Beeren machen grosse und kleine Menschen glücklich und benötigen nicht viel Platz. Ein Beerengarten ist immer auch ein Naschgarten – und besonders für Kinder oder Enkelkinder sehr zu empfehlen.
Erdbeeren
Erdbeeren sind jeweils die ersten Früchte im Hausgarten. An milden Lagen reifen sie bereits von Ende Mai bis Anfang Juni. Dafür werden in der ersten Augustwoche des Vorjahres etwa drei Grünpflanzen pro Quadratmeter gesetzt, die im Frühsommer zuvor eingetopft wurden und gut durchwurzelt sind.
Mit wenigen vorbeugenden Pflanzenschutzmassnahmen lassen sich Krankheiten eindämmen: Bevor man Erdbeeren pflanzt, lockert man den Boden und befreit ihn von Beikräutern. Mehrjährige Kulturen werden nach der Ernte ca. 5 cm über dem Boden abgemäht, dabei darf aber das Rhizom nicht verletzt werden (remontierende Sorten werden nicht geschnitten). Auch das Winterlaub wird entfernt, da es Pilzsporen enthalten kann. Erdbeeren sind durstige Gesellinnen, deshalb brauchen sie jederzeit genügend Wasser – Staunässe sollte hingegen vermieden werden. Nach der Blüte die Fruchtstände mit Stroh oder Holzwolle unterlegen, damit die Früchte rasch abtrocknen und sauber bleiben. Zuvor Schneckenbekämpfungsmassnahmen vornehmen. Schattiernetze schützen gleichzeitig vor Sonnenbrand und Vogelfrass an heranreifenden Früchten. Bei Erdbeeren können Graufäule (Botrytis), Blattflecken oder Echter Mehltau auftreten. Diese Pflanzenkrankheiten lassen sich vermeiden, indem man die Pflanzen mit genügend Abstand setzt, damit sie nach einem Regenguss oder nach dem Giessen gut abtrocknen können. Ausserdem sollte zu Beginn der Gartensaison etwas Stickstoff zugeführt werden – eine Handvoll Hornspäne reicht dafür aus. Bei Mehltaubefall ein Päckchen Backpulver mit 3 l Wasser verdünnen und das Gemisch mit dem Zerstäuber auf die Pflanzen spritzen. Auch mit Wasser verdünnte Milch oder Molke hilft gegen Mehltau.
Neben der einmaltragenden Gartenerdbeere, die es in unzähligen Sorten gibt, stehen weitere Anbauformen zur Verfügung: Die Erdbeerwiese, eine Kreuzung aus Gartenerdbeere und Walderdbeere, hat sich als Bodendecker in der Rabatte einen Namen gemacht.
Himbeeren und Brombeeren
Himbeeren und Brombeeren werden als «Rutenbeeren» bezeichnet. Während Himbeeren zu den beliebtesten Naschfrüchten zählen, vermögen Brombeeren oft nur in der optimalen Genussreife zu begeistern. Brombeeren sind dafür wenig anspruchsvoll, was die Bodenverhältnisse anbelangt – Himbeeren wiederum stellen nicht zu unterschätzende Ansprüche an ihren Standort: Sie bevorzugen leichte, durchlässige Böden, die sich rasch erwärmen. Standorte, wo zuvor Himbeeren wuchsen, sind für den künftigen Himbeeranbau zu meiden.
Im März lohnt sich eine Schaufel hochwertiger, vollständig verrotteter Kompost und eventuell zusätzlich noch eine Handvoll sauer wirkender biologischer Beerendünger. Allen Rutenbeeren ist gemeinsam, dass sie ein Gerüst benötigen, weil sie sonst zu wenig standfest sind – die Ruten werden am Draht laufend aufgebunden. Bei der Pflanzung benötigt man zwei bis drei frisch getopfte Himbeer-Jungpflanzen pro Laufmeter. Brombeeren werden je nach Anbauform mit 1,5 bis 2,5 m Abstand bei der Fächererziehung bzw. 3 bis 5 m Zwischenraum bei der Palmettenerziehung gepflanzt. Die Pflanzung erfolgt am besten Ende Mai nach den Eisheiligen – weiterkultiviertes Pflanzmaterial aus frisch getopften Jungpflanzen ist auch im September oder gar im März des Folgejahres erhältlich.
