratis-Angebot des New Yorker College ist jedoch keinesfalls kostenlos. Die Aufwendungen werden nämlich inskünftig aus der Zuwendung einer früher dort wirkenden Professorin und Witwe eines Investmentbankers bestritten. Die 93-jährige Ruth Gottesmann hat der Institution dazu nicht weniger als eine Milliarde US-Dollar gespendet.

Schlussfolgerung: Effektiv gratis ist rein gar nichts, es ist immer nur eine Frage, wer dafür bezahlt. Wenn es nicht der Leistungsnehmer selbst ist, muss halt ein anderes Portemonnaie ran, im vorliegenden Fall eben dasjenige der Amerikanerin Ruth Gottesmann. Hierzu passt denn auch kein besseres Sprichwort als «there ain’t no such thing as a free lunch», abgekürzt «TANSTAAFL», das der Science-Fiction-Autor Robert A. Heinlein Mitte der 1960er-Jahre in seinem Roman «Revolte auf Luna» populär gemacht hat. Oder wie es einer meiner Bekannten auszudrücken pflegt: «Koste es, wer es zahle.»

Eine der neuesten politischen Gratis-Ideen dürfte jene der Grünen-Nationalrätin Florence Brenzikofer sein. Wer in der Schweiz volljährig wird, soll vom Bund zu seinem 18. Geburtstag einen Gutschein über 180 Franken für den internationalen Bahnverkehr geschenkt bekommen. Eigentlich logisch: Zu einem Gratis-Studium gehört auch eine Gratis-Europareise. Oder nicht?

«There ain’t no such thing as a free lunch.»