Garten und Terrasse

Der Nadelfall

Garten Tannen, Föhren und andere Nadelbäume sind zwar immergrün, lassen ihre «Blätter» aber trotzdem fallen.

von Katharina Nüesch

Autorin, Gartenmagazin Pflanzenfreund.ch

Bäume, die Nadeln tragen, werden unter dem Begriff «Koniferen» zusammengefasst, was so viel wie Zapfenträger bedeutet. In unseren Wäldern sind es unter den einheimischen Gehölzen hauptsächlich Tannen, Föhren oder Eiben, in Höhenlagen kommen Arven und Lärchen dazu. Nadeln sind, wie uns das Weihnachtslied «O Tannenbaum» erklärt, ebenfalls Blätter – in der Botanik spricht man von Nadelblättern. Sie erfüllen ähnliche Funktionen wie die Blätter von Laubbäumen, sind aber härter und robuster. Die Nadelblätter haben zudem in ihren Zellen einen natürlichen Frostschutz eingelagert.

Auch Nadeln fallen

Nadelbäume sind immergrün. Die einzige einheimische Ausnahme bildet die Lärche, die nach einem herbstlichen Farbenspektakel in Goldgelb ihre Nadeln verliert, um sie im Frühling wieder in zartem Hellgrün spriessen zu lassen. Doch auch die Immergrünen lassen Nadeln. Nicht unbedingt im Herbst, sondern kontinuierlich. Je nach Baumart bleiben die Nadeln unterschiedlich lange am Zweig: Bei Kiefern sind es etwa fünf, bei Rottannen bis sieben, bei Weisstannen sogar rund elf Jahre. Nach längeren Trockenperioden oder bei Krankheiten kann es zu grösserem Nadelabwurf kommen.

Wohin damit?

Je nach Art und Beschaffenheit kann es Jahre dauern, bis Nadeln verrottet sind. Darum sollten nur Kleinmengen in den Kompost gegeben werden, wo sie jedoch durchaus gute Dienste leisten: Während das «normale» Kompostiergut meist einen hohen Wasseranteil hat, sind Nadeln trocken und lockern die Struktur auf. Zudem sorgen sie für Sauerstoffzufuhr, was den Zersetzungsprozess insgesamt vorantreibt. Im Gegenzug hilft die Feuchtigkeit, die Nadeln schneller zu zersetzen.

Statt Tannen- oder Föhrennadeln zu entsorgen, kann man die Nadeln separat mit anderem Grüngut kompostieren. Im Nadelkompost reift aufgrund seines tiefen pH-Werts eine ideale Gartenerde für Pflanzen wie Hortensien, Rhododendren oder Heidelbeeren heran. Am einfachsten ist es jedoch, die Nadeln zu belassen, wo sie fallen: am Fuss ihres Baumes. Dort bilden sie eine natürliche Mulchschicht und führen dem Baum durch ihre Verrottung Stoffe zu, die er benötigt.

Nacktsamer

Koniferen sind Zapfenträger und gehören als solche zu den sogenannten nacktsamigen Pflanzen oder Nacktsamern. Das bedeutet, dass ihre Samenanlagen offen in den Fruchtblättern liegen – bei den Koniferen zwischen den Schuppen der verholzten Zapfen. Dies im Gegensatz zu den Bedecktsamern, zu denen Blütenpflanzen gehören: Ihre Samenanlagen sind von einem Fruchtknoten umschlossen (bedeckt).

Nacktsamer zeichnen sich dadurch aus, dass sie männliche und weibliche Blütenstände entwickeln. Ist der Zapfen – respektive die verholzten Reste des weiblichen Blütenstands – reif, öffnet er sich und entlässt geflügelte Samen, die durch den Wind verbreitet werden.

Phänologischer Winteranfang

In der Phänologie gehört der Nadelfall ebenfalls in die Winterzeit. Es ist die Phase des Ruhens, und in der Pflanzenwelt passiert wenig.

Beim genauen Beobachten können Sie in der Natur aber trotzdem einiges entdecken: Wussten Sie zum Beispiel, dass die meisten Schmetterlinge im Raupen- oder Puppenstadium, einige als Ei, überwintern? Zu den wenigen Arten, die als ausgewachsene Schmetterlinge den Winter bei uns überdauern, gehört der Zitronenfalter. Dank eines körpereigenen Frostschutzmittels aus Glycerin, Sorbit und Eiweissen kann er den Gefrierpunkt seiner Körperflüssigkeit so stark senken, dass er auch Temperaturen von minus 20 Grad schadlos überlebt. Starr hängt er so bei Wind und Wetter in der Vegetation, um an milden Vorfrühlings-tagen aufzuwachen und nach den ersten Blüten Ausschau zu halten. Auch die Winterlibelle übersteht – im Gegensatz zu den meisten anderen Libellenarten – den Winter als erwachsenes Tier in der Vegetation.

Was es sonst in der kalten Jahreszeit noch zu beobachten gibt, lesen sie im Phänologischen Handbuch des Pflanzenfreund Verlags (siehe Box rechts unten). Text Nicole Egloff

 

Geschenkidee zu Weihnachten: Phänologisches Handbuch

Phänologisches Handbuch. Mit Pflanzen und Tieren durch die zehn Jahreszeiten. Lassen Sie sich von der Natur inspirieren, skizzieren Sie eigene Entdeckungen oder machen Sie Notizen für das kommende Gartenjahr. Ein ideales Weihnachtsgeschenk für Freunde oder für sich selbst. 86 Seiten, Softcover mit Fadenheftung und offenem Rücken, Format 148 x 210 mm.

 

Erschienen im Pflanzenfreund Verlag. Fr. 29.90 plus Versandkosten. Bestellen unter: pflanzenfreund.ch/handbuch