Pflanzen

Räume als grüne Oasen

Mit Grün – am besten mit saftigem, lebendigem Grün – lässt sich jeder Raum aufpeppen. Doch Pflanzen machen sich im Innenraum noch auf ganz andere Art nützlich und ersetzen hier und da sogar teure technische Einrichtungen.

von Nicola Schröder

Conzept-B

Die Innenbegrünung ist ein relativ junges Phänomen. Erst mit der bürgerlichen Wohnkultur im 18. Jahrhundert wurde es Mode, Pflanzen in der Wohnung aufzustellen. Mit der Entdeckung ferner Länder kamen zunehmend fremde und exotische Pflanzen nach Europa, darunter solche, die sich für das Leben innerhalb von Gebäuden eigneten. Damit der Wunsch vieler nach einem Stück Exotik im eigenen Zuhause befriedigt werden konnte, entwickelte sich auch die Pflanzenzucht weiter. Die Veränderung der Architektur und grössere Fensterflächen verbesserten dann nach und nach auch die Bedingungen für Hauspflanzen.

Heute sind Zimmerpflanzen in allen Grössen ein gewohnter Anblick. Und je nüchterner die Architektur, desto mehr scheint man mit Pflanzen entgegenzusteuern. Auch weil die Städte das Grün lange Zeit zurückgedrängt hatten. Gerade in stark verdichteten Städten sind begrünte Innenräume – von privaten Wohnungen über Büros bis hin zu Empfangsräumen – ein willkommener Ersatz für fehlende Grünflächen. Darüber hinaus besitzen Pflanzen aber auch noch einige zum Teil wenig beachtete Talente.

Grün belebt die Atmosphäre

Pflanzen haben auch einen grossen Einfluss auf die Atmosphäre im Raum. Räume mit Pflanzen werden als schöner und gemütlicher wahrgenommen und wirken einladend. Schon durch ihre blosse Anwesenheit sorgen Pflanzen für eine entspannte Stimmung. Es gilt als nachgewiesen, dass der Anblick der Farbe Grün und mehr noch der Anblick lebendiger Grünpflanzen zu einer Senkung des Stresslevels führt und sich Herzschlag und Blutdruck messbar verlangsamen. Zusätzlich können die richtige Platzierung im Raum und das Volumen des Grüns eine positive Wirkung haben. Neben der Tatsache, dass Pflanzen Ruheinseln räumlich begrenzen oder auszeichnen, sorgen die grünen Mitbewohner nämlich auch auf anderen Ebenen für mehr Ruhe: Sie dämpfen den Schall.

Gesundes Raumklima

Bestimmte Pflanzen verbessern auch die Luftqualität in Innenräumen und tragen unter anderem zu gesunden Atemwegen bei. Diese Pflanzen erhöhen die Luftfeuchtigkeit und filtern bestenfalls noch Schadstoffe aus der Luft. Die relative Luftfeuchtigkeit – gemessen am Wasserdampfanteil, den die Luft bei der herrschenden Temperatur aufnehmen kann – lässt sich mit Pflanzen um bis zu 40 Prozent steigern. Bei einem Wert von 100 Prozent Luftfeuchtigkeit enthält die Luft also gerade genau so viel Wasser, wie es bei der aktuellen Temperatur möglich ist. Der empfohlene Bereich für Arbeits-, Wohn- und Schlafräume liegt bei einer Temperatur von 20 Grad bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40-60 Prozent. Ist die Luft zu trocken, werden vor allem die Schleimhäute und die Haut belastet. Trockene Augen, Reizhusten sowie ein höheres Risiko für Erkältungen sind die Folge. Zudem halten sich Pollen und Allergene sowie virale Aerosole in trockener Luft deutlich länger in der Schwebe.

