Es ist ein herrlicher Anblick, wenn sich im Herbst das Laub der Bäume dramatisch gelb, rot und orange verfärbt. Aber wer viele Gehölze in seinem Garten hat, der weiss, dass sich die Faszination für die schillernden Farben rasch in Frust verwandeln kann – dann nämlich, wenn Wege und Rasenflächen unter Bergen von Blättern verschwinden. Allerdings lässt sich mit diesem Laub viel anfangen – denn es ist eine wichtige Ressource, die unbedingt im Garten bleiben sollte.
Eines vorweg: Von Wegen und Rasenflächen sollte die Blätterpracht entfernt werden. Gehwege, Plätze und Einfahrten können sich bei Regen in Rutschpartien verwandeln, Rasengräser unter der Last ersticken. Am einfachsten entfernt man sie mit dem Laubrechen oder, an einem trockenen Tag, dem Rasenmäher. Wird das Laub vom Mäher in kleine Fitzelchen geschreddert und im Auffangkorb gesammelt, ist es ideal vorbereitet fürs nachfolgende Recycling. Das Laub dünnblättriger Arten wie Ahorn und Linde oder das von Obstbäumen verrottet besonders gut, die Blätter von Walnussbäumen oder Eichen hingegen zersetzen sich nur schwer, denn sie sind reich an Gerbsäuren. Kleine Mengen können kompostiert werden, am besten mit Rasenschnitt oder Steinmehl versetzt. Separat und pur kompostiert, kann man es für Pflanzen nutzen, die saure Bodenverhältnisse mögen, beispielsweise Rhododendren und Hortensien. Eine Ausnahme ist von Pilzen oder Schädlingen befallenes Laub – dieses sollte man besser über die Grünabfuhr entsorgen. Wo Bäume ihre bunte Hinterlassenschaft auf Beeten platzieren: Hier kann es unbesorgt liegenbleiben.
Laub «recyclen»
Recyclingmöglichkeiten für Laub gibt es viele. Wer grosse Mengen in den Gartenkreislauf zurückführen möchte, dem bietet sich die Flächenkompostierung an. Auf leeren Beeten kann das Laub bis zu 20 cm hoch geschichtet und mit Ästen beschwert werden. Bis zum Frühjahr ist es so gut wie verrottet und wird in den Boden eingearbeitet. So bleibt die Feuchtigkeit im Boden, Unkrautwuchs wird reduziert und gleichzeitig werden die Bodenlebewesen «gefüttert». Selbst ungeschredderte Blätter leisten hier gute Dienste, solange die Schicht nicht zu dick wird. Wer ein neues Beet anlegen will, dem kommt die bunte Blätterpracht wie gerufen: In Anlehnung an die Lasagne-Technik legt man den vorgesehenen Bereich mit Zeitungspapier oder unbedruckter Pappe aus. Das Herbstlaub wird möglichst hoch darauf getürmt – am besten mit Wasser aus dem Schlauch befeuchten, damit der Wind es nicht davonweht – und mit Grasschnitt, Stroh oder Küchenabfällen vermischt. Um sicherzugehen, dass es an Ort und Stelle bleibt, kann man Äste oder ein Drahtgitter darüberlegen. Im Frühjahr ist das Material grösstenteils verrottet und kann, mit etwas Kompost vermischt, ins Erdreich eingearbeitet werden – fertig ist das neue Beet.
Laubsäcke und Mulchmaterial
Laub gezielt lagern – spätestens im Frühsommer hat sich das gelohnt. Wer im Herbst einige Säcke mit trockenen Blättern befüllt und neben dem Kompost deponiert, verfügt über eine wertvolle Reserve. Denn wenn beim Rasenmähen oder durch Rüst-material aus der Küche viel stickstoffreiches Material anfällt, ist sie Gold wert – sie sorgt für ein ausgewogenes C / N-Verhältnis. In dünnen Lagen mit diesen Materialien vermischt, läuft der Kompostierungsprozess sehr viel effizienter ab.
Die einfachste Variante, Herbstlaub wiederzuverwenden, ist das Mulchen der Beete oder Baumscheiben. Diese Mulchschicht schützt den Boden und seine Bewohner vor Frost und Austrocknen – es gibt kaum ein anderes Material im Garten, das sich besser als Winterschutz eignet. Grosszügig um die Basis der Pflanzen verteilt, ist der Wurzelbereich gut gegen Kälte geschützt. Bis zum Frühjahr haben die Kleinstlebewesen, Regenwürmer und Asseln die Blätter zersetzt. Dabei werden Humus und Nährstoffe freigesetzt, was die Bodenstruktur lockert und die Gartenpflanzen nährt. Auch im Topfgarten lässt sich Laub als Winterschutz einsetzen. Dazu stellt man ein Drahtgeflecht um den Pflanzkübel herum auf und befüllt es mit der herbstlichen Blätterpracht – so kann der Wind sie nicht davonwehen. Alternativ kann man den Topf auch in einen Jutesack platzieren und diesen mit Laub befüllen.
Winterquartier für die Tierwelt
Wer Amphibien und andere Tiere fördern will, häuft in einer wenig begangenen Ecke des Gartens einen Laubhaufen auf, der als Winterquartier genutzt werden kann. Soll der Haufen als Winterlager für Igel dienen, empfiehlt es sich, zunächst einen Hohlraum aus dicken Ästen oder Kantholz zu bilden – er sollte eine Grundfläche von 30 x 30 x 30 cm haben – der dann mit einer dicken Laubschicht abgedeckt wird. Laub eignet sich nicht nur zur Bodenverbesserung.
Mit schönen, trockenen Blättern lassen sich Kränze, Girlanden oder kleine Landart-Projekte gestalten – als natürliche Dekorationen bringen sie den Herbst ins Haus. Als Rohstoff ist Herbstlaub ein wahrer Gartenschatz und lässt sich auf vielfältige Weise nutzen. Es in der Grünabfuhr zu entsorgen macht wenig Sinn. Denn welcher andere Mulch oder Winterschutz, welches andere Überwinterungsquartier für Tiere fällt quasi umsonst in den Garten?