Autsch! Kaum betritt man das Kinderzimmer, schiesst einem ein stechender Schmerz durch den rechten Fuss. Der Übeltäter: ein Legostein, der gemeinsam mit den gefühlt tausend anderen Spielsachen wild verstreut auf dem Boden liegt. Mittendrin im Chaos: Ein glückliches Kind, vertieft in sein Spiel, das jedoch langsam schlafen sollte ... geht das überhaupt, mitten in diesem Durcheinander?
Vielen Familien wird diese Situation bekannt vorkommen. Spielzimmer, Büro, Schlafzimmer und Wohnzimmer: Das Kinderzimmer muss mehrere Funktionen erfüllen, und dies auf begrenztem Raum. Wie können die wenigen Quadratmeter möglichst gut ausgenutzt und eingerichtet werden, um alle Bedürfnisse abzudecken? Was braucht ein Kind überhaupt, damit es sich in seinem Zimmer wohlfühlt, es gut schlafen, konzentriert lernen und kreativ spielen kann?
Das Wichtigste vorneweg: Ob sich ein Kind wohlfühlt, hängt von mehr als nur einem gut eingerichteten Zimmer ab (siehe Kasten). Und: Die Bedürfnisse der Kinder ändern sich mit fortschreitendem Alter.
Baby- und Kleinkinderzimmer
In den ersten zwei Lebensjahren muss das Zimmer vor allem ein geschützter Raum mit Nähe und Kontakt zu den Bezugspersonen sein. «Babys sind völlig abhängig von den Eltern und darauf angewiesen, dass diese ihre Bedürfnisse möglichst frühzeitig erkennen und erfüllen», so Maya Risch, Familienberaterin, Expertin für eine beziehungsorientierte Erziehung und Pädagogin. So entsteht eine sichere Bindung, und das Kind kann sich darauf verlassen, dass seine Bezugspersonen es wahrnehmen.
Bei einem Kleinkind, das sicher gebunden ist, werde etwas mehr räumlicher Abstand möglich, es habe aber immer noch das Bedürfnis, in der Nähe der Eltern zu sein. «Ein eigenes, toll ausgestattetes Zimmer ist deshalb noch nicht nötig, da sich die Kinder mit Vorliebe im Wohnzimmer oder in der Küche bei den Eltern aufhalten und vor allem hier spielen möchten.» Ist der Platz vorhanden, kann ein Spielzimmer in der Nähe des Wohnbereichs angenehm sein, da man dort auch mal etwas liegenlassen kann.
Auch in der Nacht schlafen viele Kleinkinder lieber bei den Eltern oder zusammen mit einem Geschwister – sie brauchen die Nähe und die Sicherheit für einen guten Schlaf. «Ein Kinderbett, in dem sich das Kind sicher fühlt, gehört dennoch in ein Kinderzimmer, sofern bereits ein eigenes Zimmer vorhanden ist», so Maya Risch. Ebenfalls sinnvoll ist eine Matratze auf dem Boden, eventuell mit Kissen und Kuscheltieren, um zu hüpfen, springen, purzeln oder kuscheln. Ein warmes Licht oder ein Nachtlicht sorgen für Geborgenheit. Spielzeug sollte zumindest teilweise selbstständig zugänglich sein, damit sich das Kind holen kann, was es braucht. In diesem Alter sind Bälle, Autos, Figuren und Puppen sowie Bauklötze und Lego Duplo sinnvoll. Auch über einen Maltisch freuen sich die Kleinen sowie über eine Kinderküche, vor allem, wenn diese im Wohnzimmer respektive in der Küche stehen.
