Viele subtropische oder gar tropische Gattungen werden in unseren Breitengraden klassischerweise als Kübelpflanzen kultiviert – ganz einfach, um sie mobil zu halten und in einem geeigneten Winterlager vor eisigen Temperaturen schützen zu können. Zahlreichen Pflanzenliebhabern ist das Überwintern jedoch zu aufwendig geworden und so geht der Trend seit vielen Jahren in Richtung winterharter Protagonisten. Dabei sind einige Pflanzengattungen besser für eine langfristige Kultur im Gefäss geeignet als andere. Generell ist von allzu stark oder schnell wachsenden Gehölzen abzuraten. Es existieren aber auch weniger wüchsige Gattungen, die sich bei uns im Boden gut entwickeln, allerdings im Topf an exponierten Standorten Mühe mit dem durchfrierenden Wurzelballen haben. Beispielsweise die Eibe – Taxus –, sie gedeiht besser an geschützten Standorten.
Neben der Frostverträglichkeit spielen auch Blüten und Fruchtbildung bei der Auswahl eine Rolle. Man denke an den Blütenblätter-Regen der Mandelbäumchen oder die wohlschmeckenden Früchte der Felsenbirne, die irgendwann überreif herunterfallen. Stehen solche Kübel auf Plattenböden, können die Hinterlassenschaften recht lästig werden. Neben dem starken Wurzelwachstum disqualifizieren sich übrigens auch die rhizombildenden Bambusarten wegen ihres ganzjährigen Laubfalls für eine Verwendung in der umsichtigen Terrassenbepflanzung. Experten für Gefässbepflanzung kennen die Eigenheiten der einzelnen Gattungen und schöpfen aus einem bewährten Fundus geeigneter Gehölze, Gräser und Stauden, um langfristig stimmige Bepflanzungen zu realisieren.
Gefässbeschaffenheit
In vielen Kübelpflanzenbüchern wird das Umtopfen alle zwei bis drei Jahre empfohlen. Bei einem schattenspendenden Terrassenbaum mit den Dimensionen eines grossen Sonnenschirmes bedeutet dies schlicht einen unverhältnismässigen Aufwand. Daher ist dem Gefässvolumen grosse Bedeutung beizumessen. Mehr Volumen ergibt meist auch eine bessere Standfestigkeit – auf windigen Attikaterrassen ein gewichtiger Vorteil. Zylindrische oder kubische Modelle stehen naturgemäss deutlich solider als konische Töpfe. Bei den formschönen, grosszügigen Pflanzschalen mit kleiner Standfläche empfiehlt sich die fachgerechte Verankerung des Behälters vor dem Bepflanzen. Grössere Gehölze können bei speziell mit Haltepunkten ausgestatteten Gefässen zusätzlich im Wurzelbereich mit Gurten fixiert werden, damit sie vom nächsten Sturm nicht einfach wieder ausgetopft werden. Deutlich weniger aufwendig ist es, den Baum einfach am Geländer anzubinden – nur leidet dadurch die Ästhetik deutlich.
Ausserdem ist bei Gefässen darauf zu achten, dass das überschüssige Giesswasser auch nach Jahren noch zuverlässig ablaufen kann. Gleichzeitig wollen Zuleitungen für Wasser und Beleuchtung Platz darin finden und der Baum sollte daran gehindert werden, allzu einfach durch die Ablauflöcher hindurch zu wurzeln. Das sind hohe Ansprüche an ein Pflanzgefäss, die umfangreiches Spezialwissen in der Grosspflanzenkultur erfordern.
Gefässmaterial
Weitaus einfacher ist die Wahl des richtigen Gefässmaterials – hier gibt es nur eine Anforderung: Beständigkeit. Ohne Wenn und Aber. Vollständige Frosthärte, Farbechtheit und Formstabilität zeichnen taugliche Werkstoffe aus. Aus der riesigen Fülle angebotener Topfmaterialien bleibt – vollmundiger Versprechungen zum Trotz – nur eine kleine Auswahl übrig: die eingangs genannte Terracotta d’Impruneta, fachkundig ausgestattete Metallgefässe – vorzugsweise aus Aluminium –, die bewährten Eternitgefässe aus Faserzement, Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) sowie Kunststoffe aus dem Rotationsverfahren. Wobei Letztere für grössere, eckige Formen bereits zu wenig Eigenstabilität aufweisen und zum Ausbeulen neigen. Holz löst sich durch Bewitterung und Erdkontakt mit der Zeit auf. Selbst beim echten Schweizer Eichenkübel verabschiedet sich nach etwa zehn Jahren meist der Topfboden.