Neben Feuchtigkeit gibt das Grün auch eine gewisse Menge an Sauerstoff an die Raumluft ab und reduziert dafür den CO2-Gehalt. Bei allen Pflanzen gilt, der luftreinigende Effekt wie auch die Produktion an Sauerstoff sind moderat und eine einzelne Pflanze reicht in der Regel nicht aus, um einen messbaren Effekt zu erzielen. Dafür müssen die Anzahl und die Art der Pflanzen unter anderem auf die Raumgrösse abgestimmt sein. Dann lässt sich mit Pflanzen durchaus ein stabiles und gesundheitsförderndes Klima im Innenraum herstellen.

Das Konzept des Biophilic Designs nutzt heute die Pflanzen und ihre verschiedenen Stärken, um die Verbindung der Bewohner mit der natürlichen Umwelt wieder zu verbessern.

Interview: Pflanzen als raumbildende Elemente

Ein Profi gibt Auskunft, worauf bei der Bepflanzung von Innenräumen zu achten ist.

Der Schweizerische Hauseigentümer: Herr Küderli, wo liegen im Innenraum die wesentlichen gestalterischen Einsatzmöglichkeiten von Pflanzen?

Moritz Küderli: Abgesehen davon, dass Pflanzen sofort Leben und Wohnlichkeit in Innenräume bringen, können sie absolut auch als raumbildende Elemente eingesetzt werden. Besonders durch ihre Platzierung lässt sich die Raumwahrnehmung auch gezielt steuern. Zum Beispiel bestimmte Bereiche im Raum als Rückzugs- oder Ruhezonen abzugrenzen, gelingt mit Pflanzen besonders effektvoll und charmant. Hier können grosse Topfpflanzen in unterschiedlichsten Behältnissen, Hängevarianten oder andere bepflanzte Zonierungshilfen verwendet werden.

 

Worauf muss man achten, wenn man das Klima im Innenraum mit Pflanzen aufwerten will?

Darauf, dass es den Pflanzen ebenfalls gut geht. Damit beispielsweise die Pflanzen überhaupt Feuchtigkeit an die Umgebung abgeben oder ihr Schadstoffe entziehen können, müssen sie natürlich in einer angemessenen Anzahl vorhanden sein und selbst im richtigen Masse bewässert werden. Neben regelmässigem Giessen bieten sich hier selbstwässernde Systeme an, beispielsweise Pflanzgefässe, die einen integrierten Wasserspeicher besitzen. Alternativ lassen sich auch automatische Bewässerungssysteme installieren.

 

Das klingt alles nach einem grösseren Planungs- und Pflegeaufwand. Wie lässt sich dieser begrenzen?

Dem besten Ertrag geht immer eine gute Planung voraus. Speziell ist es wichtig, sich vorab klar zu werden, was man sich von den jeweiligen Massnahmen erwartet. Je grösser der Anspruch ist, desto sinnvoller ist eine detaillierte Abklärung und Planung. Bei den Pflanzen reicht diese von der Aus-wahl der Art und Anzahl der Pflanzen, über ihre räumliche Unterbringung bis hin zur Umsetzung der täglichen Pflege. Was man hier investiert, wird sich später auszahlen.

Pflanzen und Raumklima

Pflanzen, die sich positiv auf das Raumklima auswirken und zusätzlich bestimmte Schadstoffe (unten in Klammern) aus der Luft filtern:

 

Aloe Vera (Formaldehyd und Benzol)

Bogenhanf (Chloroform, Kohlenmonoxid, Xylol und Trichlorethylen)

Birkenfeige (Trichlorethylen, Formaldehyd und Benzol)

Chrysantheme (beinahe alle Schadstoffe)

Dieffenbachia (Xylol und Toluol)

Drachenbaum (Trichlorethylen, Xylol oder Formaldehyd)

Efeutute (Benzol, Formaldehyd, Trichlorethylen und Xylol)

Einblatt (Benzol, Formaldehyd, Trichlorethylen, Xylol, Toluol und Ammoniak)

Flamingoblume (Benzol, Trichlorethylen, Formaldehyd)

Gemeiner Efeu (Benzole)

Goldfruchtpalme (Xylol und Toluol)

Gummibaum (Formaldehyd)

Grünlilie (Formaldehyd, Xylol und Toluol)

Schwertfarn (Formaldehyd, Xylol und Toluol)