HEV- Immobilienumfrage 2025

Der Immobilienmarkt bleibt von struktureller Knappheit geprägt

Die Nachfrage nach Wohneigentum hält an. Das Angebot hingegenpräsentiert sich stagnierend bis rückläufig.

von Adrian A. F. Spiess

MSc Economics, Volkswirtschafter beim HEV Schweiz

Der HEV Schweiz befragt jedes Jahr Personen, die beruflich im Immobilienbereich tätig sind, darunter Immobilienmakler, Liegenschaftsverwalter, Bewirtschafter, Immobilienbewerter sowie weitere Branchenvertreter aus der gesamten Schweiz. Die Umfrage beleuchtet sowohl die aktuelle Lage auf dem Immobilienmarkt als auch die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate. An der diesjährigen Erhebung beteiligten sich  432 Fachleute .

Die Resultate zeigen ein klares Bild: Der Schweizer Immobilienmarkt bleibt von struktureller Knappheit geprägt. Die Nachfrage nach Wohneigentum ist weiterhin hoch, während das Angebot in weiten Teilen stagniert oder rückläufig ist. Die Preisdynamik hält entsprechend an. Ohne substanzielle Verbesserungen bei den regulatorischen Rahmenbedingungen bleibt der Zugang zu Wohneigentum für breite Bevölkerungsschichten erschwert. Besonders betroffen sind junge Familien, die erstmals Wohneigentum erwerben möchten, sowie breite Mittelschichten, deren Traum vom Eigenheim trotz steigender Einkommen in weite Ferne rückt.

Die Immobilien-Nachfrage legt weiter zu

Die Nachfrage nach Wohneigentum hat sich 2025 erneut verstärkt. Bei Einfamilienhäusern registrierten 45,8 % der Befragten eine steigende Nachfrage  (2024: 40,3 %) , 48,6 % meldeten stabile Werte (2024: 51,5 %), und nur 5,5 % beobachteten einen Rückgang – nochmals weniger als im Vorjahr  (2024: 8,2 %) . Bei Eigentumswohnungen zeigt sich ein ähnliches Bild: 48 % der Teilnehmenden meldeten eine steigende Nachfrage  (2024: 38,7 %) , 46,7 % sahen stabile Verhältnisse  (2024: 50 %)  und lediglich 5,3 % verzeichneten eine sinkende Nachfrage – deutlich weniger als im Vorjahr  (2024: 11,3 %) . Der Trend setzt sich auch bei Mehrfamilienhäusern fort. 39 % der Befragten berichten von einer steigenden Nachfrage  (2024: 28,9 %) , 52,6 % sehen stabile Verhältnisse  (2024: 53,4 %) , und nur 8,4 % beobachten rückläufige Werte  (2024: 17,7 %) . Auch der Baulandmarkt bleibt angespannt: 51,3 % der Befragten stellten eine steigende Nachfrage fest  (2024: 49,3 %) , 39,3 % meldeten stabile Werte  (2024: 39,6 %) , und 9,4 % registrierten eine rückläufige Nachfrage  (2024: 11,1 %) .

Einfamilienhäuser und Bauland: Wohnangebote bleiben knapp

Einer steigenden Nachfrage steht ein zunehmend knappes Einfamilienhausangebot gegenüber. 35,7 % der Befragten sahen 2025 ein kleineres Angebot  (2024: 31,2 %) , 50,9 % ein stabiles  (2024: 51,6 %)  und nur 13,4% eine Zunahme  (2024: 17,2 %) . Angespannt zeigt sich weiterhin auch der Baulandmarkt: 52,1 % der Befragten registrierten ein sinkendes Angebot  (2024: 48,2 %) , 39,3 % unveränderte Verhältnisse  (2024: 41,9 %)  und lediglich 8,6 % eine Zunahme  (2024: 9,9 %) . Die Situation bei Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäusern scheint sich hingegen zu stabilisieren. 53,9 % der Teilnehmenden sahen stabile Eigentumswohnungsangebote  (2024: 53,3 %) , 25,5 % eine Ausweitung  (2024: 25,6 %) , und 20,5 % einen Rückgang  (2024: 21,1 %) . Bei den Mehrfamilienhäusern meldeten 31,3 % der Befragten ein rückläufiges Angebot, weniger als im Vorjahr  (2024: 32,3 %) , 55,2 % stabile Verhältnisse  (2024: 49,5 %)  und 13,5 % eine Zunahme  (2024: 18,2 %) . Ein stabiles Angebot bei Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäusern bei gleichzeitig wachsender Nachfrage bedeutet faktisch eine relative Verknappung. Das verschärft den Wettbewerb und erhöht die Preisdynamik.

Die Immobilienpreise steigen weiter

Die Folgen dieser Preisdynamik zeigen sich in den Einschätzungen der Befragten: Die erwartete Preisentwicklung im Wohneigentumssegment bleibt in den kommenden zwölf Monaten kräftig. 78,7 % der Befragten rechnen bei Einfamilienhäusern mit steigenden Preisen  (2024: 71 %) , 17,6 % mit stabilen Werten  (2024: 26 %)  und nur 3,8 % mit sinkenden Preisen  (2024: 3 %) . Bei Eigentumswohnungen erwarten 74,4 % steigende Preise  (2024: 70 %) , 21,9 % stabile  (2024: 24 %)  und 3,8 % sinkende Werte  (2024: 6 %) . Für Mehrfamilienhäuser prognostizieren 65,3 % steigende Preise  (2024: 55 %) , 30,6 % stabile Werte  (2024: 38 %)  und 4,1 % rückläufige Preise  (2024: 7 %) . Für Haushalte mit mittleren Einkommen bedeutet dies, dass Finanzierbarkeit und Auswahlmöglichkeiten weiter eingeschränkt werden.

Neubautätigkeit bleibt zu tief

Die Preisdynamik und die Wohnungsknappheit werden durch die unzureichende Neubautätigkeit zusätzlich befeuert. Bei Einfamilienhäusern erwarten 46,1 % eine abnehmende Bautätigkeit  (2024: 50,8 %) , 49,2 % stabile Werte  (2024: 44,6 %)  und nur 4,7 % eine Zunahme  (2024: 4,5 %) . Bei Eigentumswohnungen gehen 16,8 % von einer Abnahme aus  (2024: 24,3 %) , 56,8 % von stabilen Verhältnissen  (2024: 53 %)  und 26.4 % von einer Zunahme  (2024: 22,7 %) . Bei Mehrfamilienhäusern rechnen 26 % mit einer Abnahme  (2024: 35,7 %) , 52 % mit Stabilität  (2024: 43 %)  und 26 % mit einer Zunahme  (2024: 35,7 %) . Die Wohnraumproduktion dürfte somit weiterhin nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten.

Zugang zu Wohneigentum muss erschwinglich bleiben

Wohneigentum ist weit mehr als eine Wohnform. Es steht für Stabilität, Sicherheit und Unabhängigkeit. Es bildet einen wichtigen Pfeiler der privaten Altersvorsorge und ermöglicht Familien wie auch der Mittelschicht den Aufbau von Vermögen über Generationen hinweg. Auch darum muss der Zugang zu Wohneigentum auch für kommende Generationen garantiert werden – damit die Schweiz ein Land bleibt, in dem breite Bevölkerungsschichten die Chance auf ein eigenes Zuhause haben und nicht nur wenige Privilegierte. Um dies zu gewährleisten, braucht es entschlossene politische Signale: weniger bürokratische Hürden, schnellere Verfahren, mehr Planungssicherheit, weniger missbräuchliche Einsprachen und gezielte Anreize für Investoren.