Gebäudetechnik

Mittels Wärmebildern Schwachstellen aufdecken

Wann und wie werden Wärmebildaufnahmen einer Liegenschaft erstellt? Was bringen solche Aufnahmen zutage? Ein Erfahrungsbericht.

 

 

4 Grad unter null, es ist Nacht, die Wolkendecke geschlossen – ideale Bedingungen, um im kuscheligen Bett zu liegen. Nicht so für Beat Eisler. Er ist im Auftrag des HEV Schweiz mit einer Infrarotkamera unterwegs. Wie abgemacht, klingelt er um 1:30 Uhr bei Familie Sutter. Diese ist auf den nächtlichen Besuch bereits bestens vorbereitet: Sie hat die Liegenschaft gleichmässig auf 20°C beheizt, Fenster und Türen geschlossen sowie die Storen geöffnet. Nun ist Familie Sutter gespannt auf die Bewertung von Herrn Eisler. Er erstellt Wärmebilder von Sutters Liegenschaft, um den energetischen Ist-Zustand der Gebäudehülle zu ermitteln.

Familie Sutter hat die Liegenschaft mit Baujahr 1971 vor rund 15 Jahren erworben. Aufgrund damals niedriger Energiepreise war die Ausführung der Gebäudehülle alles andere als gut. Im Wissen darum hat Familie Sutter bereits verschiedene Sanierungen durchgeführt: Die Fenster im Untergeschoss sind 12-jährig, zudem wurde im Untergeschoss und im Dachbereich eine Dämmung der Aussenwände installiert, und der Estrich wurde thermisch getrennt mittels Dämmung an der obersten Geschossdecke. Kein schlechter Zustand, könnte man glauben. Allgemein betrachtet ist dies richtig. Im schweizweiten Vergleich liegt Familie Sutter mit ihrer Liegenschaft über dem Durchschnitt.

Steigende Energiepreise und ein leichtes Unbehagen wegen Kälte im Erdgeschoss bewegen Familie Müller jedoch zu weiteren Verbesserungen. «Für weitere Massnahmen möchten wir uns Hilfe vom Fachmann holen, um eine Sanierung zielgerichtet zu realisieren», sagt Renato Sutter. «Zur Überprüfung bereits erfolgter Sanierungen und einer Ist-Analyse der Gebäudehülle haben wir uns für Wärmebilder entschieden.» So begehen Thermograf Beat Eisler und Renato Müller das Grundstück von allen Seiten und erstellen unter Abgabe erster Kommentare die Wärmebilder. Besonders weist Eigentümer Sutter den Thermografen auf die Priorität des Fensters im Gäste-WC hin. Hier wurde im letzten Jahr bereits eine 3-fach-Wärmeschutzisolierverglasung installiert. Nach ca. 15 Minuten sind die Aufnahmen von allen Seiten erstellt und Familie Sutter kann die Nachtruhe fortsetzen. Für Thermograf Eisler geht es zur nächsten Liegenschaft.

Wärmebilder geben Aufschluss über den Liegenschaftszustand

Rund drei bis vier Wochen nach den Aufnahmen haben es die Sutters Rot auf Blau vor sich (Rot ist die Farbe für eine hohe Oberflächentemperatur, Blau für eine niedrige Temperatur nahe der Umgebungstemperatur). Beim sanierten Untergeschoss sieht es gut aus – allerdings gibt es im Fensterbereich energetisches Verbesserungspotenzial. Auch das Dach selbst ist in einem guten Zustand, jedoch erhält das Erdgeschoss nur ein befriedigendes Resultat. Bei einer Stelle im Untergeschoss scheinen die Handwerker nicht gewissenhaft gearbeitet zu haben. Hier werden Sutters Kontakt mit der damals ausführenden Firma aufnehmen. Schon allein deshalb haben sich die 200 Franken für die Wärmebilder gelohnt.

Wie weiter nach den Wärmebildern?

Mit einem befriedigenden Resultat möchte sich Familie Sutter zukünftig nicht zufriedengeben. «Wir haben uns für einen GEAK Plus entschieden», sagen die Sutters. Mit dem GEAK Plus (Gebäudeenergieausweis der Kantone inkl. Beratungsbericht) wird Interessierten ein Instrument an die Hand gegeben, mit dem Sie taktisch klug eine Sanierung planen können. Neben den Kosten für die Renovation wird auch die Wirtschaftlichkeit inklusive möglicher Fördermittel aufgezeigt.

