Umbauen

Verwandlung in Winterthur

Umbau Das zweite Obergeschoss und der Dachstuhl einer Winterthurer Mehrfamilienhaushälfte wurden 2021 feinfühlig renoviert. Die Eigentümerfamilie wohnt heute auf zwei Etagen plus «Sternwarte».

von Yvonne Lemmer

Redaktion, HEV Schweiz

«Verstecke und Geheimgänge fand ich schon als Kind immer spannend», sagt der 46-jährige Eigentümer der Winterthurer Mehrfamilienhaushälfte, deren oberste zwei Stockwerke 2021 eine Verwandlung erfuhren. Auf Verstecktes und Überraschendes trifft man im renovierten Dachgeschoss, das die Eigentümerfamilie heute als Wohn- und Esszimmer nutzt, gleich mehrmals. So verbirgt sich beispielsweise hinter einer Wandschrankfront nicht nur Stauraum, sondern auch ein Badezimmer. Und im massgefertigten Möbel rund um den Kamin ist neben geräumigen Schubladen auch ein ausziehbarer TV untergebracht. Geht man die Stufen des multifunktionalen Möbels hinauf, eröffnet sich einem ein zusätzlicher, ungefähr acht Quadratmeter kleiner Raum mit Dachfenster. Die Eigentümer nennen diesen liebevoll mal «Adlerhorst», mal «Sternwarte».

Zweites Obergeschoss nur sanft renoviert

Die Eigentümer – Eltern eines zweijährigen Mädchens – hatten den Wunsch, die obersten beiden Geschosse ihres 2018 erworbenen Mehrfamilienhausteils zur Familienwohnung umzubauen. Das Haus steht an schöner Lage nahe dem Bahnhof Winterthur Grüze und ist von jahrhundertealten Bäumen umgeben. In den untersten beiden Geschossen des Hauses befinden sich zwei extern vermietete Dreizimmerwohnungen.

2020 begannen die Eigentümer, den Umbau zusammen mit Architekt Thomas Schlaepfer von Orso Studio zu planen, im Januar 2021 wurde mit dem Abbruch des alten Innenlebens gestartet. Im zweiten Obergeschoss hat man den klassischen Grundriss der Dreizimmerwohnung beibehalten. Nur die alte Küche wurde entfernt und an ihrer Stelle ein modernes Badezimmer eingebaut. Ausserdem sorgt heute ein neuer Parkettboden – versiegelt, ultramatt – mit verbessertem Trittschall für mehr Wohnkomfort.

Dachgeschoss wird hell und grosszügig

Die ganz grosse Verwandlung aber erfuhr das Dachgeschoss, das vor dem Umbau verwinkelt und düster war. Architekt Thomas Schlaepfer entfernte die kleinteilige Kammerung und gestaltete das Dachgeschoss zum offenen, luftigen Wohnraum um. Dieser lebt heute von seinen sich treffenden unterschiedlichen Schrägen. «Balken, tragende Wände und Kamin sind das Einzige, was wir im Dachgeschoss beibehalten haben. Das Dach selbst ist neu und alles andere im Dachgeschoss auch», erklärt der Eigentümer.

Die kleinen Fenster wurden durch grosszügige, höhere Fensterbänder ersetzt, die nun zu beiden Seiten des Gebäudes für mehr Lichteintrag und schöne Bezüge zum grünen Aussenraum sorgen. «Wir fühlen uns im offenen Dachraum, der von seiner Einfachheit lebt, so richtig zu Hause.» Als Grafiker hat der Eigentümer beim Innenausbau mit Moodboards, Farb- und Lichtkonzepten gleich selbst mitgewirkt. Auch die Idee der Verschachtelungen – und natürlich der Verstecke – stammt von ihm. 

Vorher-Nachher-Bilder

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«Um den schräg
durch den Raum verlaufenden Kamin entwickelten wir
ein Möbel, das Raumgliederung, Stauraum, Sitzlandschaft und Treppe ist.»

 

Thomas Schlaepfer, Architekt

Über das Konzept

Klare Linien zeichnen Formen, die – zusammen mit ihren Materialien und Farben – atmosphärisch starke Räume bilden. Räume, die durch Licht und Schatten beständig aufs Neue entdeckt werden können. Der Struktur des Hauses und dem Budget entsprechend wurde das zweite Obergeschoss in seiner Raumstruktur grösstenteils belassen. Darin sind die Schlafzimmer, ein neues Badezimmer sowie eine Waschküche untergebracht. Das verwinkelte und düstere Dachgeschoss wurde von seiner Kammerung befreit und zum offenen, luftigen Wohnraum umgestaltet. Der Dachraum lebt von seinen sich treffenden unterschiedlichen Schrägen. Diese Qualität wurde freigelegt und deren Wirkung verstärkt. Um den zentralen, schräg durch den Raum verlaufenden Kamin im Dachgeschoss entwickelten die Architekten ein Möbel, das Raumgliederung, Stauraum, Sitzlandschaft sowie Treppe zur «Sternwarte» ist, von wo man wunderbar den Himmel beobachten kann. Beim Hinausschauen aus den Fensterbändern im Dachgeschoss befindet man sich inmitten von Blättern jahrhundertealter Bäume. Dadurch entsteht ein Gefühl von Wohnen in einem Baumhaus, was dem Projekt den Namen «Baumhaus Umbau Mehrfamilienhaus» gab. Realisiert durch Orso Studio: orsostudio.ch

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