Beeriger Lebenszyklus
Sommerhimbeeren, Brombeeren und Kreuzungen davon wachsen im Zweijahreszyklus. Im ersten Jahr werden die Jungruten angezogen. Nach der Überwinterung tragen diese Ruten im zweiten Jahr. Im Frühling werden überlange Jungruten eingekürzt, damit die Stauung zu einem regelmässigen Austrieb der Seitentriebe (Lateralen) führt. Nach der Ernte werden die abgetragenen Ruten bodeneben herausgeschnitten. Für eine gleichmässige Ernte sind Jung- und Tragruten gleichzeitig im Bestand zu pflegen.
Herbsthimbeeren werden in der Regel einjährig bewirtschaftet: Die Jungruten, die im Frühjahr aus dem Boden austreiben, wachsen bis auf eine Höhe von 1,5 bis 2 m heran. An der Rutenspitze bilden sich die Blüten- und Fruchtstände, daraus reifen ab Anfang August die Früchte. Die Ernte dauert bis zu den strengen Frösten im Spätherbst an. Tipp: Wo kräftige, gegen 2 m hohe und sehr gesunde Ruten vorhanden sind, werden nur die abgetragenen Rutenspitzen entfernt. Die verbleibenden eingekürzten Ruten überwintern wie bei den Sommerhimbeeren. Im Frühjahr bilden sich aus den Knospen Blüten- und Fruchtstände. Daraus entsteht eine frühe Sommerernte. Gleichzeitig treiben aus dem Boden die Jungtriebe aus, wovon im Spätsommer die Herbsternte genutzt werden kann. Bei eingekürzten Herbsthimbeerruten für die Sommerernte werden die Seitentriebe im Herbst auf 15 bis 20 cm und im Frühjahr auf die Basisknospe (wie bei den Brombeeren) eingekürzt, um eine gute Entwicklung der Lateralen zu erreichen.
Johannis- und Stachelbeeren
Johannis- und Stachelbeeren sowie Cassis sind in den meisten Gärten zu finden, aufgrund der markanten Säure sind sie jedoch keine klassischen Naschfrüchte. In der Regel werden diese «Ribes»-Arten als Büsche mit neun bis zwölf Trieben gezogen. Sie gedeihen auf nährstoffreichen, lockeren Böden besonders gut und sind auf eine regelmässige Zufuhr von reifem Kompost oder Mist angewiesen. Neben dem hängenden Fruchtertrag brauchen die Pflanzen genügend Nährstoffe, um neues Fruchtholz für die Ernte des nächsten Jahres zu bilden. Nährstoffmangel ist an einer schlechten Fruchtqualität und an fehlender Neutriebbildung zu erkennen.
Schmackhafte Beerenhecke
Neben der Erziehung als Busch lassen sich Johannis- und Stachelbeeren als Zwei- und Dreiasthecken erziehen, was ein Drahtgerüst voraussetzt. Die Pflanzen stehen im Abstand von ca. 1 m zueinander. Bei dieser Anbauform hat sich ein intensiver Winterschnitt auf einjährige Seitentriebe (sechs bis acht pro Leitelement) bewährt. Von diesen einjährigen Seitentrieben wird eine hervorragende Fruchtqualität geerntet. Alte Leitelemente mit nachlassender Produktion einjähriger Triebe sind durch junge Leitelemente zu ersetzen, die frühzeitig herangezogen werden. Ein intensiver Winterschnitt auf junges Holz hat den positiven Nebeneffekt, dass der Schildlausbefall in der Regel tief gehalten werden kann.
Verrieselnde Johannisbeeren?
Unter «Verrieseln» versteht man das Abfallen einzelner Blüten, besonders im unteren Drittel des Stiels. Ursache kann eine unzureichende Bestäubung, ungünstige Witterung um die Blütezeit herum oder ein fehlender oder zu schwacher Schnitt sein. Oder es liegt an der Sorte: Die Frühsorte ‘Jonkheer van Tets’ etwa ist anfällig für das Verrieseln. Insbesondere während der Blüte ist die Kombination des intensiven Winterschnitts mit einer ausreichenden Stickstoffversorgung von grosser Bedeutung, um das Verrieseln zu verhindern. Bei organischer Düngung Ende Februar mit Kompost oder Mist sollte man nach sechs Wochen nochmals mit Hornspänen nachdüngen. Wenn im Mai das Wachstum nachlässt, kann man Anfang Mai nochmals organischen Beerendünger nachreichen, denn die Düngung soll vor allem stickstoffbetont sein. Bei mineralischer Düngung sind zwei Gaben empfohlen, Ende Februar und Ende April.
Heidelbeeren – die aus dem Norden
Abgesehen von spezifischen Standort-ansprüchen gedeihen Kulturheidelbeeren (Northern Highbush Blueberries) vielerorts prächtig und liefern schmackhafte Naschfrüchte. Voraussetzung dafür ist ein luftig-lockeres, wasserdurchlässiges Substrat. In durchwurzelten Böden fühlen sich Heidelbeeren hingegen gar nicht wohl. Dieser ist ihnen zu kompakt und verfügt über zu wenig wasser- und luftführende Grobporen. Zudem ziehen Heidelbeeren einen leicht sauren Boden vor. Holz- und Rindenschnitzel von Nadelgehölzen eignen sich hervorragend als Material. Bereits nach wenigen Jahren der Verrottung ähnelt das Schnitzelsubstrat einem Waldboden. Frische Schnitzel sind mit genügend Stickstoffdünger in diesen Verrottungsprozess zu überführen. Während dieser Zeit ist darauf zu achten, dass die Heidelbeerpflanzen genügend Nährstoffe bekommen, damit sie schmackhafte Früchte und junges Holz ausbilden können. Heidelbeeren werden als zwei- bis dreijährige Jungpflanzen geliefert, die vom Spätherbst bis zum Frühjahr im Abstand von etwa 1 bis 1,5 m gepflanzt werden. Fühlt sich die Heidelbeerpflanze wohl, kann sie bis zu 2 m hoch werden.
Intensiver Schnitt bei Jungpflanzen
Kulturheidelbeeren sind äusserst fruchtbar, daher ist bereits in den ersten Jahren ein regelmässiger Schnitt angezeigt. Es ist zudem ratsam, im ersten und allenfalls zweiten Standjahr die Blüten abzustreifen. Mit dem Verzicht des Ertrags von frisch gepflanzten Jungpflanzen ermöglicht man diesen eine gute Jugendentwicklung mit kräftiger Triebbildung. Nach vier bis fünf Jahren ist die Pflanze im Vollertrag und braucht einen intensiven Winterschnitt auf einjähriges Fruchtholz. Abgetragenes Fruchtholz (zwei- und mehrjährig) ist konsequent zu entfernen. Kümmertriebe im Strauchinneren und in Bodennähe werden herausgeschnitten. Nach erfolgtem Winterschnitt wird jedes zweite bis dritte Jahr eine 10 bis 20 cm hohe Schicht an Holz- und Rindenschnitzeln ausgebracht.
Während Himbeeren zu den beliebtesten Naschfrüchten gehören, vermögen Brombeeren nur in optimaler Genussreife zu begeistern.
Weniger ist mehr: Massnahmen für gesunde Himbeeren und Brombeeren
● Lockere, rasch abtrocknende Bestände (ausreichende Reihenabstände, Begrenzung der Rutenzahl pro Laufmeter: 10 pro Laufmeter bei Sommerhimbeeren, 10 bis 15 bei Herbsthimbeeren).
● Die konsequente Jungrutenselektion vermag den Druck von Rutenkrankheiten deutlich zu senken: Bei Sommerhimbeeren und Brombeeren wird der erste Jungruten-Aufwuchs bis etwa Ende Mai entfernt. Als Folge davon bilden sich mittelstarke Ruten, die bis zum Herbst eine ideale Länge erreichen. Diese Ruten springen an der Basis weniger auf. Bei Herbsthimbeeren die 15 stärksten Austriebe pro Laufmeter stehen lassen und laufend aufbinden.
● Keine Stummelbildung beim Schnitt. Die Ruten sind tief wegzuschneiden. Die Erreger von Rutenkrankheiten überwintern auf den Stummeln und infizieren die austreibenden Jungruten.
● Bei Brombeeren reichen pro Pflanze vier bis fünf einjährige Triebe aus, die parallel zu den Tragruten für die Fruchternte im Folgejahr aufgezogen werden.
Tipps zur Schnitt-Technik
● Der Zapfenschnitt bei Johannis- und Stachelbeeren provoziert den Austrieb von jungen Seitentrieben.
● Beim Austrieb werden bei den Fortsetzungstrieben Konkurrenzknospen zur Endknospe entfernt. Zwei bis drei benötigte Jungtriebe erreichen bis zum Herbst eine Höhe von bis zu 1,5 m, überzählige Jungtriebe sollten schon früh entfernt werden.
● Bei der Sorte ‘Rovada’ sollten keine grossen Schnittwunden direkt am Leitelement erfolgen, die Sorte hat einen schlechten Wundverschluss.
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