Die stetige Zunahme von Photovoltaikanlagen in der Schweiz zeigt, dass deren Nutzen und Vorteile erkannt worden sind. Tiefere Stromkosten, grössere Unabhängigkeit, wichtiger Beitrag an den Umweltschutz und die Energiestrategie: Eine Solaranlage auf dem Dach zu installieren, lohnt sich in vielerlei Hinsicht. Hausdächer sind aber auch für die Biodiversität wichtig, denn immer mehr Pflanzen und Kleintiere haben Mühe, geeignete Lebensräume zu finden. Durch die Begrünung von Flachdächern entstehen mitten im Siedlungsraum kleine Oasen, die Pflanzen und Kleintiere wie Bienen, Schmetterlinge, Käfer und Vögel nutzen können. Ein Gründach senkt zudem die Hitze im Haus und in der Umgebung, die bepflanzten Flächen halten Regenwasser zurück und binden Feinstaub. Was also tun mit der Dachfläche – energetisch aktivieren oder für Flora und Fauna zugänglich machen? Die vielleicht überraschende Antwort lautet: beides!
Als Duo noch besser
Tatsächlich schliessen sich Dachbegrünung und Photovoltaik (PV) keineswegs gegenseitig aus, sondern bieten im Doppel sogar zusätzliche Vorteile. So bewirkt zum Beispiel im Sommer der durch die Bepflanzung entstehende Kühleffekt, dass die Solaranlage mehr Sonnenenergie in Strom umwandeln kann. Die Anlage funktioniert nämlich effizienter, wenn die Umgebungstemperatur nicht zu hoch ist. Der Ertrag einer Photovoltaikanlage steigt um bis zu fünf Prozent. Und: Die Begrünung schützt die Dachabdichtung und verbessert die Dämmung. So erhitzt sich ein Haus im Sommer weniger und kühlt im Winter weniger stark aus. Dies schafft ein angenehmes Wohnklima für die Bewohnenden. Ein Gewinn ist die Kombination aber auch für die Pflanzen auf dem Dach. Die aufgeständerten Module einer Photovoltaikanlage spenden ihnen wertvollen Schatten, sodass ihr Nährboden weniger schnell austrocknet. Dies schafft gute Lebensbedingungen für verschiedene Pflanzen und Tiere.
Richtig planen
Um das Optimum aus der Kombination herauszuholen, müssen einige Punkte berücksichtigt werden. Bei der Installation ist es von Vorteil, wenn die Module auf einem schrägen Montagegestell fixiert werden. Mit dem richtigen Neigungswinkel wird das Sonnenlicht optimal auf die Solarmodule gelenkt, was zu einem höheren Stromertrag führt. Damit die Pflanzen auch unterhalb der Module ausreichend Licht und Wasser erhalten, sollte der Abstand zwischen Modul und Dach mindestens 30 Zentimeter betragen.
Normalerweise werden Solardächer extensiv begrünt. Das bedeutet, dass sie naturnah angelegt sind, sich weitgehend selbst erhalten und somit pflegeleicht sind. Bei der Wahl der Pflanzen sollte man auf niedrig wachsende Arten setzen, denn wenn sie zu hoch wachsen, verschatten sie die PV-Module. Neben Kräutern, Gräsern und Moosen eignen sich insbesondere verschiedene Sedum-Arten wie Mauerpfeffer oder Fetthenne für den Einsatz auf einem Gründach. Wie hoch die Pflanzen wachsen, hängt auch stark von der Dicke des Substrats ab. Die Substratschicht, also der Nährboden für die Pflanzen, sollte am besten unterschiedlich dick aufgetragen werden. So entsteht eine Balance zwischen Energieertrag und Biodiversität.
Um die Pflege des Gründachs und der Solaranlage zu erleichtern, ist ein 50 bis 60 Zentimeter breiter Gang zwischen den Modulreihen hilfreich. Zu beachten ist auch, dass sich die Kombination von Photovoltaik und Dachbegrünung wegen des hohen Gewichts nur bedingt auf Bestandsbauten umsetzen lässt, deren Dächer dafür nicht konzipiert sind.
Unterhalt und Pflege
Was ist im Unterhalt wichtig? Hier muss man vor allem die Wuchshöhe im Blick behalten und die Pflanzen laufend zurückschneiden. Durch Vögel und Wind können Samen von unerwünschten Pflanzen eingetragen werden, welche die Dachhaut schädigen und darum entfernt werden müssen. Dazu gehören unter anderem Schilf und diverse Bambusarten.
Auch die Solaranlage benötigt regelmässige Pflege. Pollen, Laub oder Vögel können die Module verschmutzen und zu einem Leistungsabfall führen, weshalb die Anlage von Zeit zu Zeit gereinigt werden sollte. Dabei ist es wichtig, nur demineralisiertes Wasser oder Regenwasser zu verwenden – Leitungswasser eignet sich nicht, weil es zu Kalkflecken auf der Anlage führen kann. Auch Reinigungsmittel dürfen nicht verwendet werden, da sie die Moduloberfläche angreifen. Für die Ausführung werden normalerweise Teleskopstangen mit Bürsten verwendet. Aus Sicherheitsgründen sollte die Reinigung durch eine Fachperson erfolgen.
Wird die Kombination von Dachbegrünung und Photovoltaik richtig geplant und umgesetzt, ergibt sich eine Win-win-Situation: Der Stromertrag wird gesteigert und die Biodiversität wird gefördert. Allerdings sind Planung und Unterhalt bei solchen Lösungen aufwendiger und erfordern ein gewisses Know-how. Wer das nicht alleine angehen möchte, holt sich am besten Hilfe bei einer Fachperson und schliesst gegebenenfalls einen Unterhaltsvertrag ab. So bleibt das Dach langfristig sicher und schön.