Im vergangenen Jahr ist es vielen wieder einmal schmerzlich vor Augen geführt worden: Starkregen und Hochwasser sind keine Seltenheit mehr und können jeden treffen. Insbesondere Immobilieneigentümerinnen und Immobilieneigentümer sind von den Auswirkungen betroffen, da die Gefahr vollgelaufener Keller und Erdgeschosse mit den häufiger auftretenden Ereignissen zunimmt. Durch die immer stärkere Versiegelung unserer Böden durch Strassenbau, Gebäude und intensiv genutzte Landwirtschaftsflächen kann das Wasser nicht mehr optimal absorbiert werden und fliesst schneller in Flüsse, Bäche und die Kanalisation ab. Somit werden Hochwasser und Starkniederschläge immer unberechenbarer für Haus- und Grundeigentümer. Auch die klimatischen Bedingungen haben sich in den letzten Jahren gewandelt. Aufgrund der Klimaerwärmung durch Treibhausgase wie CO2 werden Starkniederschläge in Zukunft noch häufiger zu erwarten sein. Zudem sind unsere Infrastrukturen und Kanalsysteme zum grössten Teil vor Jahrzehnten konzipiert und gebaut worden und hinken aus diesem Grund den Gegebenheiten hinterher.
Rückstau bei Abwassersystemen kann dazu führen, dass das Wasser aus der Kanalisation zurückfliesst und Keller oder Erdgeschosse überflutet. Die unschönen Konsequenzen davon sind nicht nur Geruchsemissionen, sondern es können auch erhebliche Kosten und Aufwände entstehen. Hinzu kommen Schäden an Gegenständen, die oftmals nicht ersetzt werden können. Zerstörtes Mobiliar und beschädigte Einrichtungen in Untergeschossen, die häufig als Hobbykeller oder Serverräume genutzt werden, erhöhen das Schadensausmass. Und während der Trocknungsarbeiten dröhnen geräuschintensive Bautrockner über einen Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten lautstark in den Wohn- oder Arbeitsbereichen und mindern den Erholungsfaktor zu Hause bzw. die Leistung an der Arbeitsstelle. Auch kann der Immobilie ein Wertverlust drohen, wenn durch den Wasserschaden die Bausubstanz geschädigt wird. Kurzum, ein Wasserschaden durch Rückstau im Abwassersystem hat vielseitige Auswirkungen, die oftmals nicht kalkulierbar sind und teilweise langfristige Schäden hervorrufen können. Daher gilt es, einen Wasserschaden möglichst zu vermeiden.
Für jede Situation das passende Rückstausystem
Um zu verhindern, dass Wasser aus der Kanalisation in das Untergeschoss zurückdrücken kann, können verschiedene Rückstauverschlüsse zum Einsatz kommen. Diese halten das Wasser noch in der Kanalisation zurück. Hierbei gibt es unterschiedliche Systeme, welche sich vor allem in ihrer Funktionsweise voneinander unterscheiden: elektronisch, mechanisch oder komplett autonom.
Elektronische Rückstausysteme
Die elektronischen Rückstausysteme bestehen meist aus zwei Klappen, die in der Regel immer geöffnet sind, sodass das fäkalienhaltige Wasser ohne Widerstände abfliessen kann. Sollte es zu einem Rückstau kommen und das Wasser von der Kanalisation in Richtung des Hauses fliessen, wird mittels Sensor der Anstieg des Wassers gemessen. Steigt es stark an, sorgt ein Mechanismus dafür, dass bestimmte Klappen geschlossen werden.
Mechanische Rückstausysteme
Mechanische Sicherungen hingegen funktionieren gemäss dem Prinzip der Schwerkraft und der Wasserkraft. Diese Systeme sind ständig geschlossen und stehen daher stets in Bereitschaft, den Rückstau abzuhalten. Diese Klappen hängen in der Rohrleitung und werden nur durch Druck des Abwassers geöffnet. Sobald dieser Druck nachlässt, schliesst die Klappe automatisch wieder.
