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Türen: Eintrittspforten in Haus und Räume

Altbau Türen sind die Schmuckstücke des Hauses. Wie lassen sich antike Hauseingänge und Zimmertüren am besten erhalten?

von Philipp Hostettler

Architekt, Mitglied igaltbau

Eingänge bzw. Ausgänge eines Hauses oder eines Raumes haben eine Sonderstellung innerhalb der Bauteile eines Gebäudes. Ohne sie wäre ein Haus oder Raum nicht betret- und erlebbar. Türen markieren Übergänge, ermöglichen durch ihr Öffnen einerseits dynamisches Bewegen und Fluss in Häusern und Räumen, vermögen andererseits durch ihre Verschliessbarkeit Schutz, Ruhe, Geborgenheit und Intimsphäre zu gewährleisten.

Bei alten Häusern fällt auf, dass die Türen und ihre Rahmungen sorgfältig gestaltet und bearbeitet wurden und oftmals regelrechte Zierstücke darstellen. Je repräsentativer ein Haus oder Raum war, desto aufwendiger die Gestaltung und Ausformung des Türgewändes und des Türblattes. Charakteristisch für die Rahmungen alter Türen ist auch die Ausformung einer Schwelle. Je älter das Gebäude, desto höher oftmals die Schwellen. Diese waren nicht nur konstruktiv bedingt für heutige Verhältnisse hoch, sondern auch gewollt so angesetzt, damit der Benutzer den Schritt in die Sphäre eines Hauses oder Raumes bewusster vollzieht. An diesen Pforten des Hauses, der Wohnungen oder Räume verbanden sich hochwertige Handwerkerleistungen: der Schreiner, der das Türblatt fertigte, der Schmied, der die Beschläge (Bänder, Drücker und Schloss) formte, der Giesser, der ab dem 19. Jahrhundert bei Eingangstüren formschöne Ziergitter fertigte, der Glaser, der die Gläser konfektionierte, der Ätzer, der vor allem um die Jahrhundertwende bei Wohnungseingangstüren zierlichste Ornamente ins Glas arbeitete, und schliesslich der Maler, der bei gestrichenen Ausführungen für eine meist mehrfarbige, gehaltvolle Bemalung besorgt war oder das Türblatt aus Weichholz in der Erscheinung von Eichenholz maserierte. Damit nicht genug: Den Rahmungen der Türen wurde ebenso grosse Aufmerksamkeit zuteil. Waren es durch den Steinmetz kunstvoll bearbeitete und geformte Natursteingewände oder hölzerne Futter und Verkleidungen mit Profilierungen, die der Schreiner fertigte – immer wurde der Rahmen in Form, Ausgestaltung und Farbe sorgfältig auf das Türblatt abgestimmt.

Haustüren

Die Eingangstüren von Altbauten verdienen besondere Beachtung. Einerseits wollen sie – als Visitenkarte des Hauses – in ihrer teilweise aufwendigen Gestaltung und Materialisierung sorgfältig restauriert und renoviert werden, andererseits sollen sie punkto Dichtigkeit und thermischem Isolationswert verbessert werden. Dass bei Renovationen und Sanierungen ausgerechnet beim letzten Punkt oftmals die Existenzfrage gestellt und ein Ersatz der Eingangstür zugunsten einer dichten Wärmehülle erwogen wird, ist verständlich. Mit einem Einfräsen von Dichtungen in den Türfalz und dem Einsetzen einer Isolierverglasung als Ersatz für das Türglas ist thermisch allerdings schon viel erreicht. Ist das Türblatt sehr dünnschichtig aufgebaut und hat es beispielsweise bei den abgeplatteten Füllungen nur wenig Substanz, kann das alte Türblatt auch auf eine neue Klimatür aufgedoppelt werden. Um das Bild allfälliger Füllungen auch für den Innenraum zu reproduzieren, kann innenseitig ein neues Doppel aufgesetzt werden. Ziergitter können sandgestrahlt und z. B. mit Eisenglimmerfarbe gespritzt wieder eingesetzt werden. Fehlt ein Türgriff oder alter Zierknauf, kann ein passendes Exemplar mit etwas Glück bei Händlern alter Bauteile gefunden werden.

Wohnungstüren

Die heutigen Anforderungen an Wohnungstüren sind vielgestaltig. Da sind einerseits die Brandschutzvorschriften, die den Weiterbestand alter Türfronten in Treppenhäusern von Mehrfamilienhäusern infrage stellen, andererseits genügen die Türen oftmals nicht mehr den gewünschten schalltechnischen Anforderungen. Ferner sind viele Wohnungsabschlüsse aus heutiger Sicht thermisch ungenügend ausgebildet und dämmen gegenüber dem unbeheizten Treppenhaus zu wenig. Schliesslich ist auch der Einbruchschutz zu erwähnen, der bei alten Türfronten zu wünschen übrig lässt. Substanzverträgliche Lösungen, die auch wirtschaftlich tragbar sind, können hier meist nur im engen Zusammenwirken von altbauerfahrenen Architektinnen und Architekten, Schreinermeistern und Feuerschutzbeamten gefunden werden. Aufdoppelungen von speziellem Brandschutzglas können bei kleinen Glasflächen eine Lösung sein. Bei grossen Fronten wiegen diese allerdings zu schwer für die filigranen Alttüren. Mit einer Aufdoppelung können diese oftmals verstärkt werden, falls die Bänder genug stabil sind. Bei zu dünnwandigen Türen ist ein kompletter Nachbau zu prüfen. Auch wenn dieser kostenintensiv ist, vermag eine gute Schreinerei alle originalen Profilierungen, z. B. in Eichenholz, wieder auszubilden, um die reichhaltige Gestaltung solcher Abschlüsse im Gesamtbild des Treppenhauses zu erhalten. Werden zudem die alten Ziergläser dem modernen Brandschutzglas vorgesetzt, können erstaunlich authentische Lösungen erzielt werden.

Zimmertüren

Gestemmte Zimmertüren beleben das Bild eines jeden Altbaus und sind aus einem stimmigen Raumgefüge nicht wegzudenken. Dazu gehören die schönen und vielgestaltigen Türgriffe, die teils Griffhülsen aus Horn oder Bakelit hatten oder vor dem 20. Jahrhundert in besseren Häusern aus Messing gefertigt waren. Die Türbänder wurden in früheren Zeiten besonders stabil gebaut und formschön ausgebildet. Fischbänder mit Ziereicheln aus der Gründerzeit und Jahrhundertwende haben eine Lebensdauer von mehr als 100 Jahren. Das Holz der Türblätter wurde damals luftgetrocknet und sorgfältig ausgewählt.

Es lohnt sich deshalb, den Erhalt solcher Türen – auch wenn sie nicht mehr optimal schliessen – unbedingt anzustreben. Defekte an Schwellen, Türfries und Füllungen können von einem guten Schreiner problemlos repariert werden, was der Tür dadurch nochmals ein langes «Weiterleben» ermöglicht.

Eingangstüren von Altbauten verdienen besondere Beachtung.

igaltbau

Die igaltbau ist eine Werkgruppe von Hand-werkern und Planern mit grosser Erfahrung in der Renovierung und ganzheitlichen Sanierung von Altbauten. Weitere Infos: igaltbau.ch