Mit den Wünschen von Stockwerkeigentümern kennt sich Mauro Zocchetti bestens aus. Der Architekt FH ist Mitinhaber des Architekturbüros Viscardi Zocchetti in Lugano und hat in den letzten Jahren zahlreiche Wohnbauten realisiert. Das gesammelte Wissen daraus steckt im viergeschossigen Neubau «Q4» in Agra, einem kleinen Ort südwestlich von Lugano. Die vier Eigentumswohnungen erstrecken sich jeweils über die gesamte Geschossfläche. Die beiden Wohnungen im Parterre respektive im ersten Geschoss verfügen über je einen privaten Garten, die Wohnungen im zweiten und dritten Geschoss über einen spektakulären Blick auf den San Salvatore und die umliegenden Berge.
Gut gerüstet
Während viele Neubauten in Beige- oder Grautönen gehalten sind, sticht «Q4» mit seiner schneeweissen Fassade regelrecht heraus. Der helle Farbton reflektiert das Sonnenlicht und vermindert damit das Aufheizen der Fassaden. «Hier im Tessin merken wir den Klimawandel deutlich. Deshalb habe ich grossen Wert auf die energetische Effizienz gelegt», erläutert Zocchetti. Der Neubau ist nach der GEAK-Gebäudeeffizienzklasse A zertifiziert. Gemäss dem kommunalen Baureglement konnte damit die Hauptnutzfläche um fünf Prozent höher ausfallen. Mit Dämmstärken von 24 Zentimetern auf den Fassaden und satten 30 Zentimetern auf dem Dach wird sowohl der sommerliche Hitzeschutz wie auch ein möglichst niedriger Heizwärmebezug im Winter gesichert.
Das gebäudetechnische Bijou ist auf dem Dach installiert. Hier befindet sich eine PV-Anlage mit einer Leistung von15 kW(p). Mit dem Solarstrom werden vier «Aerotop Split»-Wärmepumpen von Elco betrieben. Jede Eigentumswohnung besitzt also ihren eigenen Wärmeerzeuger. Weshalb verzichtet das Projekt auf einen zentralen Heizraum? «Aufgrund der Wünsche unserer Kunden weiss ich, dass diese Unabhängigkeit sehr geschätzt wird», erläutert Mauro Zocchetti, «denn ansonsten gibt es ständig Diskussionen nach dem Muster: Ich will doch nicht mehr für die Heizung bezahlen müssen, nur weil du immer die Fenster offen lässt.» Zwar sei die Investition etwas höher als bei einer gemeinsamen Heizung, doch auf dem Markt werde die Autonomie sehr geschätzt und sei ein gutes Verkaufsargument.
Kühle Köpfe
Ein weiteres «Zückerli» der Heizungsanlage ist die Kühlfunktion. «Gerade in heissen und schwülen Sommern ist es sehr angenehm, die Innentemperatur nicht allzu stark ansteigen zu lassen. Deshalb haben wir zwei Kühlkreisläufe eingebaut», sagt Mauro Zocchetti. Die Planung und Umsetzung der gesamten Installationen für Heizung, Kühlung und Sanitäranlagen übernahm die Galli SA Impianti Sanitari (Lamone TI). Projektleiter Simone Speroni erläutert das zweistufige Kühlkonzept wie folgt: «Jedes Split-Aussengerät ist mit einem Innengerät in der entsprechenden Wohnung verbunden. Mit einem Verteiler können wir einerseits die Bodenheizung ansteuern und sie zum Heizen oder für die Kühlung nutzen. Ein zweiter Kühlkreis führt von der Inneneinheit zu Gebläsekonvektoren. Mit diesen Geräten bringen wir zusätzlich kühle Luft in die Wohnräume.»
