Wohnen

Weit über den Genfersee hinaus

Eine umlaufende Terrasse mit unverstelltem Blick auf den Genfersee und die Alpen: Die Bauherrschaft war vom Attikageschoss derart begeistert, dass sie gleich beide geplanten Wohnungen des Bauprojekts erwarb.

von Christina Horisberger

Conzept-B

Ursprünglich waren im Attikageschoss des projektierten Neubaus zwei Wohnungen mit je 80 Quadratmetern geplant, inklusive einmaliger Aussicht auf den nahen Genfersee. Fesselet Krampulz Architekten fügten beide Wohnungen zusammen und entwickelten eine neue, spannende Raumorganisation. Dadurch ist aus dem Attikageschoss eine einzige Wohnung entstanden – mit einem aussergewöhnlichen Grundriss. Denn weil sich das Wohnhaus beim Erwerb noch in Planung befand, eröffnete sich die Möglichkeit einer räumlichen Neuorganisation des gesamten Geschosses. «Da die Fassade und der zentrale Erschliessungskern in tragendem Beton ausgeführt wurden, war es uns möglich, sämtliche Innenwände mit nichttragendem Gipskarton zu realisieren; mit Ausnahme der Badezimmer und der Küche», erklärt der mit dem Projekt betraute Architekt Benjamin Krampulz. «In Kontrast zum rohen Beton der Aussenwände und Decken haben wir diese in einem warmen Grau gestrichen.» Beim Bodenbelag entschied sich die Bauherrschaft für einen geschliffenen Estrichboden mit PU-Beschichtung. Auf den ersten Blick sieht dieser mit seiner feinen Körnung wie ein Terrazzo aus. Der Zement ist jedoch lediglich mit dunklem Kies aus dem Genfersee gemischt – eine direkte Referenz an die unmittelbare Umgebung. In den Schlafzimmern Richtung Norden wünschte sich die Familie ein Riemenparkett aus roher Eiche.

Verschiedene Wohnbereiche

Dank der Möglichkeit, den Grundriss von Grund auf neu gestalten zu können, liessen sich individuelle Wünsche und Bedürfnisse vollständig umsetzen: So verfügen das Gästezimmer, die beiden Kinderzimmer und das Elternschlafzimmer jeweils über ein eigenes Badezimmer. Der Wohnbereich sollte offen und grosszügig, aber dennoch in verschiedene Zonen unterteilt sein. Im vorderen Bereich sollen sich auch Gäste wohlfühlen und die einmalige Aussicht geniessen können. Dass die Wohnung zudem aus einer umlaufenden Enfilade verschiedener Räume und Zonen besteht, überrasche die Gäste immer wieder: «Man durchschreitet die verschiedenen Wohnbereiche, die fliessend ineinander übergehen, und kommt dann überraschenderweise von der anderen Seite wieder in den Wohnraum mit der offenen Küche.»

Mit Liebe zum Detail

Auch bezüglich der Inneneinrichtung hatte die Bauherrschaft sehr persönliche Vorstellungen. Sie wählte einen eher ungewöhnlichen Weg, um alles aus einer professionellen Hand umsetzen zu können: Sie holte bei verschiedenen Einrichtungsfachgeschäften eine Offerte ein und entschied sich schliesslich für das Einrichtungsgeschäft Teo Jakob. «Für uns war es wichtig, mit einem Partner zusammenzuarbeiten, der die gleiche Liebe zum Detail hat», begründet die Bauherrschaft ihre Wahl.

Der offene Wohnbereich ist in vier Zonen unterteilt. Sie alle sprechen eine gemeinsame Designsprache. Im hinteren Wohnbereich, der über einen kleinen Vorraum direkt von den Schlafzimmern aus erreichbar ist, findet sich eine raumhohe Bibliothek aus dem modularen FNP-System von Nils Holger Moormann. Der Raumtrenner aus dem Möbelsystem USM nimmt den TV auf, ist aber nur gerade so breit und hoch, dass der offene Raum in seiner Wirkung erhalten bleibt und davor ein weiteres Sofa Platz findet. Dieser zum See und zu den Bergen ausgerichtete Wohnbereich ist mit dem Sofa «Silhouette» von Hay eingerichtet und befindet sich in bester Gesellschaft mit ikonischen Designklassikern: dem «Coffee Table» (1944) sowie der Stehleuchte «Akari» (ab 1951), beide vom japanischen Bildhauer Isamu Nogushi. Hinzu kommen zwei «Fauteuils de Salon» (1939) des französischen Architekten und Designers Jean Prouvé. Zahlreiche Grünpflanzen bilden eine zweite, luftige Ebene zwischen Wohnraum, Terrasse und der Aussicht.

Designikonen in warmen Farben

Designmöbel der Nachkriegsmoderne in Materialien und Farben, die Wärme und Wohnlichkeit ausstrahlen, waren der Bauherrschaft besonders wichtig. So kennt man im Allgemeinen den Tisch «Tulip» vom finnisch-amerikanischen Architekten Eero Saarinen in kühlem Weiss oder mit Marmorplatte. Hier ist er schwarz und die Stühle «Conference» (1946–50) von Eero Saarinen sind mit einem groben Webstoff in Apricot bezogen. Bei der Küche mit dem markanten Küchenblock hat die Familie wiederum einen aussergewöhnlichen Stein ausgewählt. Es ist ein Marinace Nero aus Brasilien, ein Granit, der eingeschlossene Flusssteine aufweist. «Die Küche nimmt den zentralen Raum in Anspruch, wo nichts anderes der Wirkung dieses Küchenblocks die Show stiehlt», so die Bauherrschaft. In all diesen Details zeigt sich das designaffine Flair der Besitzer.