Werterhalt der Immobilie

STWE: Verbindungstechniken und Empfehlungen für Rohrleitungen

Heute sind verschiedene Rohrverbindungstechniken auf dem Markt erhältlich. Aber welches sind die Vor- und Nachteile von gepressten und geschweissten Systemen, und was ist bei Leitungssanierungen im Stockwerkeigentum zu beachten?

Im Stockwerkeigentum ist Trinkwasser der Lebensmittelgesetzgebung unterstellt. Die Rohrleitungen und Verbindungsstücke müssen vom Fachverband SVGW zertifiziert und für Trinkwasser zugelassen sein. Verzinkte Rohrleitungen dürfen in der Trinkwasserinstallation nicht mehr verwendet werden. Im Sanitärbereich kommen häufig Pressrohre aus Edelstahl oder Metallverbundrohre zur Anwendung.

Heizungsleitungen in Wohn- und Geschäftshäusern wurden meist aus schwarzem Stahl mit Rostschutzanstrich ausgeführt. Seit Längerem werden von sämtlichen Herstellern auch Pressrohre, in der Regel aus verzinktem C-Stahl, angeboten.

«Fliessregel» bei Mischinstallationen

Bei Bestandsliegenschaften und insbesondere auch bei Gebäuden im Stockwerkeigentum ist der vorhandenen Rohrmaterialisierung Beachtung zu schenken. Falls die Gemeinschaft in der Vergangenheit teilweise Leitungssanierungen vorgenommen oder ein einzelner Stockwerkeigentümer seine im Sonderrecht befindlichen Leitungen erneuert hat, müssen elektrochemische Prozesse beachtet werden. Bei einem allfälligen Entstehen von Mischinstallationen durch den Zusammenschluss unterschiedlicher Metalle muss die sogenannte «Fliessregel» eingehalten werden. Da in Kalt- und Warmwasserleitungen auch gelöster Sauerstoff enthalten ist, kann es am Beispiel von vorgelagerten Kupferleitungen bei nachgeschalteten verzinkten Eisenleitungen mit der Zeit zu Lochfrass und Undichtigkeiten kommen.

Dies bedeutet, dass bei Trinkwasserinstallationen in Fliessrichtung stets zuerst der unedlere und erst danach der edlere Werkstoff eingesetzt werden darf. In diesen Fällen empfiehlt es sich jeweils, mittels Endoskopie und Entnahme von Wasserproben eine Zustandsanalyse der Trinkwasserleitungen durchführen zu lassen, um eine allfällige Notwendigkeit einer Sanierung zu prüfen. Allgemein empfiehlt sich dann eine Komplettsanierung der alten Leitungen, wenn möglich in Abstimmung allfällig weiterer in die Jahre gekommener und tangierter Bauteile wie bspw. Küchen oder Bäder.

Bei Liegenschaften im Stockwerkeigentum sollten insbesondere die eigenen Nasszellensanierungen auf die Bauteillebenserwartung der gemeinschaftlichen Haustechnikleitungen abgestimmt werden, um eine technisch möglichst saubere, wirtschaftliche und umfassende Sanierung anzustreben. Es kommt aber auch vor, dass beispielsweise im Rahmen der vorgezogenen Erneuerung einer Küche oder eines Badezimmers Trinkwasser-Leitungssanierungen der sich im Sonderrecht befindlichen Leitungen seitens der einzelnen Stockwerkeigentümer vorgenommen werden. Kommen dabei neue Edelstahlleitungen zum Einsatz, die an die alten verzinkten Stahlleitungen angeschlossen werden, ist die Gefahr einer Kontaktkorrosion am verzinkten Stahl gering. Erfahrungen haben aber gezeigt, dass es wichtig ist, im selben Zuge auch die geschossweisen, gemeinschaftlichen Steigleitungssegmente hinter den Bädern zu ersetzen. Damit wird verhindert, dass wenige Jahre später die Steigzonen wieder aufgerissen und die erst kürzlich erneuerten Bäder wieder saniert werden müssen. Die entsprechenden Zusatzaufwände für die geschossweise Erneuerung der gemeinschaftlichen Leitungen könnten dabei durch die STWE-Gemeinschaft aus dem Erneuerungsfonds finanziert werden.

Bei Heizungsinstallationen kann die genannte Fliessregel vernachlässigt werden, da es sich um ein geschlossenes System ohne Sauerstoffzufuhr handelt.

