Garten und Terrasse

Solitärpflanzen setzen Akzente

Eine Solitärpflanze kann als optischer Anziehungspunkt ein Gartenbild massgeblich beeinflussen. Sei dies mit einer kräftigen Herbstfärbung, einer bizarren Wuchsform oder einfach speziell in Form geschnitten.

von Felix Käppeli

Fachredaktor Garten, JardinSuisse

Ein stimmiges Gestaltungskonzept entsteht durch das gelungene Zusammenspiel seiner Materialien, Strukturen und Pflanzen. Werden Pflanzen als Solitäre gepflanzt, tragen sie wesentlich zu einer hochwertigen Inszenierung der Gartenanlage bei. Schliesslich gehören Solitärpflanzen zu jenen Gestaltungsfinessen, die einer Gartenanlage eine zusätzliche Ausstrahlung verleihen. Mit dieser Besonderheit wirkt der Freiraum noch erlebnisreicher, überraschender und vielseitiger. Platziert man sie gekonnt, gehören Solitärpflanzen zu den Schlüsselfiguren eines abwechslungsreichen Gartenbildes.

Ihren Namen verdankt die Solitärpflanze dem französischen Wort «solitaire», was übersetzt so viel wie einsam oder Einzelgänger bedeutet. In der Gartenkunst der feudalen Parkanlagen sind Solitärpflanzen jene mächtigen Gewächse, die als zentraler Blickfang einzeln an exponierten Stellen wachsen. Oft sind es alte Baumveteranen, die als Protagonisten in ihrer Einzelstellung über eine anziehende Ausstrahlung verfügen. In Fachkreisen des Garten- und Landschaftsbaus werden heute besonders dekorative Gehölze als Solitär bezeichnet. Die im Privatgarten und auf Terrassen verwendeten Solitäre sind schon aus Platzgründen deutlich kleiner als ihre Namensvetter in den grosszügigen Parkanlagen oder in parkähnlichen Gärten. Aber selbst auf kleinstem Raum können Solitärpflanzen Akzente setzen. Sie entfalten auch dort ihren individuellen Charakter: ob filigran, leidenschaftlich oder ursprünglich und wild. Sie können in Form eines attraktiven Blütengehölzes im Vorgarten eines Reihenhauses vorkommen, als schirmförmiger Schattenspender auf Terrassen, zum «Brechen» einer puristisch anmutenden Fassadenfront oder zur Gliederung eines Gartenraumes.

Den vollen Charme entfalten

Die Solitär-Funktion entsteht oft durch eine Einzelstellung und kann verloren gehen, wenn solche Charakterdarsteller in Gruppen oder in üppige Rabatten gepflanzt werden. Dann kann es passieren, dass ein Solitär zu wenig Raum bekommt, was seine Entfaltung und Wirkung beeinträchtigt. Denn gerade in der Einzelstellung entfalten die Gewächse ihren Reiz und ihre räumliche Wirkung nach allen Seiten. Nur schon durch eine leichte Erhöhung des Pflanzplatzes lässt sich die Ausstrahlung des Solitärs steigern. Bei der Gartengestaltung ist darauf zu achten, dass eine benachbarte Bepflanzung den Solisten unterstützt und dessen Solitäreigenschaften nicht beeinträchtigt oder sogar aufhebt.

Ungeachtet dessen müssen solche prächtigen Pflanzen aber nicht zwingend immer einzeln stehen. Mit gestalterischer Raffinesse können aus einem Pflanzenensemble hervorstechende Solitäre wirkungsvolle Akzente setzen und selbst dort zum unbestrittenen Blickfang werden. Sie unterscheiden sich von den Pflanzen in ihrer Nachbarschaft beispielsweise durch eine besondere Höhe, Blattfärbung oder Blattform, eine aussergewöhnliche Blüte, durch Fruchtschmuck oder Herbstfärbung.