Wird ein ganzer Aussenwohnraum sinnigerweise mit einem einheitlichen Gefässmaterial eingerichtet, lohnt sich der Blick auf die Herstellergeschichte. Neben Sortimentsbreite und -tiefe ist es von Vorteil, wenn auch nach einigen Jahren noch etwas aus der gleichen Linie nachgekauft werden kann. Entgegen der landläufigen Meinung spielt das Eigengewicht des Materials nur eine untergeordnete Rolle. Der Löwenanteil des Gewichts kommt durch die Füllung des Gefässes – das Substrat – zustande.
Erfolgsfaktor Gefässinhalt
Wird ein Blumentopf oder ein Balkonkistli saisonal bepflanzt, ist die Substratwahl nahezu vernachlässigbar. Am Ende des Gartenjahres wird sowieso der gesamte Inhalt über Kompost oder Grüntour wieder in den Kreislauf zurückgeführt. Bei Pflanzen, die mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte im selben Topf zubringen sollen, ist die Verwendung eines dauerhaft geeigneten Substrats allerdings matchentscheidend. Da rein mineralische Mischungen im Sommer kaum feucht zu kriegen sind, leidet die Pflanzengesundheit sichtlich. Hingegen bietet das ausgeklügelte Verhältnis von organischen und mineralischen Komponenten bei der bewährten Langzeit-Erde den Gehölzen und Gräsern nicht nur ein anhaltend gutes Entwicklungspotenzial, sondern jahrein, jahraus eine optimale Wurzelheimat. Die stabile Struktur verhindert das Absenken des Erdniveaus, der enthaltene Blähschiefer puffert Nährstoffe und sorgt für eine stets gute Drainagefähigkeit. Der Gefässinhalt ist schliesslich der einzige Wurzelraum, der den grünen Bewohnern für ein prächtiges Gedeihen zur Verfügung steht.
Bepflanzungstechnik
Im Balkonkistli mag das Andrücken des Wurzelballens angebracht sein. Wird allerdings beim Umtopfen in ein grösseres Gefäss die frische Erde rund um den alten Ballen festgedrückt oder beispielsweise gar mit einem Kantholz verdichtet, stehen dem Fachmann die Haare zu Berge. Warum die guten Drainageeigenschaften des hochwertigen Substrates zunichtemachen? Allein grosszügiges Angiessen – Einschlämmen genannt –, bei dem Pflanze und / oder Gefäss zusätzlich bewegt werden, sorgt für den richtigen Erdschluss des alten Ballens und eine gute Standfestigkeit. Die Pflanze steht anschliessend satt im neuen Topf und kann wunderbar anwachsen.
Von Gärtnern wird häufig recht viel erwartet. Von der Orchidee über den Obstbaum bis hin zu Rasenpflege und Trockenmauerbau soll Auskunft gegeben werden können. Die unendliche Fülle des Pflanzenreiches und der gärtnerischen Aufgaben legt eine Spezialisierung nahe. Der Fokus auf die langfristige Gefässbepflanzung ist ein solches Spezialgebiet. Nur unter Berücksichtigung von Standort- und Wachstumsfaktoren sowie mit der entsprechenden Erfahrung lassen sich langlebige, dauerhaft attraktive «potted gardens» realisieren.
Grössere Gehölze können im Wurzelbereich fixiert werden, damit sie beim nächsten Sturm nicht einfach wieder ausgetopft werden.
Terrassengestaltung
Weitere Infos zur Terrassengestaltung mit immergrünen und laubabwerfenden Gehölzen sowie Hilfe von Fachleuten finden Sie unter: silvedes.ch