Sanieren

Wie aus einem Guss

Sie erfreuen sich derzeit grosser Beliebtheit: fugenlose Wand- und Bodenbeläge. Neben einer ruhigen Optik bieten sie vielseitige Gestaltungsmöglichkeiten. Fachmann Sandro Di Leo beantwortet die wichtigsten Fragen zum Interior-Trend.

Der Schweizerische Hauseigentümer: Herr Di Leo, weshalb sind fugenlose Wand- und Bodenbeläge zurzeit so beliebt? Was sind die Vorteile gegenüber den gängigen Belägen wie z. B. Fliesen?
Sandro Di Leo: Fugenlose Beläge sind ein innovatives Produkt, das vielseitig kombinierbare und vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Jeder Belag wird zum Unikat.

Die einfachere Handhabung und der geringere Reinigungsaufwand durch das Fehlen von Fugen ist ein Vorteil. In Fugen setzt sich oftmals Schmutz fest, und das begünstigt die Entstehung von Schimmel. Zusätzlich verhindert die mineralische Zusammensetzung der Beläge eine Schimmelbildung. Fugenlose Beläge sind ausserdem wasser- und schmutzabweisend. Auch entstehen keine Verfärbungen. Das Material ist UV-, kälte- und hitzebeständig.

 

Aus welchen Komponenten bestehen fugenlose Boden- oder Wandbeläge?
Hauptsächlich aus einem Gemisch aus natürlichen Rohstoffen wie Kalk-Zement, Anhydrit, Feinsand, Polymeren und hochwertigen beständigen Pigmenten, kombiniert mit einem geringen Anteil an synthetisch-organischen Stoffen (2K-Epoxid). Letztere sorgen mitunter für eine hohe Qualität und Stabilität des Belags, der sich durch seine Härte, Wasserfestigkeit, Dichte, UV-Beständigkeit und Langlebigkeit auszeichnet.

 

Für welche Räume eignen sich die Beläge?
Bad, Wohn- und Essbereich, Küche, Schlaf- bzw. Kinderzimmer. Aber auch für Büros, Ladenlokale, Empfangshallen etc. Grundsätzlich gibt es für jeden beliebigen Raum die richtige fugenlose Beschichtung.

 

Auch für den Aussenbereich?
Es gibt einige wenige Produkte, die speziell für den Aussenbereich konzipiert sind. Diese müssen Wetterbedingungen wie direkter UV-Strahlung, Hitze, Regen, Kälte und starken Temperaturschwankungen standhalten können.

 

Spielt die Raumgrösse eine Rolle? Sind beispielsweise grosse Räume mit grossen Flächen weniger geeignet?
Nein, die Raumgrösse spielt keine Rolle. Jeder Wohn- und Nutzraum lässt sich mit fugenlosen Belägen auskleiden.

 

Welches sind die Voraussetzungen, um fugenlose Beläge anzubringen?
Wichtig ist die Untergrundbeurteilung durch eine Fachperson. Sind Dilatationsfugen oder Rissbildungen vorhanden? Wie ist die Statik der Baukonstruktion? Die Bedingungen in Nasszellen unterscheiden sich von denjenigen im Wohnbereich. Der Untergrund im Nassbereich (Bad / Dusche) muss zu 100 % wasserundurchlässig, also wasserdicht, sein. Deshalb muss in diesen Räumen in einem ersten Schritt der Untergrund mit einer Abdichtung und Abdichtungsbändern / -manschetten versehen werden. Erst danach können die einzelnen Beschichtungen angebracht werden, d.h. die Grundspachtelung mit Armierung, die Farbspachtelung und die anschliessende Versiegelung. Diese Vorarbeiten für die Abdichtung sind im Wohn-, Ess- und Schlafbereich nicht nötig.

 

Kann der Belag auf jede Art von Untergrund aufgetragen werden?
Grundsätzlich kann er auf allen festen, trockenen und tragfähigen Untergründen wie Beton, Estrich, Bauplatten aus Gipskarton, Fermacell, Aquapanel, Beton, Ziegelstein oder Zement aufgetragen werden.

 

Auch über bestehende Wand- oder Bodenfliesen?
Ja, auch auf Keramik bzw. Fliesen. Diese sollten vorher auf ihre Haftung und Festigkeit überprüft und mit einem Spezial-Reiniger von jeglichem Trennmittel befreit werden. Ausserdem müssen vorstehende oder unebene Platten abgefräst oder ausgeebnet werden.

