Naturinseln im Garten

Naturmodule: mehr Leben im Garten

Gartengestaltung Einen naturnahen Lebensraum zu schaffen, bedeutet nicht zwingend, den bestehenden Garten neu zu gestalten. Die Umwelt bedankt sich schon, wenn einzelne Naturinseln geschaffen werden. So gelingen sie.

von Felix Käppeli

Fachredaktor Garten, JardinSuisse

Bei einer naturnahen Umgebung werden Gestaltung und Pflege im Einklang mit der Natur und nicht gegen sie ausgeführt. Keineswegs ist damit aber gemeint, alles wild durcheinander wuchern zu lassen. Der Natur wird einzig mehr Raum gegeben, um sich weiterzuentwickeln, ohne dass auf notwendige lenkende Pflegeeingriffe verzichtet wird. Somit bleibt auch ein Naturgarten immer ein von Menschen gestalteter Garten. Die natürlichen Lebensräume mit ihrer organischen Formgebung und Ursprünglichkeit bestimmen in diesen Gartenbildern jedoch die gestalterische Handschrift, was zu einer grösseren und lebendigeren Artenvielfalt führt. Das ist eine wegweisende und begrüssenswerte Entwicklung, insbesondere hinsichtlich des Artensterbens und Klimawandels.

Selbst ein traditioneller Garten mit Ziergehölzen, englischen Rasenflächen und geometrisch geschnittenen Grünhecken ist letztendlich Natur. Einfach etwas monotoner, weniger ökologisch, vielfältig und lebendig. Aber sogar dort gibt es immer noch genügend Platz für mehr Natürlichkeit zugunsten einheimischer Flora und Fauna. Denn schon mit wenig Aufwand kann die Umgebung naturnah aufgewertet werden, was sie lebendiger und erlebnisreicher macht. Sei es nun dank einer Wildobsthecke, die Singvögel beherbergt, eines Asthaufens, der einem Igel Unterschlupf gewährt, oder einer kleiner Trockenmauer, in die sich Eidechsen zurückziehen können.

Insofern kann im Nebeneinander von intensiv gepflegten formalen Bereichen mit Rasenflächen, Prachtstaudenbeeten sowie Ziergehölzen und extensiv gepflegten naturnahen Lebensräumen ein vielfältiges Gartenbild entstehen.

Natürliche Bausteine

Die Natur im Siedlungsraum fördern, ohne dabei auf die bestehende und bewährte Umgebungsgestaltung zu verzichten – das ist das Ziel des Unternehmerverbandes Gärtner Schweiz – JardinSuisse. Mit einer Vielfalt an naturfördernden Möglichkeiten zeigt der Verband unter naturmodule.ch auf, wie mehr Leben in den Garten gebracht werden kann. Entstanden sind Naturmodule, die sich – ergänzend oder auch nachträglich – wie Bausteine in jeden Garten integrieren und beliebig kombinieren lassen. Jedes dieser Module hat seinen eigenen Charakter und leistet einen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt, ohne dabei auf Kompromisse bei der Ästhetik einzugehen. Je nach Standort, Grösse des Gartens und Vorlieben der Gartenbesitzer kommen ein einzelnes oder mehrere Module zum Einsatz. Diese bieten eine breite Palette an ökologischen und ästhetischen Vorteilen und können entweder von einem Gärtner installiert oder von den Gartenbesitzern selbst hergestellt werden. Egal, wie gross ein Garten, eine Terrasse oder ein Balkon ist und welche gestalterische Handschrift er hat, es gibt immer eine Möglichkeit, Naturmodule einzufügen. Hochbeete, vertikale Gärten und kleine Wasserfeatures sind Beispiele für Module, die sich den individuellen Bedürfnissen und baulichen Möglichkeiten anpassen lassen.

