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Wirkungsvolle Sanierungen 2023

Plusenergiebauten sind eine wirksame Massnahme, um dem Ziel Netto-Null 2050 näher zu kommen. Der Schweizer Solarpreis zeichnet die gelungensten energetischen Sanierungen am 13. Februar 2024 im Palexpo-Areal in Genf aus.

von Stefan Aeschi

Dipl. Architekt ETH/SIA, DAS Wirtschaft FH, Experte Bau- und Energietechnik beim HEV Schweiz

Ein Plusenergiebau (PEB) ist ein optimal gedämmtes Gebäude, das durch die Integration von Photovoltaikanlagen und thermischen Sonnenkollektoren mehr Energie erzeugt, als es im Jahresdurchschnitt für Heizung, Warmwasser und Strom benötigt. Die überschüssige Energie liefern die PEB als Strom oder Wärme an das öffentliche Netz oder an Dritte. Sie sind eine wirksame Massnahme, um im Kleinen einen grossen Beitrag fürs Klima leisten zu können. Am Freitag, 13. Februar 2024, kürt der Hauseigentümerverband Schweiz mit dem HEV-Sondersolarpreis besonders gelungene, das heisst ideale und preisgünstige, PEB-Einfamilienhaus-Sanierungen.

Klimawirksame Massnahmen

Wie gross das Potenzial beim einheimischen Solarstrom ist, zeigt die Solaroffensive, die der Ständerat im Herbst 2022 lanciert hat. Rund 200 000 Hauseigentümer, KMU und Wohnbaugenossenschaften produzieren schweizweit über 4000 GWh Elektrizität. Die effizientesten Minergie-P- und Plusenergiebauten weisen beachtliche Solarstromüberschüsse aus, wie projektierte Kennwerte ausweisen und gemessene Werte bestätigen. Solche Bauten reduzieren 80 Prozent der Energieverluste und generieren oft über 150 Prozent Winterstrom. Zusammen mit Pumpspeicherkraftwerken können die hohen Solarstromüberschüsse für den Strom im Winter und in der Nacht sowie für die E-Mobilität genutzt werden.

Das Schweizer Volk hat am 18. Juni 2023 das Klima- und Innovationsgesetz angenommen und damit klar zum Ausdruck gebracht, dass der Klimaschutz zu Recht einen hohen Stellenwert in unserem Denken und Handeln hat. Der Weg bis zum Ziel, den Treibhausgasausstoss bis 2050 netto auf null zu bringen, ist aber noch weit und steinig. Es ist wichtig, die Herausforderung anzunehmen und sich der nötigen Anforderungen mitsamt den damit verbundenen Konsequenzen bewusst zu sein. Noch sind viele Fragen offen, und es muss auf Annahmen und Szenarien gesetzt werden, bevor konkrete Erfahrungswerte vorliegen. Analog der Suche nach einer optimalen Wanderroute müssen auch in der Energiepolitik gewisse Um- und Irrwege bis zur Zielerreichung in Kauf genommen werden. Die eine Lösung mit dem einen Energieträger und der einen Technologie wird es eher nicht geben. Welche Technologien uns in 30 Jahren unterstützen werden, wissen wir heute ebenfalls noch nicht.

Systemwandel notwendig

Auch wenn der Wunsch nach uneingeschränkter Energieunabhängigkeit durch ausschliesslich erneuerbare Energieträger zurzeit noch Zukunftsmusik ist, sind solare Plusenergiebauten wichtige Pfeiler des energieoptimierten und klimabewussten Bauens. Sie sind ein Zeichen des Wandels und Ausdruck unseres Zeitgeistes.

Neben vielen technischen Errungenschaften, die uns auf dem gemeinsamen Weg in die klimaneutrale Zukunft noch unterstützen werden, wird das Erreichen des Ziels wohl einen kompletten Systemwandel fordern, zu neuen Wertvorstellungen führen und naturnahe Denk- und Handlungsweisen verlangen. Im wahrsten Sinne des Wortes wird die zunehmende Elektrifizierung unserer Gesellschaft spannend bleiben, uns weg von fossilen Energieträgern führen und uns hoffentlich nicht schleichend in eine neue Abhängigkeit manövrieren – sofern dies nicht bereits geschehen ist.