Autonome Rückstausysteme
Bei den autonomen Rückstausicherungen besteht das Funktionsteil nicht aus einer mechanischen Klappe, sondern aus einer adaptiven Gummimembrane. Diese Membrane ist permanent geschlossen und verhindert daher einen Rückstau. Diese Sicherung benötigt einen gewissen Abwasserdruck, damit die Membrane angehoben werden und das fäkalienhaltige Wasser mit einer erhöhten Geschwindigkeit unter der Membrane durchfliessen kann.
Wahl der richtigen Sicherung
Welche Rückstausicherung ist nun passend? Mechanische Klappen haben den Nachteil, dass sie schnell verstopfen. Durch die schnelle Öffnung der mechanischen Klappe fliesst das Wasser rasant ab und die Feststoffe bleiben bei der Klappe hängen. Die Klappe kann infolgedessen ausser Funktion gesetzt werden. Handelt es sich allerdings um eine fäkalienfreie Leitung, können mechanische Klappen eine kostengünstige Lösung darstellen.
Geht es um fäkalienhaltiges Wasser, ist eine elektronische oder eine autonome Rückstausicherung zu wählen. Elektronische Sicherungen bedürfen meist eines erhöhten Installationsaufwands, da ein Stromanschluss mehr Platz in Anspruch nimmt. Üblicherweise wird an diesen zwei Mal jährlich ein Service durch den Hersteller durchgeführt. Die autonomen Rückstausicherungen hingegen können meist direkt ins vorhandene Rohr integriert werden und zeichnen sich dadurch aus, dass für die Installation auf erweiterte bauliche Massnahmen verzichtet werden kann. Die Rückstausicherungen benötigen keine Anschlüsse und sind meist schnell und einfach montiert, was wiederum die Installationskosten reduziert. Allerdings benötigen autonome Systeme ein entsprechendes Gefälle in der Leitung, um den Druck für das Heben der Membrane zu erreichen.
Wichtig beim Einbau
Vor dem Einbau einer Rückstausicherung ist zu beachten, dass initial sämtliche Zuflüsse einer Leitung bekannt sind. Nur so können die richtigen Orte für eine Rückstausicherung ausgewählt werden. Wird eine Rückstausicherung erst nach einem Einlauf des Dachwassers eingebaut, kann dies im Falle eines Rückstaus dazu führen, dass Wasser trotz Sicherung ins Untergeschoss eindringt. Während des Rückstaus sind die Systeme geschlossen und verhindern das Eindringen von Wasser ins Gebäude. Fliesst nun das Dachwasser zum Hausabwasser hinzu, wird die Leitung gefüllt und das Wasser sucht sich den Weg des geringsten Widerstandes – oftmals durch den Ablauf im Untergeschoss.
Schutz von alten Häusern
Das Thema Rückstau wurde erst vor einigen Jahren von Bauunternehmen breit aufgegriffen. Klimatische Phänomene wie Starkregen treten immer häufiger auf, sodass auch der Rückstau ein immer grösseres Problem darstellt. Eine Thematik, die vor allem beim Bau älterer Gebäude nicht beachtet wurde. Aus diesem Grund müssen die Bewohnerinnen und Bewohner alter Liegenschaften nun häufig nachrüsten. In einem solchen Fall empfiehlt es sich, die autonomen Rückstausicherungen, die einfach und schnell montiert sind, einzusetzen. Der Einsatz eines Baggers für die Umwälzung des Gartens ist somit nicht notwendig, und in den meisten Fällen ist das Gefälle in diesen Leitungen genügend gross, um eine autonome Rückstausicherung einzubauen. Ein weiterer Vorteil dieser autonomen Systeme ist ihre Zuverlässigkeit. Die bewegliche Membrane aus Gummi ist die richtige Sicherung, wenn auf eine ausfallsichere Lösung gesetzt werden soll. Jari Kern, Lasso Technik AG
Ein Wasserschaden durch Rückstau im Abwassersystem hat vielseitige Auswirkungen, die oftmals nicht kalkulierbar sind und teilweise langfristige Schäden hervorrufen können.