Dihei

Wunderlampe mit Dreifach-Laser

Unterhaltung Laser-TVs versprechen ein neues Heimkino-Erlebnis: Die kompakten Geräte projizieren das Bild direkt an die Wand oder auf eine Leinwand. Dadurch sind sie kleiner und weniger störend als normale Fernseher oder Videobeamer.

von Michael Staub

Journalist BR, Kriens

Dass selbst extrem flache Fernseher nur selten gut aussehen, liegt an einem Luxusproblem – die Geräte werden seit Jahren immer grösser und grösser. Betrug die durchschnittliche Bildschirmdiagonale früher 32 Zoll (gut 80 Zentimeter), bringt es ein «normaler» Fernseher heute auf 50 Zoll (127 Zentimeter). Solange auf diesen grossformatigen TVs ein Programm läuft, sind sie durchaus hübsch anzusehen. Doch selbst die beste Wiedergabequalität und das dünnste Gehäuse treten in den Hintergrund, wenn das Gerät ausgeschaltet wird. Nun gähnt nur noch eine schwarze, unansehnliche Fläche an der Wand.

Wer nicht will, dass der TV das Wohnzimmer definiert, greift in der Regel zu einem Beamer. Diese Projektoren sind in den letzten Jahren immer leiser, lichtstärker und unauffälliger geworden. Sie beherrschen auch grosse Auflösungen und liefern ein sehr grosses Bild – perfekt für das Kino-Gefühl in den eigenen vier Wänden. Doch auch hier stören sich manche Nutzerinnen und Nutzer an der Technik: Meistens wird ein Beamer an der Decke aufgehängt, die Strom- und Datenkabel müssen entweder mit einem Aufputz-Kabelkanal versteckt oder – schöner, aber deutlich teurer – unter dem Putz eingelassen werden. Und wenn es nicht gebraucht wird, wirkt das Gerät unter der Decke fast so störend wie ein schwarzer TV auf dem Sideboard.

Kurz und bündig

Seit einigen Jahren gibt es nun ein Gerät, das Besserung verspricht: die sogenannten Kürzestdistanz-Projektoren oder Laser-TVs. Diese Geräte projizieren das Fernsehbild direkt nach oben. Dank einer Laser-Lichtquelle und einer hochwertigen Optik benötigen sie nur wenig Abstand zur Wand. Deshalb können sie auf einem Möbel oder Sideboard platziert werden. Ist die Vorführung beendet, verschliesst ein fahrbarer Deckel die Gehäuseoberseite, und das Gerät geht in den Stand-by-Modus. Das Bild ist weg – und anstelle einer grossen schwarzen Display-Fläche ist nun wieder die Wand (oder allenfalls eine Leinwand) sichtbar. Weil Laserlicht für die Augen sehr gefährlich ist, besitzen alle zugelassenen Geräte diverse Sicherheitsmechanismen. So erkennen sie, ob sich jemand nähert, und schalten im Zweifelsfall blitzschnell die Projektion ab. Die Hersteller versprechen eine zuverlässige und schnelle Reaktion. Wie gut sich Laser-TVs für einen Haushalt mit Kindern oder Haustieren eignen, sollte man selbst beurteilen.

Verglichen mit normalen Fernsehern bieten Laser-TVs diverse Vorteile:

Unauffällig und elegant: Nach dem Ausschalten ist nur das Gerät selbst sichtbar. Das Wohnzimmer wird nicht länger von einer schwarzen Fläche dominiert.

Keine Lampenwechsel nötig: Anders als bei traditionellen Beamern, die zum Teil jedes Jahr ein neues Leuchtmittel benötigen, soll die Laserlichtquelle bis zu 20 000 Stunden lang ihren Dienst verrichten.

Grosse Lichtstärke: Dank des Lasers liefern die Geräte ein deutlich helleres Bild und können gemäss den Herstellern auch bei Tageslicht oder Streulicht überzeugen.

Hingegen gibt es auch gewisse Nachteile zu bedenken:

Platzierung: Das Gerät muss genau gemäss den jeweiligen Herstellerangaben in der richtigen Distanz zur Wand platziert werden. Sonst wird das Bild trapezförmig verzerrt oder unnötig verkleinert, und die Auflösung leidet.

Tiefstapeln: Auch von der Oberkante des Geräts bis zur Unterkante des projizieren Bildes ist eine gewisse Distanz nötig. Klassische Sideboards sind für Laser-TVs fast immer zu hoch – es sei denn, man will das «Genickbrecher»-Erlebnis der ersten Kinoreihe im Wohnzimmer.

Reflexion: Die Wohnzimmerwand eignet sich nicht als dauerhafte Projektionsfläche. Wer eine wirklich gute Bildqualität auch bei hellem Licht will, benötigt eine spezielle Leinwand. Manche Modelle werden fix montiert, andere können aufgerollt und bei Bedarf ausgefahren werden.

