Fenster

Auf der Sonnenseite mit grossflächigen Schiebetüren

von Nicola Schröder

Conzept-B

Die Erfindung der Schiebetüre reicht weit zurück. Bereits bei den Ausgrabungen in Pompeji wurden Exemplare aus Holz gefunden, in Japan beispielsweise werden Türen schon seit langer Zeit als Shōji oder Fusuma mit Papier bespannt und als verschiebbare Wände eingesetzt. Während die halbtransparenten und zarten Papierbespannungen regelmässig erneuert werden müssen, sind die neuesten transparenten Modelle für die Gebäudehülle heute an sämtliche Witterungen und Anforderungen angepasst. Die Materialien können je nach Einsatzort, Dimensionen und architektonischem Anspruch variieren. Damit einher gehen auch die technischen Merkmale der Türen, wie Sicherheits- oder Stabilitätsgrad. Im Innenraum hängt die Materialisierung stark vom ästhetischen Anspruch und Aspekten wie Lärm-, Geruchs- oder Sichtschutz ab. Nach aussen hin kommen Anforderungen wie Dichtigkeit gegenüber Wasser, Wind und Kälte sowie Einbruchschutz hinzu. Hier werden Schiebetüren in der Regel in Form von Glastüren beziehungsweise -elementen eingesetzt, um auch im geschlossenen Zustand von Licht und Aussicht zu profitieren.

Ambivalenz clever nutzen

Die einachsige Bewegungsrichtung von Schiebetüren ermöglicht unter anderem besonders grosse Türflächen. Das reicht bis hin zu raumhohen, eingeschossigen Glasfassaden, die sich flexibel öffnen lassen. Hierbei werden Schiebeflügel mit Elementen in Festverglasung kombiniert. So sind auch Ecken aus Glas oder sogar abgerundete Profile möglich. Das kommt einem offenen und grosszügigen Wohnstil entgegen und ermöglicht die optimale Nutzung der passiven Sonnenenergie in Form von Tageslicht und Wärme. Strahlungs- und Tageslichtmanagement spielen tatsächlich sogar eine Schlüsselrolle für das Erreichen von Energie-Einsparungszielen an Gebäuden.

Sind sie schwellenlos eingebaut, sorgen die Türen zudem für maximale Barrierefreiheit. Automatisiert sind die Türen auch in die Hausautomation integrierbar. Zudem können durch komplette Motorisierung Flügelgewichte von mehreren hundert Kilogramm leichtgängig bewegt werden.

Grundsätzlich werfen Glastüren allerdings auch die Frage auf, ob sie die gleiche Sicherheit und den gleichen Komfort bieten können wie geschlossene Fassadensysteme. Die Hersteller begegnen den entsprechenden Anforderungen mit verschiedenen Entwicklungen. Der thermische Komfort soll beispielsweise mit Isolierglas und gut abgedichteten Profilen erreicht werden. Hier gibt es inzwischen Produkte, die problemlos das Wohnen nach Minergie-Standard ermöglichen. Zugleich sollte gerade bei grösser werdenden Fensterflächen auch auf Parameter wie Luftdurchlässigkeit, Schlagregendichtheit und Widerstand gegen Windlast geachtet werden.

Im Hinblick auf die Sicherheit werden zum einen Massnahmen zur Überwachung im Rahmen der Mechanik der Türen angeboten; dazu zählen elektronische Komponenten, die eine Überwachung der Schliessstellung und Verriegelung der Schiebeflügel ermöglichen. Sie können auch dazu genutzt werden, die Schiebetür über die Alarmanlage oder das Hausleitsystem anzusteuern. Auch diverse Sicherheitsschliesssysteme sind erhältlich. Zum anderen wird über den Einsatz entsprechender Glasarten mehr Sicherheit in Aussicht gestellt, vom Verbundsicherheitsglas über Alarmglas bis hin zu schusssicherem Glas.

Weitere mögliche Nachteile könnten sich aus den grössten Vorzügen von Glastüren ergeben: Wo grosse transparente Flächen viel Licht und Ausblick bieten, können sie andersherum auch bedeuten, dass zu viel Sonneneinstrahlung und Einblick besteht. Doch für ein angenehmes Wohnklima und um unerwünschte Blendung oder aufdringliche Blicke zu vermeiden, lassen sich von Beginn an einfache Vorkehrungen treffen. Neben den klassischen Vorhängen – die als Innenraumbeschattung übrigens einen höheren Wärmedurchlassgrad als eine Beschattung vor der Scheibe haben – gibt es heute viele statische oder mechanische Varianten für einen wirksamen Sonnenschutz.

Beschattungen und Sichtschutz

Sonnenschutz wird mit grösseren Glasflächen zu einem wesentlichen Element des Gebäudekonzepts: Bis zu 90 % der äusseren Wärmeeinstrahlung können bereits vor dem Glas abgehalten werden.

 

(Intelligentes) Sonnenschutz-Glas: Spezielles Absorptionsglas absorbiert Licht- und Wärmestrahlung, gibt aber auch Wärme an den Raum ab. Reflexionsglas reflektiert die Sonnenstrahlen. Intelligentes Glas wie elektrochromes Glas wird durch eine Veränderung der elektrischen Spannung getönt und bleibt dabei transparent. Thermochromes Glas tönt sich selbstständig durch die Wärme der Sonneneinstrahlung. Schaltbares Glas verwandelt sich auf Knopfdruck in Milchglas.

 

Sonnenstoren / Markisen: Sie werden direkt an der Fassade befestigt – auch als Senkrechtmarkisen oder Ausstellmarkisen. Meist aus textilem Material und aufroll- oder faltbar, gelegentlich auch festmontiert.

 

Lamellenstoren: Meist aus Metall oder Kunststoff, seltener aus Holz; sie können stufenlos verstellt und in jede Position gekippt werden.

 

Rollläden: Werden aussen vor der Scheibe befestigt. In stabiler Ausführung für den flexiblen Hitze-, Kälte-, Schlagregen-, Lärm-, Blick-, Blend- und Einbruchschutz.

 

Statischer Sonnenschutz: Brise soleil ist ein fest vor der Fassade installiertes Sonnen- und Sichtschutzsystem, meist aus unbeweglichen Lamellen oder Rastern aus wetterbeständigem Material. Eine Loggia ist ein balkonähnlicher Gebäudeteil, der aber nur nach vorne offen ist.

 

Klapp- oder Schiebeläden: An der Aussenfassade angebrachte wetter- und korrosionsbeständige Flügel aus Holz, Kunststoff oder Aluminium, die mittels Scharnieren schwenkbar oder in einer Laufschiene auf Rollwagen verschiebbar sind.