Für die ältere Generation ist es wichtig, sich möglichst barrierefrei im Garten bewegen zu können – ohne Treppen oder sonstige potenzielle Stolperquellen. Für die jüngere Generation stehen Spiel und Spass am Schwimmteich und eine unbeschwerte Auszeit im Vordergrund – gerade in Corona-Zeiten ein echtes Bedürfnis.
Damit auch die Grosseltern den Garten ohne Einschränkung nutzen können, sind die Wege überwiegend mit Natursteinplatten aus Luserna Gneis belegt, die rollstuhlgängig sind. «Um die Natursteinflächen nicht zu dominant wirken zu lassen, haben wir durch vereinzelte Steine mit Eiseneinlagerungen bewusst farbliche Akzente gesetzt. Dieses Farbenspiel wird in der Trockenmauer wieder aufgenommen», erklärt Landschaftsarchitektin Anja Gut.
Vor Einblicken geschützter Garten
Im Mittelpunkt des Gartens stehen der naturnahe Schwimmteich und eine grosszügige Pergola, die teilweise überdacht und somit auch bei schlechtem Wetter nutzbar ist. Sie wurde individuell angefertigt und entstand in Zusammenarbeit mit Fachplanern aus dem Metall- und Holzbau. Dort sitzt man dank Dach und Rückwand von Einblicken aus dem höher gelegenen Nachbarhaus geschützt und geniesst die intime Atmosphäre am naturnahen Schwimmteich. Dieser orientiert sich an einem natürlichen Stillgewässer mit einer hohen Artenvielfalt aus verschiedenen Organismen im Wasser. Ein Partikelfilter mit UV-Lampe in einem externen Pumpenschacht unter der Holzterrasse garantiert, dass das Wasser ganzjährig klar bleibt.
Artenreiche Wildblumenwiesen
Den zentralen Bereich aus Schwimmteich und Pergola umrahmen Vegetationsflächen aus Wildblumenwiesen und Blumenrasen, die auf die ländliche Umgebung am Jurasüdfuss Bezug nehmen. Solch extensive Wiesen gedeihen am besten auf magerem Boden mit gutem Wasserabzug. Dazu wurde zunächst Kulturerde abgetragen, dann kam eine Drainage-Schicht aus Betonkies auf die Fläche und schliesslich wurden die Wildblumensamen auf einer dünnen Schicht Kulturerde ausgesät, die in ihrer Zusammensetzung einer artenreichen Fromental-Goldhafer Wiese – typisch für das Schweizer Mittelland – entsprechen. Die Mischung enthält beinahe 50 verschiedene Arten, darunter so attraktive Stauden wie Schafgarbe (Achillea millefolium), Karpaten-Wundklee (Anthyllis carpatica), Rapunzel-Glockenblume (Campanula rapunculus) oder Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia). Allerdings garantiert nur die richtige Pflege den Erhalt der Artenvielfalt. Anja Gut erklärt, worauf es dabei ankommt: «Die Wiese wird ab ca. Mitte Juni in zwei Etappen geschnitten, am besten in einer Schönwetterperiode, denn das Schnittgut muss an Ort und Stelle einige Tage trocknen und vor dem Zusammennehmen mehrmals gewendet werden. Nur so können sich die Wildblumen versamen. Mitte Oktober erfolgt ein Säuberungsschnitt, wobei das Schnittgut gleich zusammengenommen wird. Hält man sich daran, dann sind extensive Blumenwiesen pflegeleicht und die Artenvielfalt ist auch noch nach Jahren stabil.»
Artenreich gestaltet sind auch die anderen Bereiche dieses stimmungsvollen Naturgartens. Selbst die Mauerkronen der Trockenmauern beherbergen botanische Schätze wie etwa Schwarzen Geissklee (Cytisus nigricans), Rosmarin-Seidelbast (Daphne cneorum) und Färber-Ginster (Genista tinctoria) – Kleinsträucher, die in der Schweizer Natur vorkommen und Insekten etwas zu bieten haben. Ergänzt wird die Auswahl mit mediterranen Gehölzen wie Rosmarin (Rosmarinus officinalis) und dem seltenen Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus). Sie verbreiten den Flair des Südens und lassen zusammen mit der Pergola und dem Schwimmteich Ferienstimmung bei allen Generationen aufkommen.
Konstanze Neubauer, Callwey Verlag
Gärten des Jahres 2022
Einen einzigartigen Überblick über die schönsten Privatgärten im deutschsprachigen Raum bietet die Dokumentation zum Wettbewerb «Gärten des Jahres 2022». Landschaftsarchitekten, Gartengestalter sowie Garten- und Landschaftsbauer werden jährlich aufgerufen, besonders gelungene realisierte Privatgärten einzureichen, die von einer renommierten Jury ausgewählt und prämiert werden. Das Buch zeigt eine beeindruckende Vielfalt unterschiedlichster Privatgärten anhand von über 350 Farbabbildungen und Gartenplänen. Detaillierte Angaben zu Besonderheiten des Grundstücks, des Konzepts, der verwendeten Materialien und der Auswahl der Pflanzen runden die 50 Gartenporträts ab. Die Dokumentation ist für Gartenplaner und Gartenbesitzer gleichermassen geeignet, um sich inspirieren zu lassen.
Autoren: Dieter Kosslick und Konstanze Neubauer, Gärten des Jahres – die 50 besten Privatgärten 2022, 2022. 320 Seiten, über 350 farbige Abbildungen und Pläne, 23 x 30 cm, gebunden. Fr. 80.–, ISBN 978-3-7667-2555-4.
Das Buch ist in jeder Schweizer Buchhandlung oder im Onlineshop von Callwey erhältlich: callwey.de/shop
Über das Projekt
Lage des Gartens
Kanton Solothurn
Grösse des Gartens
1200 m2
Planungsbüro
Hariyo Freiraumgestaltung GmbH
Ausführung
Salamander Naturgarten AG