Manchmal können die zahlreich zur Verfügung stehenden Arten und Sorten Gartenbesitzer dazu verleiten, ihren Garten mit Schwerpunkten zu überhäufen. Dann besteht die Gefahr, dass sich die Solitäre gegenseitig die Aufmerksamkeit rauben. Grundsätzlich aber gelten für die pflanzlichen Solisten ähnliche Platzierungsregeln wie für Gartenskulpturen. Ausser, dass bei den Solitärpflanzen natürlich die Standortwahl auf die entsprechenden Pflanzenarten abgestimmt sein muss. Insofern ist der erste und wichtigste Schritt eine sorgfältige Analyse des vorgesehenen Standorts hinsichtlich Boden- und Lichtverhältnisse. Bei Solitärbäumen kommt der zur Verfügung stehende Kronenraum hinzu. Welchen Abstand müssen grössere Solitärgehölze zum Nachbargrundstück einhalten? Die Regelungen der Kantone sind hier unterschiedlich. Anstelle eines Solitärbaumes kann aus platzsparenden Überlegungen auch ein besonders attraktiver Strauch oder ein dominantes Ziergras eingeplant werden.

Attraktive Besonderheiten

Ob nun als Baum, Strauch oder Ziergras: Solitärgewächse können sich sowohl durch ihre Grösse als auch durch eine charaktervolle Wuchsform, Gestalt der Blätter und Blüten oder durch ihre Farbe von ihrer Umgebung abheben. Pflanzen mit üppiger Blüte, attraktivem Laub, intensiver Herbstfärbung, auffallender Rindenstruktur oder bizarrer Wuchsform sind beliebt und lassen sich bestens inszenieren. Oft und gern verwendet wird die Felsenbirne mit ihrer schirmartigen Krone, oder der Chinesische Blumenhartriegel mit seinen dekorativen rosaroten Früchten und der reizvollen scharlachroten Herbstfärbung. Ebenso beliebt sind Zaubernuss oder Tulpen-Magnolie mit ihrer üppigen Blütenpracht. Dasselbe gilt auch für die eher kleinwüchsige Stern-Magnolie. Diese Magnolienart wird mit dem Alter immer schöner und entwickelt sich zu einem wertvollen charakteristischen Solitärgehölz.

Absolute Raritäten in den Gärten und leider noch wenig bekannt sind der spätblühende Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauch oder der Judasbaum mit seiner herrlichen Blütenpracht. Mit dekorativen, erst spät im Herbst fallenden Blättern und dem reichen Blütenflor, der sich erst im Spätsommer zu öffnen beginnt, ist der Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauch eine wertvolle Bereicherung für jedes Gartenbild. In den Gärten ebenso selten anzutreffen ist der Judasbaum. Aussergewöhnlich an ihm sind die Blüten, die aus dem alten Holz oder der Rinde des Stammes blühen, wie es sonst nur tropische Gehölze tun. Ein weiteres Gartenjuwel ist der Etagen-Hartriegel mit seinem charakteristisch etagenartigen Kronenaufbau.

Da die meisten Gehölze im Frühjahr blühen oder ihr buntes Laub erst im Herbst zeigen und sich besonders dann von ihrer schönsten Seite präsentieren, ist es sinnvoll, auch für die kalte Jahreszeit dekorative Solitäre vorzusehen. Einige Gehölze zeigen erst dann ihre eigenwillige Ausprägung. Dazu gehört der Korkenzieherhasel mit seinem bizarren Wuchs und den stark gedrehten Zweigen, ebenso die Scheinbuche. Dieses Kleingehölz zeichnet sich durch seine extravagante, teils skurrile Wuchsform aus.

Auch in Form geschnittene Gehölze sind beliebte Kandidaten für die Einzelstellung. Schliesslich soll ihre besondere Form auch gebührend zur Geltung kommen. Der «König» unter den Formgehölzen ist nahezu unumstritten der Gartenbonsai. Seine ästhetische, oft verwunschene Gestalt wirkt zugleich natürlich wie auch aussergewöhnlich.

Gerade in der Einzelstellung entfalten die Gewächse ihren Reiz und ihre räumliche Wirkung nach allen Seiten.

JardinSuisse

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