 

Wie sieht es bei einem Fussboden mit Bodenheizung aus?
Eine Fussbodenheizung eignet sich hervorragend als Untergrund für fugenlose Bodenbeläge. Ist der Estrich oder Zwischenbelag neu eingebaut, sollte dieser mindestens sechs Wochen lang auf natürliche Weise trocknen, d. h. ohne äussere Einflüsse wie die Inbetriebnahme der Bodenheizung. Eine zu schnelle Trocknung kann zu Rissbildung führen. Die optimale Restfeuchtigkeit des Untergrunds liegt zwischen 0 % und 10 %, maximal bei 18 %. Anschliessend kann der fugenlose Belag mit einer Schichtdicke von nur 3 mm aufgetragen werden.

 

Wie lange dauert es, den Belag anzubringen? Wie lange muss er trocknen?
Die Arbeiten dauern 5 bis 10 Tage, von der Grundspachtelung mit Netzeinlage, den beiden Farbspachtelungen bis zur Lackierung im gewünschten Glanz. Die Flächen dürfen 24 Stunden nicht betreten werden und müssen vor Schmutz geschützt werden. Nassraumbeschichtungen in Bädern oder Duschen haben eine Trocknungszeit von circa 5 bis 7 Tagen nach der letzten applizierten Lackschicht. Die Nassräume sind zwar nach 24 Stunden begehbar, aber noch nicht nutzbar.

 

Sind die Bodenbeläge rutschfest?
Ja. Besonders im Nassraumbereich ist dieses Kriterium unbedingt zu beachten. Inzwischen kann man dieser Anforderung durch Zusatzstoffe oder einer ganz leicht gröberen Körnung des Belags gerecht werden (Rutschhemmklasse R9 oder R10).

 

Verursachen die Arbeiten Staub?
So wie auf jeder Baustelle entsteht auch hier Staub. Besonders in der Anfangsphase beim Abbruch und Rückbau, also bei den Vorarbeiten durch Maurer, Gipser, Sanitärinstallateur, Elektromonteur, Maler etc.

 

Mit welchen Kosten ist zu rechnen?
Das lässt sich nicht pauschal sagen. Die Kosten sind sehr individuell und hängen von der Optik der Beläge ab. Die Beläge sind Handwerksspachtelungen, also Unikate. Sie werden Schicht für Schicht aufgetragen, bis die gewünschte Optik erreicht ist. Ein guter Richtwert sind etwa 300 Franken pro Quadratmeter.

 

Wie pflegt man die Beläge? Braucht es spezielle Reinigungsprodukte?
Fast jeder Produktanbieter vertreibt auch sein eigenes Reinigungsmittel. Es gibt spezielle Clean- und Care-Konzentrate für die Pflege von fugenlosen Belägen. Die Konzentrate sprüht man auf einen feuchten Lappen oder direkt auf die zu pflegende Fläche, lässt sie kurz einwirken und wischt sie dann mit dem Lappen weg.

 

Sind die Beläge empfindlich? Muss z. B. im Badezimmer nach dem Duschen das Wasser auf Boden und Wänden weggewischt werden?
Nein, im Normalfall ist dies nicht notwendig. Ist der Kalkgehalt im Leitungswasser sehr hoch, empfiehlt es sich, mit einem handelsüblichen Gummischaber das Wasser wegzuwischen.

Wie jede andere liegende Fläche weist auch der fugenlose Bodenbelag seine empfindlichen Stellen auf. Schweres Mobiliar kann Kratzer verursachen, starke Säuren wie Essigsäuren oder Harnsäure können den Belag angreifen, lang stehendes Wasser im Wohnbereich (z. B. von Pflanzen) kann den Belag beschädigen. Mit guten Produkten, regelmässiger Pflege und der richtigen Versiegelung können die Beläge 20 Jahre oder auch länger halten.

 

Das Interview führte Tamara Lustenberger, Redaktorin beim HEV Schweiz

«Die Beläge sind Unikate. Sie werden Schicht für Schicht aufgetragen, bis die gewünschte Optik erreicht ist.»

Fakten zu fugenlosen Belägen

● Farbe und Optik: individualisierte Optik und über 2000 Farbtöne zur Auswahl.

● Stil: ruhig, zeitlos, modern

● Einsatzbereich: bestens geeignet für Küche und Sanitärbereiche sowie Wohn-, Ess- und Schlafbereich.

● Kostenpunkt: ca. Fr. 300.– /m2

● Belagsdicke: ca. 3 bis 4 mm

● Zeitaufwand: ca. 5 bis 10 Arbeitstage zur Anbringung des Belags; weitere 3 Wochen bis zur vollständigen Aushärtung.

● Lebensdauer: fugenlose Beläge haben eine lange Nutzungsdauer von 20 Jahren und mehr.

Zur Person

Sandro Di Leo führt seit 2005 die Firma Di Leo Farbdesign in Dietikon und hat sich auf fugenlose Wand- und Bodenbeläge spezialisiert.

 

Weitere Informationen finden Sie unter:

di-leo.ch/fugenlose-wand-und-bodenbelag