Im Gegensatz zu einer klassischen Klimaanlage arbeitet diese doppelte Kühlung sehr effizient. «Wenn die Sonne scheint, produziert sie auch gleich PV-Strom, der von der Wärmepumpe genutzt wird. Je stärker die Sonne scheint und je höher der Kühlbedarf ist, desto mehr Strom wird erzeugt. Aus energetischer Sicht ist das natürlich optimal», sagt Speroni. Die grösste Herausforderung beim Projekt sei nicht die Installation an sich, sondern der vorhandene Raum gewesen: «Die vier Technikräume sind wirklich sehr knapp bemessen, um keine Wohnfläche zu verschwenden. In jedem Raum sind neben der Inneneinheit der Wärmepumpe, dem Verteiler und diversen Pumpen auch ein Warmwasserspeicher sowie ein kleiner Pufferspeicher für die Wärmepumpe untergebracht.
Starker Trend
Mit der Wärmepumpe zu kühlen, ist wegen der immer höheren Durchschnittstemperaturen in der Schweiz eine kluge Strategie. Und die technische Umsetzung sei relativ einfach, sagt Aldo Buntschu, Leiter Wärmepumpen bei Elco: «Sehr viele moderne Wärmepumpen besitzen die Kühlfunktion von Haus aus. So kann man die Bodenheizung für die Kühlung nutzen, oft auch bei bestehenden Bauten.» Bei der Kühlung produziert die Wärmepumpe kaltes statt warmes Wasser. Wenn dieses die Rohre der Fussbodenheizung durchströmt, kann mit einer Temperaturreduktion von zwei bis vier Grad gerechnet werden, je nach Alter von Gebäude und Heizung sowie deren Anordnung. Möchte man die Kühlleistung erhöhen, kann – wie in Agra – ein zweiter Heizkreis installiert werden, bei dem das kalte Wasser an die Luftkonvektoren abgegeben wird. «Das ist auch eine tolle Möglichkeit, wenn ein älteres Gebäude Radiatoren anstelle einer Bodenheizung besitzt», merkt Aldo Buntschu an. Wichtig seien zwei Punkte: Einerseits muss der Speicher für die Heizung gross genug gewählt werden, andererseits braucht es einen Frostschutzwächter für die Fussbodenheizung. Denn falls die Temperatur des Heizwassers unter20 Grad Celsius sinkt, kann es zur Kondenswasserbildung und damit zu teuren Schäden an Heizung und Bodenbelag kommen. Einen guten Überblick zum Kühlen mit der Fussbodenheizung bietet ein kostenloses Merkblatt (siehe Hinweis am Textende).
Rundum komfortabel
In Agra funktioniert die doppelte Kühlung via Bodenheizung und Konvektoren gut, wie Mauro Zocchetti sagt: «Gerade für das Schlafzimmer sind die tieferen Temperaturen sehr angenehm. Letzte Woche lag die Aussentemperatur über 32 Grad Celsius, in der Wohnung hingegen herrschten sensationelle 24 Grad.» Ein Aspekt, den auch Pietro Presigiaccomo, zuständiger Elco-Verkaufsberater, betont: «Mit solchen Anlagen können wir unseren Kundinnen und Kunden den vollen Komfort bieten. In jeder Jahreszeit ist das Raumklima behaglich – und das mit einer effizienten Lösung, die nicht auf Kosten der Umwelt geht.»
Hier können Sie das Merkblatt «Kühlen mit der Fussbodenheizung» kostenlos herunterladen.
«Sehr viele moderne Wärmepumpen besitzen die Kühlfunktion von Haus aus. So kann man die Bodenheizung für die Kühlung nutzen, oft auch bei bestehenden Bauten.»
Mehr zum Projekt
Bauherrschaft: privat
Architektur: Viscardi Zocchetti SA, Lugano
Umfang: Vier Etagen-Eigentumswohnungen, Einstellhalle, Gartenflächen.
Heizunglösung: 4 identische, aber getrennte Heizungssysteme, bestehend aus 1 Wärmepumpe Elco Aerotop Split 05M-RX, Warmwasserspeicher Vistron H 300-4, Pufferspeicher PUK 100.