Saisontipps

Wiesenraute und Blumenwiesen: Wenn die Natur im Sommer aus dem Vollen schöpft

Die Wiesenraute gehört zur Familie der Hahnenfussgewächse (Ranunculaceae). Weltweit gibt es rund 130 Arten mit unterschiedlichem Erscheinungsbild – in der Schweiz sind mehrere Arten heimisch.

von Katharina Nüesch

Autorin, Gartenmagazin Pflanzenfreund.ch

Die aus Westchina stammende Chinesische Wiesenraute (Thalictrum delavayi) wurde vom Missionar Pierre Jean Marie Delavay (1834–1895) entdeckt und nach ihm benannt. Die elegante Grossstaude mit dunkelvioletten Stängeln und akeleiartigem Laub ist in jeder Beziehung eine herausragende Erscheinung. Sie bringt Struktur und Leichtigkeit ins Staudenbeet und ist trotz ihrer Höhe von bis zu zwei Metern recht standfest und robust. Ab Juli zeigt sie über Wochen zarte, rosafarbene Blütenrispen – eigentliche Blütenwolken! –, die gerne von Insekten besucht werden. Thalictrum delavayi mag lichten Schatten und frische, durchlässige humose Böden.

Ebenso hoch, nämlich bis zu zwei Meter, wächst die ebenfalls heimische Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum). Im Gegensatz zu ihrer akeleiblättrigen Verwandten ist sie eine Rarität und gilt in der Schweiz als stark gefährdet. Sie blüht ab Juni und mag es ebenfalls feucht und nährstoffreich.

Die einheimische, bis anderthalb Meter hochwachsende Akeleiblättrige Wiesenraute (Thalictrum aquilegiifolium) ist eine Schönheit, die in feuchten, sonnig bis halbschattig gelegenen Hochstaudenfluren mit nährstoffreichen, durchlässigen Böden gedeiht. Die Blätter gleichen denjenigen der Akelei. Ihre zarten, ab Mai blühenden rosafarbenen bis weissen doldigen Blüten wirken wie ein leichter Schaum. Entsprechend ihrem Wildstandort gedeiht sie in den feuchteren Teilen des Gartens, wo sie sich ziemlich unkompliziert zeigt.

Das Grosse Windröschen ist vom Aussterben bedroht. Die gute Nachricht: Die robuste, winterharte Anemonen-Art kann man auch im Garten anpflanzen.

Saisontipps aus dem Gartenmagazin Pflanzenfreund

  • Hochstaudenflur: Der Begriff sagt es bereits: Die Pflanzen, die auf diesen Flächen an sonnigen bis halbschattigen, eher feuchten und nährstoffreichen Standorten gedeihen, sind hochwachsend. Man trifft sie überall an; mal wuchern sie in einem Hinterhof, entlang eines Zauns, zwischen Ufergehölz oder wie im Bild auf alpinen Weiden. Oft an Orten, wo Mensch und Vieh ihre Spuren respektive Nährstoffeinträge hinterlassen haben. Sie sind formen- und artenreich; ihre Vertreter sind ausdauernd, konkurrenzstark und in der Lage, andere Pflanzen zu verdrängen. Für die eigenwilligen und für Tiere wertvollen Pflanzengesellschaften braucht es Platz im Garten. Weitere Infos: wildblumenburri.ch

Von der Muse geküsst?

Dass die Dichter-Narzisse (Narcissus poeticus) poetische Schübe verleiht, kann durchaus sein, hat sie doch ein zauberhaftes Antlitz und verströmt einen narkotischen Duft. Wenn sie sich am Wildstandort im Blütenmeer präsentiert – wie oberhalb von Montreux VD –, löst sie Begeisterung aus! Wer den sogenannten «Maischnee» am Genfersee verpasst, findet knapp einen Monat später oberhalb von Seewis im Prättigau eine weitere Gelegenheit, das Blütenspektakel zu bewundern. Wanderungen um den Genfersee: → narcisses.ch

  • Orientalischer Reis mit Berberitze: Die getrockneten, süss-sauren Beeren der Gemeinen Berberitze werden im Orient zum Würzen von Reis sowie Fisch- und Fleischgerichten verwendet. Auf der Website von Annemarie Wildeisen finden Sie ein einfaches Rezept für einen Safran- / Berberitze-Reis. → wildeisen.ch (Suche: Berberitze)
  • Grosses Windröschen: Die reinweisse, auf einem langen Stängel sitzende Blüte von Anemone sylvestris gleicht dem Buschwindröschen, ist aber wesentlich grösser. Dem Zauber des Grossen Windröschens begegnet man hierzulande leider nur noch selten, da es vom Aussterben bedroht ist. Die gute Nachricht: Die robuste, winterharte Anemonen-Art wächst auch im Garten und hat am sonnigen bis halbschattigen Standort wenig Ansprüche an den Boden. Sie blüht im April und Mai, ist bei Insekten begehrt und für den Menschen eine jährlich wiederkehrende Freude.
  • Fettwiesen – Glatthafer im Blütenmeer: Auf unseren meist nährstoffreichen Gartenböden lässt sich der Traum von einer Blumenwiese am besten mit einer Saatgutmischung vom Typ «Fromentalwiese» umsetzen. Oft werden artenreiche Wiesen als Natur- oder gar als Magerwiesen bezeichnet. Meist handelt es sich dabei aber um die sogenannte Fromentalwiese, eine Fettwiese, die von Blüten durchwirkt ist. Dieser farbenfrohe Wiesentyp, der durch die intensive Landwirtschaft stark unter Druck steht oder bereits verschwunden ist, zeigt eine vielfältige Flora. Kommen Kleinstrukturen wie Hecken, Steinhaufen oder Trockenmauern dazu, finden zahlreiche Tiere Nahrung und Unterschlupf. Damit es so bleibt, darf sie nicht zu intensiv genutzt werden.
  • Zeigerpflanzen der Fromentalwiese: Zu den Zeigerpflanzen einer Fromentalwiese gehören Wiesen-Margerite, Acker-Witwenblume, Wiesen-Pippau, Habermark (als Wiesen-Bocksbart bekannt), Rotklee, Spitzwegerich, Hornklee, Fromental (= Französisches Raygras oder Gewöhnlicher Glatthafer), Gewöhnliches Wiesen-Rispengras. In trockeneren Lagen zusätzlich: Wiesen-Salbei, Skabiosen-Flockenblume, Aufrechte Trespe, Kleiner Wiesenknopf; in feuchten Lagen: Kohldistel, Sumpf-Vergissmeinnicht, Kuckucks-Lichtnelke, Wiesen-Fuchsschwanz.
  • Blumenwiesen im Hausgarten: Damit die Anlage einer Blumenwiese im Garten nicht zum Frust wird, ist eine Beratung und allenfalls Ausführung durch Fachleute empfehlenswert. Wer auf kleineren Flächen selbstständig experimentieren will, sollte Saatgut aus einheimischen Pflanzen mit Schweizer Herkunft verwenden. Weitere Infos: pflanzenfreund.ch/blog/bienen-und-augenweide