Wenn Herbstastern blühen, die Eicheln, Kastanien, Walnüsse, Quitten sowie späte Äpfel reifen und viele Bäume beginnen, ihr Laub zu verfärben, hat der Vollherbst begonnen. Der was? Der Vollherbst ist eine von zehn Jahreszeiten des phänologischen Kalenders. Dieser Kalender eignet sich sehr gut um herauszufinden, wann welche Gartenarbeiten erledigt werden sollen. Denn aus gärtnerischer Sicht ist es sinnvoll, die Arbeiten nicht an astronomische Daten zu binden, sondern die Natur zu beobachten.
Im phanäologischen Kalender beginnen und enden die Jahreszeiten entsprechend nicht an einem bestimmten Kalendertag, sondern werden konkreten Ereignissen in der Pflanzenwelt zugeordnet. Es gibt für jede Jahreszeit sogenannte Zeigerpflanzen, die zuverlässig anzeigen, wann es Zeit ist, sich etwa vom Sommer zu verabschieden, oder wann der Vollherbst Einzug hält. Eine der Zeigerpflanzen im Vollherbst ist die Walnuss.
Die Walnuss Juglans regia
Der Walnussbaum trägt vielleicht nicht die spannendste Herbstfärbung, dafür beschenkt er uns im Vollherbst mit seinen Nüssen. Schon seit 9000 Jahren nutzen wir Menschen diese, und das ist durchaus sinnvoll, sind sie doch sehr gesund. Wer Nüsse aus dem eigenen Garten ernten möchte, braucht jedoch Platz und Zeit. Erst im Alter von 10 bis 20 Jahren trägt der Nussbaum erstmals Nüsse, den Vollertrag erreicht er zwischen 40 und 60 Jahren. Bis dann ist er zum stattlichen Baum herangewachsen, der unter seiner Krone herrlich schattige Sitzplätze für Hochsommertage schafft. Dass unter einem Nussbaum wegen chemischer Stoffe, die der Baum abgibt, nichts wachse, ist ein weit verbreiteter Mythos. Vielmehr werden der Schatten und die Tatsache, dass Nusswurzeln viel Wasser absorbieren, anderen Pflanzen zum Verhängnis. Wählt man die passenden Pflanzen, können jedoch auch unter einem Nussbaum schöne Beete angelegt werden.
Es verwundert nicht, dass in den Jahrtausenden der Nussnutzung auch zahlreiche verschiedene Sorten entstanden sind. Die grösste Nussbaumschule der Schweiz hat rund 300 Sorten im Angebot, darunter auch solche mit roten Kernen.
Aus gärtnerischer Sicht ist es sinnvoll, Arbeiten nicht an astronomische Daten zu binden, sondern die Natur zu beobachten.
Buchtipp: Phänologisches Handbuch
Mit Pflanzen und Tieren durch die zehn Jahreszeiten.
86 Seiten, Softcover mit Fadenheftung und offenem Rücken, Format 148 x 210 mm.
Erschienen im Pflanzenfreund Verlag. Fr. 29.90 plus Versandkosten. Bestellen unter: pflanzenfreund.ch/handbuch
Der Garten im Vollherbst
Im Vollherbst sind verschiedene Gartenarbeiten zu erledigen. Was kann im Herbst geerntet, neu ausgesät oder entdeckt werden?
- Säen
Gemüse: Direktsaat: Pflücksalat, Nüsslisalat, Asiasalat, Rucola, Gartenkresse, Spinat, Radieschen, Wintergetreide, Puffbohne, Winterkefe.
Setzlingsanzucht: Lattich, Kopfsalat, Eissalat.
- Boden
Abgeerntete Beete grosszügig mulchen. Je nach Nährstoffstatus des Beetes und Plänen fürs kommende Jahr ist jetzt auch eine Gabe frischen Mists unter dem Mulch sinnvoll.
- Pflanzen / Setzen
Knoblauch, Steckzwiebeln, Blumenzwiebeln, wurzelnackte Stauden, (Beeren-) Sträucher und (Obst-)Bäume.
- Ernten
Salat, Zucchetti, Kürbisse, Auberginen, Peperoni, Chili, Tomaten, Physalis, Bohnen, Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Wirz, Rot- und Weisskohl, Fenchel, Kartoffeln, Lauch, Schnittmangold, Krautstiel, Randen, Rüebli, Pastinaken, Hagenbutten, Vogelbeeren, Äpfel, Birnen, Quitten, Weinbergpfirsiche, Walnüsse.
- Entdecken
Laubbäume bekommen langsam ihre Herbstfärbung, Admirale saugen an Fallobst, Efeu-Seidenbienen besuchen Efeublüten, Kokons der Wespenspinnen fallen auf, nachts ruft der Waldkauz.
- Sonstiges
Kohlpflanzen nach dem Abernten stehen lassen – die Austriebe im Frühling schmecken bestens. Zerkleinertes Schnittgut, fauliges Obst und andere Ernterückstände, die man nicht auf dem Beet lassen möchte, kompostieren: mit Laub und Steinmehl aufschichten und mit einer dicken Laubschicht abschliessen. Vor dem ersten Frost alles Lagergemüse ernten und einkellern.
Schon gewusst?
Zügelt man seinen gärtnerischen Ordnungswahn und lässt verblühte Stauden stehen, wird man mit fröhlich zwitschernden Vögeln belohnt, die die Samenstände plündern. Aber nicht nur Vögel wie Distelfinken – auch Stieglitze genannt – profitieren vom ausgebliebenen Rückschnitt, sondern auch viele Insekten, die an und in den dürren Stängeln überwintern.