Das Kinderzimmer im Grundschulalter
Mit dem Übergang vom Kleinkindalter (ein bis drei Jahre) zum Kindergartenalter (drei bis sechs Jahre) bis hin zum Schuleintrittsalter wachsen zwei grundlegende Bedürfnisse des Kindes: Rückzugsmöglichkeit und Bewegungsfreiheit beim Spielen. Nun werden Rollenspiele interessant, und langsam entwickeln sich Freundschaften mit Gleichaltrigen. «Schulkinder beginnen, sich zum Spielen vermehrt in ihr Zimmer zurückzuziehen», sagt Maya Risch. All diese Faktoren nehmen Einfluss auf das Kinderzimmer:
● Das Gitterbett kann nun durch ein grösseres Bett ersetzt werden, in dem sich das Kind sicher fühlt.
● Eine Matratze auf dem Boden ist weiterhin beliebt und wird gerne zum Hüpfen, Toben und Springen benutzt. Kinder haben ein natürliches Bewegungsbedürfnis. Sie lernen dabei ihre Fähigkeiten und Grenzen kennen. Durch Ausprobieren gewinnen sie an motorischer Sicherheit und entwickeln Mut und Selbstvertrauen. Inzwischen gibt es auf dem Markt auch eine grosse Auswahl an Produkten, die Bewegung in Innenräumen ermöglichen.
● Zum Spielen sind Möbel mit multifunktionalem Charakter ideal – so kann eine Klappmatratze etwa zum Sitzen verwendet werden, aber auch zum Bauen einer Höhle.
● Ein Regal oder ein Schrank mit Kisten sorgt für Ordnung der Spielsachen. Die Regale sollten frei zugänglich sein.
● Nun ist evtl. ein Schreibtisch sinnvoll, wobei viele Kinder ihre Hausaufgaben lieber in der Nähe der Eltern erledigen. Wenn Eltern einen Schreibtisch kaufen, sollte sowohl das Pult als auch der Stuhl der Grösse des Kindes angepasst werden können.
● Der Arbeitsbereich sollte vom Schlafbereich getrennt sein.
Spielsachen, die in diesem Alter sinnvoll sind:
● Grosse Tücher, um Hütten zu bauen.
● Eine Kiste mit Verkleidungssachen sowie Figuren und Tiere für Rollenspiele. Rollenspiele helfen, Umwelteindrücke zu verarbeiten.
● Konstruktionsmaterial wie Kapla oder Lego. Beim Bauen und Konstruieren werden physikalische und statische Grundkenntnisse erworben und die Feinmotorik differenziert. Ebenso wird das Sozialverhalten beim gemeinsamen Bauen gefördert.
● Mal- und Bastelmaterial (Stifte, Papier, Schere, Klebeband, Leim, Verbrauchsmaterial wie WC-Rollen und Kartonschachteln). Beim Malen, Basteln und Gestalten wird die Kreativität gefördert und die Feinmotorik geschult.
● Bücher und Tiptoi (gibt es auch in der Bibliothek).
● Tonibox, um Geschichten zu hören (Figuren kann man teilweise in der Bibliothek ausleihen).
● Regelspiele / Würfelspiele (können auch ausserhalb des Kinderzimmers aufbewahrt werden).
● Bildschirmmedien gehören nicht ins Kinderzimmer! Bei Teenagern kann besprochen werden, wann der Gebrauch von Natel und Co. erlaubt ist, in der Nacht sollten die Geräte aber weiterhin einen fixen Aufladeplatz ausserhalb des Schlafzimmers haben.
Grundsätzlich bietet es sich an, unterschiedliche Bereiche im Zimmer zu schaffen. Etwa einen definierten Lernbereich, einen Schlafbereich, einen Lese- oder Entspannungsecken, einen Bewegungs- oder «Tobebereich» sowie eine grössere leere Fläche fürs freie Spiel und eigene Bauten. Dort sollte das Kind auch mal etwas stehen lassen dürfen. Denn was für uns Erwachsene nach Chaos aussieht, ist für die Kinder häufig eine Welt voller Fantasie und eigener Geschichten.