Aktuelle Geräte

Einer der bekanntesten Namen im Laser-TV-Segment ist Hisense. Der chinesische Hersteller setzt bei seiner neuen L9H-Serie auf die Drei-Laser-Technologie. Die drei Grundfarben eines digitalen Bildes, nämlich Rot, Grün und Blau, werden jeweils von einem separaten Laser erzeugt. Dies führt laut Hisense zu einer besseren Farbdarstellung und einer gleichmässigen Helligkeit von bis zu 3000 Lumen. Das Kontrastverhältnis beträgt 3000:1, was bedeutet, dass das Bild auch ohne Abdunkeln des Raumes gut sichtbar ist. Ein HD-Fernsehtuner ist bei den L9H-Geräten bereits integriert. Der Laser-TV kann somit die Fernsehprogramme direkt abspielen, es braucht kein zusätzliches Gerät. Erwähnenswert ist auch die eingebaute Sprachsteuerung nach dem Standard «Amazon Alexa». Eine Sharing-Funktion ermöglicht es, Medien von Apple- oder Androidgeräten direkt abzuspielen. Die berüchtigte Ferien-Diashow ist also weiterhin möglich.

Vor einem Jahr gaben Hisense und Leica eine Zusammenarbeit bekannt. Das Resultat wurde kürzlich mit dem Leica Cine 1 vorgestellt. Das elegante Aluminiumgehäuse setzt sich optisch von den marktüblichen Plastikgehäusen ab und wurde bereits mit einem Designpreis ausgezeichnet. Das Gerät kombiniert die Drei-Laser-Technologie von Hisense mit den beiden Hauptstärken von Leica – hochwertige Optik und elegantes Design. Auch der Cine 1 ist mit einer Bilddiagonalen von 100 oder 120 Zoll erhältlich. Speziell für den europäischen Markt gibt es zudem eine Variante mit 80 Zoll. Dank eines Leica-Objektivs mit asphärischen Linsen und einer speziellen Bildverarbeitung werden Farbwerte, Abstufungen und Kontraste der Bilder noch weiter optimiert. Für einen guten Klang sorgt ein Dolby-Surroundsystem.

Wer ein anderes Design sucht, wird bei Samsung fündig. «The Premiere» heisst das Gerät, das eine Bilddiagonale von bis zu 130 Zoll bietet. Die Vorderseite des Gehäuses ist mit Stoff bespannt, was für ein weniger technisches Erscheinungsbild sorgt. Auch bei Samsung kommt ein Dreifach-Laser zum Einsatz, die Helligkeit beträgt 2800 Lumen. Eine native Sprachsteuerung kann auch den Amazon-Alexa-Standard erfüllen. Mittels DVB-Tuner und Smart-TV-Funktionen kann direkt auf Fernsehkanäle oder Streamingdienste zugegriffen werden, es ist also kein separates Gerät notwendig.

Fazit

Wer die neueste Projektionstechnik nutzen will, ein überwältigend grosses Heimkino-Bild sucht oder sich einfach nicht mit überformatigen «normalen» Fernsehern anfreunden kann, erhält mit Laser-TVs eine interessante Alternative. Verglichen mit herkömmlichen LED-TVs beanspruchen die neuen Geräte fast keinen Platz. Ohne Test, am besten in den eigenen vier Wänden, sollten die Geräte aber nicht gekauft werden. Denn wie gut das Bild schlussendlich an der Wand wirkt, hängt von der Belichtung der Wohnung, den eigenen Ansprüchen und Sehgewohnheiten und nicht zuletzt von der Projektionsoberfläche ab. Weissputz oder gar Raufasertapeten eignen sich nicht als Leinwand für den Laser-TV. Dafür kehrt mit den Hightech-Beamern etwas von der Magie des Kinos zurück: Farbige, bewegte, oft täuschend echte Bilder steigen aus einem kleinen Kubus auf – fast wie der Geist aus Aladins Wunderlampe.

Wie gut sich Laser-TVs für einen Haushalt mit Kindern oder Haustieren eignen, sollte man selbst beurteilen.

Informationen und Preise

Die Hisense-L9H-Serie umfasst zwei Geräte: Die Bilddiagonale beträgt 100 Zoll (Fr. 5999.–) oder 120 Zoll (ebenfalls Fr. 5999.–). Bei Redaktionsschluss waren die Geräte noch nicht in Webshops erhältlich. Den Vertrieb für die Schweiz übernimmt die Firma Telion

Samsungs The Premiere 4K LSP9 liefert ebenfalls eine Bilddiagonale von bis zu 130 Zoll. (UVP Fr. 6999.–, Marktpreis ca. Fr. 3600.–). Das Gerät kann entweder bei einem der zahlreichen Fachhändler oder in einem Webshop bezogen werden.

Der Leica Cine 1 ist in drei Varianten erhältlich: 80 Zoll Bilddiagonale (Fr. 7300.–), 100 Zoll (Fr. 8900.–) oder 120 Zoll (Fr. 9400.–). Das Gerät kann in den beiden Leica Stores in Zürich und Nidau BE besichtigt werden. Eine Bestellung ist auch im Webshop möglich.