Verständlich und naheliegend ist, dass mit zunehmender Elektrifizierung auch mehr erneuerbarer Strom zur Verfügung stehen muss. Plusenergiebauten leisten hierzu im Kleinen einen grossen Beitrag. Dank entsprechender Abkommen mit angrenzenden EU-Ländern wird mittelfristig auch eine ausreichende Menge an Elektrizität produziert werden können. Zentral ist aber auch, dass die Energie zum gewünschten Zeitpunkt und am Ort des jeweiligen Verbrauchers verfügbar ist. Hierzu sind die Speicherfähigkeit elektrischer Energie sowie der Transport über unser Verteilnetz von zentraler Bedeutung. Während Strom bisher zentral produziert und in eine Richtung verteilt wurde, werden künftig intelligente bidirektionale Verteilnetze notwendig, um die Lasten des bezogenen und eingespeisten Stroms abzufangen und entsprechend der Nachfrage zur Verfügung stellen zu können.

Den eigenen Strom verbrauchen

Das Netz der Zukunft wird für Swissgrid, die als nationale Netzgesellschaft verantwortlich für den sicheren Betrieb und die Überwachung des Schweizer Übertragungsnetzes ist, eine riesige Herausforderung. Anschlüsse von Solaranlagen mit hoher Leistung erfordern meist auch Verstärkungen und den Ausbau von Leitungen, Unterwerken und Transformatoren. Intelligente Stromnetze werden unumgänglicher Teil unserer Energiezukunft sein.

Wirtschaftlich betrachtet ist ein hoher Eigenverbrauch aus der Eigenstromproduktion vor Ort ideal, auch wenn zurzeit die sommerliche Überproduktion und die Winterstromlücke mangels ökonomischer Speichermöglichkeiten noch nicht optimal auf den Eigenverbrauch abgestimmt sind. Plusenergiebauten bestechen durch ihr ganzheitliches Gebäudekonzept und sollten nicht einzig an ihrer Stromproduktion gemessen werden. Ein wirtschaftlicher Betrieb hängt wesentlich vom geringen jährlichen Energieverbrauch ab – bei Sanierungen also von der konsequenten Reduktion der Wärmeverluste durch eine thermisch optimierte Gebäudehülle.

Der Schweizer Solarpreis

Bereits zum 33. Mal wird am 13. Februar 2024 der Schweizer Solarpreis verliehen. In den Kategorien «Persönlichkeiten und Institutionen», «Energieanlagen» und «Gebäude» werden Pioniere der Solararchitektur respektive Objekte mit gut integrierten Solaranlagen ausgezeichnet. In der Kategorie «Gebäude» können Neubauten, aber auch Sanierungen teilnehmen. Die energieeffizientesten Objekte – solche, die dank einer thermischen Solaranlage oder einer Photovoltaikanlage über das Jahr mehr Energie produzieren, als sie selbst benötigen – werden zusätzlich in der Kategorie Plusenergiebauten prämiert. solaragentur.ch

Der HEV-Sondersolarpreis

Der HEV-Sondersolarpreis wird aus den Anmeldungen der Kategorie «Sanierungen» ausgewählt. Dieser Preis fokussiert auf Einfamilienhäuser, die besonders gelungen, das heisst ideal und preisgünstig, zu einem Plusenergiehaus umgebaut wurden. Beim HEV-Sondersolarpreis stehen nicht Leuchtturmprojekte im Vordergrund, dennoch werden bezüglich Integration der Solaranlagen dieselben Anforderungen wie beim Schweizer Solarpreis gestellt. Ausgezeichnet werden Beispiele, welche die breite Masse an kleineren und mittleren Gebäuden repräsentieren und aufzeigen, dass auch bei solchen Gebäuden eine beachtliche Einsparung erzielt werden kann. Durch das Prämieren dieser «alltäglichen» Beispiele will der HEV-Sondersolarpreis verdeutlichen, dass es beinahe bei allen Objekten möglich ist, nachhaltige Erneuerungen ökonomisch durchzuführen.