Struktur und Ordnung
Auch Maya Risch sagt: «Das Bedürfnis nach Struktur und Ordnung im Kinderzimmer ist bei den Eltern oft grösser als bei den Kindern.» Es sei deshalb ratsam, gemeinsam mit dem Kind Ordnung zu halten. Dabei helfen Körbe, Kisten oder Boxen auf Rollen, die auch mal in ein anderes Zimmer mitgenommen werden können. Spezielle Tücher mit einer Kordel zum Zuziehen erleichtern das schnelle Aufräumen von Lego. Regale bieten den Vorteil, dass die Spielsachen sichtbar verstaut werden können und die Kleinen ihre Lieblingsstücke sofort entdecken.
Das Kind benötige jedoch noch lange Hilfe beim Aufräumen, so Maya Risch. «Am besten machen die Eltern das zusammen mit dem Nachwuchs und geben Hilfestellung.» Sammelt sich mit der Zeit zu viel Spielzeug an, kann ein Teil davon vorübergehend in den Keller verräumt und das Angebot so ausgewechselt werden.
Wo immer möglich sollte man die Kinder bei der Gestaltung des Zimmer mitreden lassen. Fast alle mögen etwa die Farbe Weiss nicht – diesem Umstand kann bei der Wandfarbe oder mit farbigen Textilien Rechnung getragen werden.
Das Jugendzimmer
Mit der Pubertät ändern sich die Bedürfnisse von Kindern grundlegend. Die bunte Spielzimmereinrichtung ist nur noch peinlich, das Teeniezimmer ist kein Platz zum Spielen mehr, sondern ein Rückzugsort, an dem auch mit Freunden möglichst ungestört «gechillt» werden kann. «Ein eigenes Zimmer ist nun sinnvoll», sagt Maya Risch. Sie empfiehlt, die Jugendlichen selber entscheiden zu lassen, wie sie ihr Zimmer einrichten wollen und was sie brauchen, um sich wohlzufühlen. Je älter die Kinder werden, umso wichtiger wird es für sie, sich mit ihrem eigenen Geschmack von den Erwachsenen abzugrenzen. In der Regel unverzichtbar sind:
● Ein Kleiderschrank für die neueste Mode sowie ein Kleiderständer.
● Ein Schreibtisch mit gutem Licht für die Hausaufgaben und das Lernen.
● Ein grösseres Bett.
● Ein Sofa, Bettsofa oder eine Matratze mit Kissen zum Chillen und um Freunde bei sich übernachten zu lassen.
● Ein Regal für Schulbücher, Ordner.
● Evtl. LED-Beleuchtung und wenige Spielsachen.
Welche Bedürfnisse haben Kinder?
Kinder haben neben den Grundbedürfnissen wie Essen, Trinken und Schlafen weitere Bedürfnisse, die erfüllt werden möchten. Dazu gehören etwa Nähe, Autonomie, Bewegung, Anerkennung, Zeit mit den Eltern und anderen Kindern verbringen, Schlaf und Entspannung, Liebe und Fürsorge, Sicherheit und Orientierung, Spiel und Spass oder Ruhe und Rückzug. «Damit sich ein Kind zu Hause möglichst gut vom Alltag erholen kann, benötigt es einen ruhigen, sicheren Platz, an dem es sich wohlfühlt», erklärt Maya Risch. Das bedingt ein Zuhause ohne Gewalt und ohne destruktive Konflikte, aber mit verständnisvollen und klaren Eltern, die keinen zusätzlichen Druck ausüben. «Wenn die Eltern erkennen, dass Kinder auch Erholung brauchen und ihre Kooperationsbereitschaft begrenzt ist, ist viel gewonnen. Geben Sie dem Kind Raum für angenehme und unangenehme Gefühle sowie unverplante Zeit, damit es ins freie Spiel eintauchen kann.»
Über die Expertin: Maya Risch ist Expertin für beziehungsorientierte Erziehung nach Jesper Juul. Sie berät Familien, Eltern sowie Paare und referiert an Schulen und in Familienvereinen zu verschiedenen Erziehungsthemen. Zudem ist sie ausgebildete Kindergartenlehrperson. Weitere Informationen: mayarisch.ch
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