Teiche

Wasser – vielfältiger Lebensraum

Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um einen Gartenteich auf dem Balkon oder im Garten anzulegen.

von Ivo Eugster

Pflanzenfreund.ch

Viele Tiere sind wegen zunehmender Versiegelung der Böden in den Siedlungen mehr denn je auf naturnahe Gewässer angewiesen. So nutzen Bienen, Schmetterlinge und Säugetiere das Wasser zum Trinken, und Reptilien wie Eidechsen und Schlangen jagen darin Beute. Amphibien benötigen für ihre Fortpflanzung zwingend Wasser. Manche verbringen auch nach der Geburt noch einen grossen Teil oder sogar ihr ganzes Leben darin. Vögel finden am Wasser einerseits ein üppiges Nahrungsangebot, andererseits eine Bademöglichkeit. Gute Argumente also für einen naturnahen Gartenteich.

Im Mai neigt sich die Blütezeit der Sumpfdotterblumen schon dem Ende zu. Dafür beginnen jetzt Sumpfvergissmeinnicht, Blutweiderich, Wasserminze und Seerose nach und nach zu blühen. Möchten Sie also das ganze Jahr hindurch eine ausladende Blütenpracht geniessen, ist jetzt der ideale Zeitpunkt für die Bepflanzung des Teiches oder um einen neuen Gartenteich auf dem Balkon oder im Garten anzulegen.

Entnehmen Sie einem Teich nie grössere Lebewesen wie Amphibien! Diese sind geschützt und dürfen nicht aus natürlichen Gewässern entfernt werden.

Tierfreundliches Ökosystem Teich

Nicht nur Pflanzen sind bei der Wasserreinigung behilflich, auch Insekten und Käfer sowie Bakterien und Schnecken helfen, die Wasserqualität hoch zu halten. Am Anfang kann aus einem naturnahen Gewässer ein Kessel oder eine Flasche voll Teichwasser geholt werden. Darin befinden sich unzählige Mikroorganismen und hoffentlich auch einige Insektenlarven, mit denen der neue Teich beimpft werden kann. Entnehmen Sie aber nie grössere Lebewesen wie Amphibien, denn diese sind geschützt und dürfen nicht aus natürlichen Gewässern entfernt werden. Wenn die Umgebung für sie stimmt, wandern Amphibien von allein – zum Teil aus bis zu 15 Kilometern Entfernung – zu. Fische sind für ein solches Ökosystem nicht geeignet. Sie fressen viele Insektenlarven und Laich. Somit würden kaum Lurche oder Insekten überleben. Rund um den Teich bieten strukturreiche Lebensräume den Amphibien Schlupflöcher, Rückzug und eventuell auch Nist- oder Überwinterungsplätze.

Wie gross soll der Teich im Garten sein?

Die Grösse der Wasserfläche ist nicht entscheidend. Wenn Sie viel Platz zur Verfügung haben und der Teich mindestens 15 Quadratmeter gross werden soll, kann der Teich an einer Stelle einen halben Meter, noch besser 80 Zentimeter tief sein. So liegt der Grund unterhalb der Frostgrenze im Schweizer Mittelland und friert im Winter nicht zu. Somit können Insektenlarven, Amphibien und Wasserkäfer am Teichgrund überwintern, ohne zu erfrieren. Steht nur eine Fläche von acht bis zehn Quadratmetern zur Verfügung, sollten Sie weniger tief graben. Ist der Teich für seine Grösse zu tief, kann sich Faulschlamm bilden und überwinternde Tiere würden ersticken. Molche und Laubfrösche bevorzugen flache Gewässer, da sie durch das vollständige Zufrieren im Winter keine Fressfeinde im Wasser zu befürchten haben.

Gartenteichzonen

  • Sumpfzone: Der äusserste Teil ist der Sumpfteil, hier beträgt die Wassertiefe 0 bis 30 Zentimeter. In diesem Uferbereich wird das Wasser rasch von der Sonne aufgewärmt. In der reichen Vegetation finden unterschiedlichste Lebewesen ihre Nischen. Hier ist wichtig, dass das Ufer flach abfällt und ab und zu grössere Steine als Ausstiegshilfe gelegt werden. Nichtschwimmer wie Igel oder Mäuse könnten ansonsten in den Teich fallen und sich nicht selbst daraus retten.
  • Flachwasserzone: Vom Uferstreifen geht es in die Flachwasserzone mit 30 bis 50 Zentimetern Tiefe über. An diesen Standorten wachsen schon Schwimmpflanzen, aber auch noch Röhrichte wie beispielsweise Rohrkolben.
  • Tiefwasser: Bei einem genug grossen Teich folgt nun die Tiefwasserzone mit mehr als einem halben Meter Tiefe. Hier wachsen nur noch Schwimmblattpflanzen wie Seerosen oder Wasserlinsen.  

Teichpflanzen

Durch ihr Wachstum entziehen Pflanzen dem Wasser gelöste Nährstoffe, was wiederum die Entwicklung von Algen behindert. Wird das Wasser trüb und grün, kann dies ein Zeichen für einen hohen Nährstoffgehalt sein. Die Bepflanzung können Sie ganz der Natur überlassen und nur korrigierend eingreifen. Um das Ganze zu beschleunigen, pflanzen Sie standortgerechte einheimische Pflanzen. Unterwasser ist beispielsweise Laichkraut zu empfehlen, da es das Wasser reinigt und mit Sauerstoff versorgt. An heissen Tagen verdunsten die Pflanzen im und um den Teich viel Wasser und kühlen die Umgebung.

Miniteich auf dem Balkon

Schon die kleinste Wasseransammlung hilft der Tierwelt. Flache Schalen eignen sich gut als Wassertankstelle. Achten Sie allerdings darauf, diese in den Halbschatten zu stellen. Solche Schalen erwärmen sich ansonsten stark und können sich zu Mückenlarvenzuchten entwickeln. Für Miniteiche auf dem Balkon oder der Terrasse eignen sich Gefässe wie Emailleschüsseln, Übertöpfe, halbe Weinfässer, kleine Eimer oder auch spezielle Textiltöpfe. Am Boden dieser Gefässe können Sie nun spezielles Teichsubstrat einfüllen und darin verschiedene Wasserpflanzen setzen. Im Sommer wird viel Wasser verdunsten. Giessen Sie Ihr Minibiotop also gleichzeitig mit, wenn Sie die übrigen Pflanzen wässern. Lesen Sie im Pflanzenfreund-Magazin, wie Sie einen Miniteich auf dem Balkon anlegen. Die Einzelausgabe ist hier erhältlich.