Ein schwebender Kreis und eine hängende Pillenform, die sich zu überschneiden scheinen; ein magentafarbenes Rechteck, das ein Stück Himmel rahmt und mitten im Raum zu schweben scheint: Die Tages- und Kunstlicht-Installation von Bureau Hindermann aus Zürich gleicht einem verwirrenden räumlichen Vexierspiel. Oben und unten werden auf den Kopf gestellt. Des Rätsels Lösung: Die beiden Lichtbänder aus vierkantigen Metallprofilen mit RGB-LED-Innenseite sind im Grunde genommen ein von der komplett verspiegelten Decke hängender Halbkreis und ein in den Treppenraum hängendes U. Der Spiegel an der Decke verdoppelt die Formen. Auch der Raum scheint dadurch verdoppelt. In der Decke ausgespart ist lediglich der Schacht des Oberlichts mit seiner markanten Laibung in der Farbe Hot Magenta. Das farbig leuchtende Rechteck scheint mitten im Raum zu schweben.
Farbige Lichträume
Die unterschiedlichen Farbstimmungen im Treppenhaus der Villa können mit Lichtsteuerung erzeugt werden und tauchen die verputzten Wände komplett in das entsprechende Farblicht. Die Referenzen der Lichtinstallation sind vielfältig. Die verschiedenen Farbstimmungen, die mit den RGB-LEDs erzeugt werden können, erinnern an die Skyspaces von James Turrell, in denen der amerikanische Künstler mit der Wahrnehmung und den optischen Täuschungen von farbigem Licht im Raum arbeitet. «Spiegelungen, Kreise und Irritationen unserer Raumwahrnehmung sind auch eine Konstante im Werk von Ólafur Elíasson», sagt Christof Hindermann. Die intensive Farbigkeit des Oblichts ist zudem eine direkte Referenz an den mexikanischen Architekten Luis Barragán (1902–1988). In den Designs und Projekten von Bureau Hindermann für private Bauherrschaften und Schweizer Unternehmen spielen starke Bilder und Referenzen, augenzwinkernde Bezüge und Überzeichnungen eine wichtige Rolle. Für den Innenarchitekten ist das Emotionale ein wesentliches Moment, um eine Beziehung zwischen den Räumen, Objekten und den Menschen herzustellen. Nicht zuletzt steckt gerade in der LED-Beleuchtung aufgrund der heutigen geringen Dimensionen der Lichtquelle ein grosses Potenzial, Licht nicht nur als Objekt im Raum, sondern als Möglichkeit für immersive Raumerlebnisse in den Vordergrund zu rücken. Die Lichtinstallation auf dieser Seite war für den Design Preis Schweiz 2023 nominiert.
«Der brave Schweizer und die impulsive Latina»
Interview mit Christof Hindermann, Geschäftsführer der Bureau Hindermann GmbH.
Der Schweizerische Hauseigentümer: Wie kam Bureau Hindermann zu diesem besonderen Auftrag?
Christof Hindermann: Da wir für die Bauherrschaft bereits die Geschäftsräume umbauen durften, kam sie mit der Frage auf uns zu, ob wir sie auch bei ihrem Privatprojekt unterstützen könnten. Nach einer Besichtigung des Rohbaus boten wir an, ein Konzept zur Überarbeitung gewisser Bereiche zu erstellen. Wir konzentrierten uns anfänglich auf die Küche und das Treppenhaus. Für uns Innenarchitekturschaffende ist das Treppenhaus immer sehr interessant, da es bei der vertikalen Erschliessung immer auch um die Frage geht, wie sich Verbindungen zwischen den Räumen auf unterschiedlichen Ebenen schaffen lassen. Vor Ort stellten wir fest, dass die Verortung und Dimension des Oblichts sehr unpräzise war, so dass sich für die Beleuchtung auch keine Pendelleuchten eigneten, da im Bereich des Dachfensters nichts befestigt werden konnte.
Wie konnten Sie die Bauherrschaft von einer lichtkünstlerischen Intervention überzeugen?
Gleichzeitig mit der Idee, diesen Raum viel stärker aufzuladen, loteten wir bei der Bauherrschaft aus, wie eigenständig sie sich für eine Raum- / Licht-Installation begeistern können. Und siehe da: Der doch eher kühne Entwurf stiess auf grosse Begeisterung. Die Idee war gewagt, aber das gegenseitige Vertrauen und ein gefestigter Entscheidungswille der Bauherrschaft machte sie möglich.
Sie beziehen sich mit der Wahl der Farbe Hot Magenta beim Oblicht auf das Werk des mexikanischen Architekten Luis Barragán.
Es ist eine persönliche Geschichte, die sich inhaltlich und gestalterisch anbot und die ich in der Innenarchitektur aufnehmen wollte: die binationale Verbindung der Bauherrschaft – der brave Schweizer und die impulsive Latina. Ein wenig klischeehaft, aber die Bauherrschaft fand die Idee passend. Das Thema Mexiko taucht auch an anderen Orten im Wohnbereich auf.
Bureau Hindermann GmbH, Zürich
Seit 2000 realisiert die Bureau Hindermann GmbH Projekte in den Bereichen Innen-architektur, Produkt- und Ausstellungsdesign: