Fassade

Glänzend eingehüllt

Fassadengestaltung Je nach Lichtverhältnissen und Sonnenstand ein wechselnder, mattschimmernder Farbverlauf? Die Fassade eines Mehrfamilienhauses in Frauenfeld besteht aus eloxierten Aluminiumlamellen, die diesen Effekt erzeugen.

von Nicola Schröder

Conzept-B

Das Aussergewöhnliche an dem dreistöckigen Neubau in Frauenfeld ist nicht, dass er eine Komposition aus sechs klassischen Eigentumswohnungen und einem Luxus-Penthouse ist. Vielmehr geht das Besondere auf den Nutzungsentwurf der Bauherrschaft zurück. Diese wollte neben Eigentumswohnungen auch einen Bereich für die Eigennutzung schaffen: Drei der sieben Einheiten werden von den Eigentümern selbst genutzt. Dazu zählen neben dem Penthouse eine 4,5-Zimmer-Wohnung im ersten Stock und eine 2,5-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss. Alle drei Einheiten sind über einen privaten Aufzug verbunden. Ein Teil des Gebäudes erhält damit den Charakter eines mehrstöckigen Einfamilienhauses, das von derselben Familie genutzt wird.

Verschleierte Struktur

Umhüllt wird das Mehrfamilienhaus von einer aussergewöhnlichen Fassade, durch welche die interessante Struktur im Inneren zum Geheimnis wird. Denn alle vier Fassaden, insgesamt 480m2 Fläche, wurden architektonisch gleich behandelt. Von aussen ist das von Ivanov & Partner Architekten erstellte Wohnhaus geprägt von einer farblich changierenden Metallfassade aus eloxierten Aluminiumlamellen.

Bei vielen der Entscheidungen betreffend Gestaltung gingen die Architekten bis an die Grenzen der Technik. So wurden zum Beispiel für die rahmenlosen Schiebefenster zu den Loggias, Terrassen und zum Atrium hin die grösstmöglichen Elemente beim Auftragnehmer bestellt. Die Grösse der einzelnen Elemente beträgt bis zu 6,0m x 3,0m. Um speziell im rundum verglasten Penthouse auch über die Sommermonate eine angenehme Temperatur ohne zusätzliche Kühlung gewährleisten zu können, wurde die Verglasung der Wohnräume zurückgesetzt. Zudem wurden die Türelemente motorisiert und mit der KNX-gesteuerten Gebäudeautomation vernetzt. So können sämtliche Fronten jederzeit leichtgängig geöffnet werden, und es wird für Belüftung gesorgt.

Highlight Fassade

Als eines der Highlights des Projekts bezeichneten die Architekten selbst die Gestaltung der Aussenfassade, eine hinterlüftete Metallfassade aus eloxiertem Aluminium, die von der GFT Fassaden AG erstellt wurde. Sie wird von horizontal angebrachten Aluminiumlamellen in den Dimensionen 27 x 30mm dominiert.

Aus bauphysikalischen Gründen wurde das Fassadensystem mit einer speziellen Unterkonstruktion verbunden, die wärmebrückenfreie Anschlüsse ermöglicht. Die Unterkonstruktion basiert auf einem verbindenden Stab aus glasfaserverstärktem Kunststoff, der nicht wärmeleitend ist. Er bildet das Verbindungsglied zwischen dem warmen Gebäudeteil und der kalten vorgehängten Gebäudehülle. Mit dieser Konstruktion kann der U-Wert um bis zu 40 Prozent verbessert werden. Die insgesamt 9786 Laufmeter Lamellen wurden mithilfe eines Clip-Mechanismus des Grundsystems zusammen mit dem Aufbausystem an einer Trägerplatte befestigt. Die totale Tiefe des Wandaufbaus beträgt in diesem Fall vom Tragwerk bis zur Aussenkante der Aluminium-Lamelle 320mm. Die Fassadenbaufirma liess für das Projekt speziell zwei selbst entwickelte Profiltypen fertigen und verbauen.

Die zwischen den Lamellen durchscheinende Trägerplatte mit einer Stärke von 3mm wurde dunkel einbrennlackiert, was optisch die Strukturtiefe der Fassade verstärkt. Die Aluminiumprofile wurden eloxiert, wobei die farbgebenden Metallsalze tief in die Aluminiumoberfläche eingebunden wurden und für eine lichtechte Färbung sorgen. Je nach Lichtverhältnissen und Sonnenstand vermittelt die Oberfläche einen wechselnden Farbverlauf. Zudem sorgt die anodische Oxidation dafür, dass sich die oberste Schicht des Aluminiumbauteils in eine robuste Oxidschicht verwandelt, die vor Verschleiss und Korrosion schützt.

Lamellen-Lösungen werden grundsätzlich objektspezifisch pro Projekt entwickelt. Dies beinhaltet die Trägerplatte, die Lamellen sowie die mechanische Clip-Befestigung.

Ein wichtiger Aspekt der architektonischen Gestaltung war bei diesem Projekt die Präzision der Fassade, die weder sichtbare Dachrandabdeckungen noch Fensterbänke oder andere technische Aufbauten und Einbauten wie Speier, Notüberläufe, Rohre oder Brüstungsabdeckungen zuliess. Ob Dachrand, Fensterbank oder grosse homogene Fläche, das Erscheinungsbild der Fassade bleibt immer gleich.

Für Fenster, bei denen der Sichtschutz wichtig war – z.B. bei den Bädern oder bei Fenstern mit Formaten, die nicht in das Fassadenraster passen –, wurden die Aluminiumprofile einfach weitergeführt, das Grundblech wurde aber perforiert. Damit konnten ein effizienter Sichtschutz erzielt und gleichzeitig natürliches Licht durchgelassen werden.

Kontinuität ist eine der massgeblichen Ideen für diesen Bau. Der hohe Wohnstandard wird unterstrichen durch die konsequente äussere Gestaltung, die einerseits strukturiert und andererseits durch ihre Tiefeneffekte und den wechselnden Glanz sehr verspielt wirkt.