Eine bestehende Rasenfläche kann bereits durch einen Streifen Blumenwiese bereichert werden. Ein solch buntes Blütenmosaik ist nicht nur ein schöner Blickfang, sondern auch eine beliebte Nahrungsquelle für Wildbienen, Schmetterlinge und Käfer. Aber auch ein prächtiges Schmetterlingsbeet am Gartenzaun oder ein Vogelnistkasten in einer verwunschenen Gartennische ist eine natürliche und stilvolle Aufwertung des Grünraums – und belohnt einen mit lebendiger Vielfalt, die zum Verweilen und Beobachten einlädt.

Beobachten und Artenvielfalt fördern

Dank einer natürlichen Aussengestaltung wird die Chance erhöht, Singvögel und Insekten zu sehen oder zu beobachten, wie sich kleine Raupen in farbenfrohe Schmetterlinge verwandeln. Vielleicht sieht man sogar, wie sich Igel in einem Laubhaufen verkriechen oder summende Bienen von Blüte zu Blüte fliegen.

Auch ein Balkon oder eine Terrasse können zur Naturvielfalt beitragen. Ein kleines Gemüse-, Schmetterlings- oder Wildkräuterbeet im Topf oder Hochbeet bietet kulinarischen Genuss, unterhaltsame Beobachtungsmöglichkeiten und ist gleichzeitig ein wichtiges Stück Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Zudem können Naturmodule zu einer umweltfreundlichen Umgebungspflege beitragen. Wildblumenwiesen und Ruderalflächen beispielsweise benötigen viel weniger Wasser und Pflege als herkömmliche Rasenflächen. Aber auch das Recycling – die Kreislaufwirtschaft – kommt hier ins Spiel. Weitergeben, wiederverwerten oder reparieren. In einer gut funktionierenden Kreislaufwirtschaft werden Produkte und Materialien möglichst lange in Umlauf gehalten. Was noch zu gebrauchen ist, erhält ein «neues Leben». Totholzstelen, Natursteinwege oder Trockensteinmauern aus Recyclingmaterialien passen hier bestens ins Bild.

Natur-Baukastensystem: Diese Elemente lassen sich ohne grossen Aufwand in den Garten integrieren

Um dem Schwinden von Lebensräumen entgegenzuwirken, fördert JardinSuisse die Verbreitung von Naturmodulen, mit deren Einsatz die Biodiversität im Siedlungsraum begünstigt wird. Dabei werden wertvolle Lebensräume für einheimische Tier- und Pflanzenarten geschaffen.

 

Die Naturmodule sind einfache, natürliche «Bausteine», die Vielfalt und Lebendigkeit in den Garten, auf den Balkon oder die Terrasse bringen. Für einige genügt bereits ein Fensterbrett. Sie sind einfach zu realisieren, benötigen meist nur wenig Platz und lassen sich auch schlüssig mit einer formalen oder traditionellen Gartengestaltung kombinieren.

 

Zur Auswahl stehen folgende Module:

 

  • Altholzhecke, Bäume, Blumenrasen und -wiesen, Dachbegrünung
  • Eidechsenburg, Fledermauskasten,Froschparadies
  • Gemüsehochbeet
  • Grüne Wand und Naturzaun, Wildhecken
  • Kiesoase und Steinlabyrinth
  • Kletterpflanzen, Kopfweide, Krautsaum
  • Regenwassertonne, Trockenmauer, Steinbauten, Wildbienen-Nistplätze, Wildstaudenbepflanzungen, Igelnest, Nisthilfe, Totholzstelen, Wildkräuterbeet, Wildobsthecke, Schotterrasen, Wege und Plätze.

 

Weiterführende Infos und Merkblätter zur Realisierung von Naturmodulen sind auf der Website naturmodule.ch aufgeführt. Dort finden Interessierte auch Illustrationen und Informationen über Schaugärten mit Naturmodulen in verschiedenen Schweizer Ortschaften, die besichtigt werden können und zur Inspiration anregen. Ebenso sind auf der Plattform kurze und lehrreiche Filme über naturnahe Gartengestaltungen und deren Pflege aufgeschaltet.

 

Bei der Realisierung der Naturmodule helfen Ihnen gerne die Betriebe von JardinSuisse. Sie finden diese unter: ihr-gärtner.ch