Verschiedene Rohrverbindungsarten

Auf dem Markt gibt es verschiedene Rohrverbindungsarten wie Pressfittings, Steckfittings, Schweissen und weitere gängige Verbindungstechnologien:

Mit Pressfittings können Rohre in jeglichen Grössen verbunden werden. Dabei wird das Rohr in den Fitting eingeschoben und anschliessend mit einer Pressmaschine und Pressbacken oder Pressschlingen mechanisch zusammengefügt/verpresst. Als Dichtung dient meist ein Dichtring oder ein Dichtelement aus Kunststoff bzw. Ethylen-Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM).

Vorteile: Hohe Flexibilität, schnelle und einfache Verarbeitung, kostengünstiges, aber sicheres System (weltweit eingesetzt, erprobt und mit positiven Langzeiterfahrungen).

Nachteile: Kürzere Nutzungsdauer und niedrigerer Feuerwiderstand als Schweissverbindungen (ein Schmelzen führt zu Undichtigkeiten).

Mit Steckfittings werden Rohre werkzeuglos verbunden, da sie lediglich von Hand zusammengesteckt werden. Die Leitungen lassen sich schnell und einfach verbinden. Die Fittings sind aus Kunststoff oder Metall hergestellt. Steckfittings benötigen ein Kontrollsystem (Farbanzeige, hervortretende Federn usw.), das anzeigt, dass die Verbindung kraftschlüssig erfolgt ist. Als Dichtung sind häufig zwei Dichtringe vorhanden. Jedes System besteht aus aufeinander abgestimmten Komponenten. Für die Gewährleistung ist es von Bedeutung, nach Angaben des Systemhalters vorzugehen und die zulässigen Komponenten zu verwenden.

Nachteil: Anfälliger für Verarbeitungsfehler, da sie dicht sein können, auch wenn die finale kraftschlüssige Verbindung nicht erstellt wurde. So kann nach Jahren ein Lösen der Verbindung erfolgen.

Beim Schweissen werden grosse, dickwandige Stahlrohre mittels E-Schweissen oder durch Gasschmelzschweissen miteinander verbunden.

Vorteile: Längere Nutzungsdauer und höherer Feuerwiderstand als Pressverbindungen.

Nachteile: Relativ kostenintensiv, immer weniger Schweiss-Fachkräfte vorhanden (Problem insb. bei Anpassungen / Erweiterungen / Sanierungen).

Weitere Verbindungstechnologien sind Schiebehülsentechnik, Löten und Schrauben.

Fazit

Bei Mischsystemen von Trinkwasserleitungen, wie man sie im Stockwerkeigentum oft antrifft, ist hinsichtlich Korrosionsschutz auf die elektrochemische Fliessrichtung zu achten, und gegebenenfalls sind Untersuchungen der Leitungszustände in die Wege zu leiten. Wenn möglich sollten Leitungssanierungen allgemein in Abhängigkeit anderer in die Jahre gekommener, tangierter Bauteile geplant und durchgeführt werden. Damit können Synergien genutzt und insgesamt über den Lifecycle des Gebäudes und der einzelnen Bauteile betrachtet Kosten eingespart werden. Obschon geschweisste Rohrverbindungen noch im Bestand vorhanden sind, werden sie im Wohnungsbau (Neubau) kaum mehr verwendet. Hingegen kann es bei Sanierungs- und Anpassarbeiten je nach Situation sinnvoll sein, geschweisste Rohre zu verwenden.

Die Pressfitting-Technologie gilt als weit verbreitet, da sie keine hohen Anforderungen an die Verarbeitung stellt und eine grosse Sicherheit gewährleistet. Während der langjährigen Tätigkeit im Bauschadenbereich wurden durch die QC Expert AG keine Schadensfälle bearbeitet, die gegen das System sprechen würden. Die Einsatzmöglichkeiten von Edelstahl- und Metallverbundrohren mit vielen unterschiedlichen Fittings sind vielfältig. Der Lebenszyklus eines geschweissten Systems wird zwar höher eingeschätzt als derjenige von gepressten Rohrverbindungen. Dennoch spricht für Letzteres die Flexibilität, die einfache Verarbeitung und der Kostenfaktor. Ausserdem werden Fachkräfte, welche die Schweisstechnologie noch beherrschen, künftig zunehmend schwieriger zu finden sein.

Quellen / Autoren:

QC Expert AG, Rohrleitungen mit Press- und Schweissverbindungen – Vergleich vom 08.09.2022

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