Über die Lebensdauer eines Gebäudes muss mindestens einmal mit Hagel von 3 cm Durchmesser gerechnet werden, mit Blick auf die Klimaerwärmung eher noch häufiger. Ein Hagelkorn dieser Grösse prallt mit einer Geschwindigkeit von rund 85 km/h auf. Bei nicht geprüften und nicht von sich aus hagelresistenten Bauteilen kann ein solcher Aufprall massive Schäden verursachen. Im schlimmsten Fall können Risse entstehen. Wird dabei die Gebäudehülle undicht, kann Wasser eintreten und hohe Folgeschäden verursachen.
Hagel kann in der ganzen Schweiz auftreten
Die Hagelsaison steht vor der Tür. Während der Sommermonate von April bis September ist in der Schweiz gemäss Erkenntnissen von «Hagelklima Schweiz» mit durchschnittlich 33 Hageltagen zu rechnen. Die Anzahl Hageltage verteilt sich in der Schweiz unterschiedlich. Besonders Regionen in den Kantonen Tessin, Bern und Luzern sowie entlang des Juras müssen häufiger mit Hagel rechnen. Aber auch ausserhalb von Gefahrenzonen kann Hagel unerwartet auftreten. Umso wichtiger ist es, Gebäude vor Hagelschäden zu bewahren.
Im Projekt «Hagelklima Schweiz» hat das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz die Häufigkeit und Intensität von Hagelereignissen in der Schweiz vertieft untersucht. Daraus sind neue Hagelkarten entstanden, die unter anderem die Hagelgefährdung aufzeigen.
Mittels Adresseingabe kann auf der Informationsplattform www.schutz-vor-naturgefahren.ch die lokale Gefährdung am jeweiligen Standort für alle Naturgefahren abgerufen werden. Der «Naturgefahren-Check» greift dabei neben der Hagelgefährdungskarte auf alle verfügbaren Gefährdungskarten zu. Er liefert ausserdem zur Situation passende Empfehlungen, um Gebäude zu schützen.
Typische Schäden an Gebäuden
Wenn Hagelkörner auf das Gebäude aufschlagen, führt das bei einigen Materialien zu Dellen, Verbiegungen und Oberflächenschäden. Besonders empfindlich sind beispielsweise verputzte Fassaden und Aussenwärmedämmungen. Nehmen diese Feuchtigkeit auf, muss mitunter die gesamte Fassade saniert werden. Schäden an Storen, Solaranlagen, Kunststoffelementen wie Lichtkuppeln oder freiliegenden Dichtungsbahnen sind ebenfalls häufig. Für Betroffene bedeutet ein Hagelschaden Umtriebe und Ärger. Denn ein Hagelschlag trifft meist sehr viele Gebäude gleichzeitig, was Reparaturen wie den Ersatz der beschädigten Storen entsprechend verzögert.
Bei jedem Neubau und bei jeder Sanierung der Gebäudehülle sollte an Hagelschutz gedacht werden. So lässt sich oft ohne Zusatzkosten ein besserer Hagelschutz erreichen. Müssen bei Erneuerungen beispielsweise Lichtkuppeln aus Kunststoff geschützt werden, sind vorgelagerte Schutzgitter oder Netze eine günstige Alternative zum Einbau von widerstandsfähigeren Lichtkuppeln aus Glas.
Besonders gefährdet durch Hagelschläge sind Lamellenstoren, da sie schon bei Hagelkörnern von weniger als 2 cm Durchmesser beschädigt werden können. Sie machen rund einen Drittel der von Hagel verursachten Gebäudeschäden aus. Gegenüber anderen Teilen der Gebäudehülle haben Storen aber einen entscheidenden Vorteil; sie lassen sich hochfahren und so aus der Gefahrenzone bringen. Die darunterliegenden modernen Fenster und Fensterrahmen sind heute sehr robust und wenig anfällig für Hagelschläge.
Hagelsichere Bauteile finden
Für Bauteile sind fünf Hagelwiderstandsklassen definiert: HW 1 bis HW 5. Die Ziffern entsprechen der maximalen Korngrösse in Zentimetern, der ein Bauteil standhält. Je höher der HW-Wert, desto höher der Hagelwiderstand. Als allgemeine Empfehlung gilt, die gesamte Gebäudehülle gegen 3 cm grosse Hagelkörner zu schützen, also Bauteile mit einem Hagelwiderstand von HW 3 zu verwenden. Dies ist ohne wesentliche Mehrkosten zu erreichen und wird zudem von der Norm SIA 261/1 «Einwirkungen auf Tragwerke – Ergänzende Festlegungen» für alle Neubauten gefordert.
Neben hagelunempfindlichen Materialien wie Beton oder genügend starkem Glas gibt es für sämtliche Elemente der Gebäudehülle eine Vielzahl hagelgeprüfter Produkte. Im Hagelregister finden sich Bauteile, die nach einheitlichen Prüfbestimmungen an sieben Prüfinstituten in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland getestet und in die fünf Hagelwiderstandsklassen HW 1 bis HW 5 gegliedert werden. Die Gültigkeit der Zertifikate wird laufend überprüft.
Um einen umfassenden Hagelschutz zu erreichen, gilt es, zwei Aspekte zu berücksichtigen: Die Verwendung robuster Materialien und hagelgeprüfter Produkte sowie das Hochziehen der besonders verletzlichen Lamellenstoren. So übersteht das Gebäude auch die nächste Hagelsaison unbeschadet.
Während der Sommermonate von April bis September ist in der Schweiz mit durchschnittlich 33 Hageltagen zu rechnen.
Weiterführende Informationen
Informationsplattform mit standortgenauer Gefährdungsübersicht:
schutz-vor-naturgefahren.ch
Hagelresistente Bauprodukte:
hagelregister.ch