Inneneinrichtung

Sinnliche Möbel aus Massivholz

Holzmöbel verströmen das Gefühl von Wärme und Wohnlichkeit. Ihre natürliche Optik, sanfte Oberflächen und im bestenFall ein angenehmer Duft machen sie zur Basis oder zur willkommenen Ergänzung für die unterschiedlichsten Einrichtungsstile.

von Nicola Schröder

Conzept-B

Was genau sind überhaupt Massivholzmöbel – oder was eben nicht? Der Begriff «Massivholz» gilt als Qualitätsmerkmal und unterliegt einer Norm. Nicht jedes Möbelstück aus Holz darf als massiv deklariert werden. Das Ausgangsprodukt für Massivholzmöbel (auch Vollholzmöbel genannt) sind Platten aus gewachsenem Holz oder aus geleimten Stäben und Lamellen. Sogenannte Leimholzplatten entstehen, indem das Holz nach der Trocknung zuerst in Lamellen aufgetrennt, zugeschnitten und gehobelt wird. Dann werden die Lamellen mit gleicher Holzart, Länge und mit gleichem Querschnitt mittels Plattenpresse und Leim dauerhaft miteinander verbunden.

Als «Massivholzmöbel» dürfen Möbel nur bezeichnet werden, wenn der Grossteil aus Massivholz besteht. Anteile für Sitz und Rücken bei Stühlen oder für Wände und Böden bei Kommoden aus anderen Materialien, auch Sperrholz oder Spanplatten, sind möglich, sie gelten aber ausdrücklich als nicht massiv und müssen gekennzeichnet sein. Bei diesen Teilen kann es sich dann begrifflich um sogenanntes Echtholz handeln. «Echtholz» ist eine etwas irritierende Bezeichnung. Zwar handelt es sich dabei um ein Produkt aus Holz, allerdings nicht um qualitativ hochwertiges Holz, sondern um Furnierholz – also Formstoffe aus Holz, wie Span- und Holzfaserplatten oder Sperrholz. Die Abgrenzung «Echtholz» weist vor allem darauf hin, dass ein Möbelstück nicht aus Stahl, Kunststoff oder anderen Materialien besteht.

Sinnlichkeit für jeden Raum

Buche, Kernbuche, Eiche, Wildeiche, Erle, Fichte, Kiefer, Nussbaum, Schwarznuss oder Zirbe – die Liste der Holzarten, die sich für die Herstellung von Möbeln eignen, ist lang und sie vermittelt schnell das Gefühl einer natürlichen und anheimelnden Atmosphäre. Schliesslich war Holz überall auf der Welt eines der ersten Materialien für Behausungen und Möbel. Und von Skandinavien bis in die Alpen gibt es heute noch diverse, auch moderne Wohnstile, die auf seine lebendige und archaische Ausdruckskraft setzen. Denn Holz ist nicht nur schön und vertraut anzuschauen und bringt optisch Wärme in die Räume. Es sorgt auch für ein gutes Raumklima, indem es Feuchtigkeit aufnimmt und wieder abgibt. Zum sinnlichen Erscheinungsbild tragen auch seine warme und geschmeidige Oberfläche sowie der angenehme Eigenduft bei. Speziell das Zirben- bzw. Arvenholz wird wegen seines aromatischen Dufts geschätzt. Ausserdem soll das enthaltene Pinosylvin nicht nur das Holz vor Bakterien, Pilzen und anderen Krankheitserregern schützen, sondern unter anderem auch Motten vom Schrank fernhalten.

Welches Holz?

Die Frage nach der Holzart stellt sich – abgesehen vom persönlichen Geschmack – auch abhängig davon, wo man sein Möbel einsetzen will. Grundsätzlich sind Holzmöbel in jedem Raum möglich, auch in Feuchträumen wie der Küche oder dem Bad. Hier eignen sich besonders gut harte und schwere Holzarten wie Eiche, Nussbaum oder Douglasie, die nicht zu stark auf die Feuchtigkeit reagieren, also nicht aufquellen. Holzarten wie die Buche, die schnell quillt und schwindet, sind weniger geeignet. Allerdings ist hier generell von unbehandeltem Holz abzusehen. Es sollte immer mit Lasur, Öl, Wachs oder auch Lack behandelt sein, damit keine Feuchtigkeit eindringen kann. Vor scharfen Reinigern und stehenden Wasserlachen ist grundsätzlich jedes Holzmöbel zu schützen.

Bei der Auswahl der Holzart sind auch ökologische Aspekte zu beachten. Auf Tropenholz wird bei der Möbelherstellung unterdessen weitgehend verzichtet. Besser ist es, wenn das Holz aus der Region stammt und über eines der anerkannten Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft FSC und PEFC verfügt. Für die Behandlung sollten hochwertige Öle, Wachse und hydrobasierte Farben zur Anwendung kommen, die das Holz atmen lassen und die Umwelt schonen. Hochwertiges und fachgerechtes Handwerk erlaubt materialschonende Konstruktionen, die langlebig, strapazierfähig und reparierbar sind. Einige Hersteller verwerten auch Altholz und stellen daraus neue Möbel her.

Perspektive durch Holz

Im jahrzehntelang gewachsenen Holzlager des Schreinerbetriebs Müller AG in Sempach lagern oder besser schlummern noch immer einzigartige und edle Exoten-hölzer. Viele von ihnen sind heute kaum mehr erhältlich. Der passionierte und mittlerweile pensionierte Schreinermeister Markus Müller fragte sich, wie er diese Hölzer sinnvoll zu neuem Leben erwecken und einsetzen kann.

Entstanden ist das «Modell 22», eine Holzskulptur in Form eines Rennwagens. Für die Umsetzung, Verarbeitung, Herstellung sowie den «Feinschliff» des Rennwagens arbeitet Müller mit der sozialen Werkstatt Holz2 zusammen. Diese bietet Arbeits- und Ausbildungsplätze für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und ermöglicht ihnen dadurch neue Lebensperspektiven. Der archetypische Rennwagen ist für Markus Müller die passendste Form für die wertvollen Hölzer, darunter Palisander, Makasar / Ebenholz, Zebrano oder Wengé. Das kunstvolle «Modell 22» erinnert an die legendären und äusserst raren Oldtimer-Rennwagen aus den 1930er-Jahren. muellersempach.ch