Nach der Erstellung der Wärmebilder können die Teilnehmer der Wärmebildaktion entweder einen GEAK-Plus-Experten auf der Website geak.ch wählen oder sich bei unserer Projektpartnerin ibih AG unter ibih.ch über eine GEAK-Plus-Umsetzung informieren. Pd

 

 

Wärmebildaktion

Wünschen Sie einen ersten energetischen Eindruck von Ihrer Liegenschaft? Dann füllen Sie den Anmeldecoupon online bis am 28. Februar 2023 aus. 

 

Die Thermografieaufnahmen werden von der Firma ibih AG, Kasinostrasse 19, 5000 Aarau, bis Ende März 2023 durchgeführt, je nach Witterung. Über Ihren Termin informiert Sie die ibih AG fünf Tage im Voraus per E-Mail und Brief. Um für die Infrarotaufnahmen optimale Ergebnisse zu erzielen, sollte das Haus am Tag der Aufnahme gleichmässig beheizt sein. Zudem müssen die Fenster geschlossen und die Storen geöffnet sein. Um ideale Messergebnisse zu erzielen, wird der Termin in den Randzeiten bzw. je nach Witterung nachts stattfinden müssen. Für die Erstellung der Aufnahmen besteht keine Anwesenheitspflicht des Eigentümers. Das Grundstück muss jedoch frei zugänglich sein. Genaue Hinweise zur Vorbereitung Ihrer Liegenschaft erhalten Sie nochmals im Terminanschreiben. Ihr Wärmebilddossier – dazu gehören Ihre Wärmebilder inkl. einer Auswertung sowie weiterführende Hinweise – wird Ihnen nach der abschliessenden Auswertung als PDF per E-Mail, zusammen mit der Rechnung, zugestellt.

Planungsgrundlagen für die energetische Sanierung

Lernen Sie die folgenden vier hilfreichen Tools kennen.

1  Infrarotaufnahmen

Jedes Objekt gibt Wärmestrahlung ab, die mittels Infrarotbilder – auch Infrarotthermografie genannt – dargestellt werden kann. Die verschiedenen Farben eines Infrarotbildes zeigen die Intensität der Strahlung entsprechend der örtlichen Oberflächentemperatur. Die Infrarotthermografie ist ein zuverlässiges Verfahren, um Gebäude auf ihre energetische Verfassung zu überprüfen. Wärmeverluste oder Wärmebrücken infolge Konstruktionsfehler bzw. baulicher Mängel werden durch die Infrarotthermografie aufgedeckt.

2  eVALO – Analysetool für energetisches Erneuern

Mit eVALO kann eine umfassende Sanierung Ihres Gebäudes auf einfache Art mit dem Energiesparrechner simuliert werden. Mittels weniger Klicks werden Fenster, Wärmedämmung und Haustechnik definiert. Basierend auf einem Erneuerungsvorschlag durch das Onlinetool können individuelle Erneuerungsvarianten erstellt werden.

Die Resultate vermitteln einen ersten Eindruck zu Energiesparpotenzial, Kosten und einer möglichen Staffelung der Arbeiten.

3  GEAK Plus (Beratungsbericht), Gebäudeenergieausweis

Der Gebäudeenergieausweis der Kantone (GEAK) zeigt auf, wie viel Energie ein Gebäude im Normbetrieb benötigt. Dieser Energiebedarf wird in Klassen von A bis G in einer Energieetikette angezeigt. Zusätzlich zeigt der GEAK auch das energetische Verbesserungspotenzial von Gebäudetechnik und Gebäudehülle auf, ähnlich einem energetischen Grobkonzept. Mit dem GEAK Plus erhalten Immobilienbesitzer als Ergänzung zum Ist-Zustand ihres Gebäudes auch noch einen Gebäude-Effizienzpfad an die Hand: Der GEAK-Experte liefert einen Beratungsbericht, in dem konkrete Massnahmen aufgelistet werden, wie das Gebäude im Bereich Energie auf Effizienz getrimmt werden kann. Neben den möglichen Energieeinsparungen werden auch die mit den Massnahmen verbundenen Kosten ausgewiesen.

4  Impulsberatung

Bei einem reinen Heizungsersatz bietet sich eine Impulsberatung auf erneuerbarheizen.ch an. Für die Einleitung konkreter Erneuerungsmassnahmen sind zusätzliche Abklärungen nötig. Hierfür eignet sich das Angebot mit GEAK Plus, dem Gebäudeenergieausweis mitsamt Beratungsbericht.

HEV Schweiz